Zeitgeschichtlicher Kontext

Aus Alleswisser
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Dr. Erika Fuchs, die Übersetzerin der US-amerikanischen Disney-Veröffentlichungen ins Deutsche, war klassisch gebildet; sie ließ viele Zitate in die Sprechblasen einfließen.[1]

Zudem war sie aufgeschlossen für das sie aktuell Umgebende; assoziativ denkend und humorvoll zog sie auch Profanes heran. In Folge dessen spiegelt sich die Wirklichkeit in Deutschland zu Lebzeiten von Dr. Fuchs in den Sprechblasen. Vieles würde späteren Generationen kaum mehr auffallen oder würde nicht mehr verstanden.

Das ist ein allgemein bekanntes Phänomen; allerdings würde den vorliegenden Text zu "aktualisieren" diesen zugleich verarmen. Eine gute Alternative, mit dem Problem umzugehen ist, Werken von als wertvoll erachteten Autoren ein Glossar zur Seite zustellen oder eine Monografie zu widmen. Zwei Beispiele wären:

Theodor Fontane, Effi Briest, in der dtv-Klassik-Ausgabe 1983/1985 (München), „Herausgegeben und mit einem Anhang versehen von Walter Keitel und Helmuth Nürnberger“. Von diesem Anhang sind die Seiten 329-384 (!) den Anmerkungen gewidmet. Diese erläutern, der jeweiligen Buchseite zugeordnet, erwähnte reale Personen, Zeitgeschichtliches, regionale Besonderheiten, erwähnte Literatur, Theaterstücke etc., damals übliche Gesellschaftsspiele, ironisierende Momente und andere literarische Effekte, Spracheigentümlichkeiten, nicht mehr verwendete französische Worte, z. B. trousseau, nicht mehr verwendete deutsche Worte, z. B. Rollkammer usw. … Daniel Pool. (1994). What Jane Austen ate and Charles Dickens knew. From Fox Hunting to Whist – The Facts of Daily Life in 19th-century England. New York: Touchstone.

Die Menge an Daten gestatte es nicht, dass sämtliche Bezüge auf einer einzigen Seite dargestellt werden, daher möge man bitte den Links auf die folgenden Sammlungen folgen:


Weniger eine Frage des zeitgeschichtlichen als vielmehr des literarischen Bezuges sind die vielen Literaturzitate, die sich in den Fuchsschen Übersetzungen finden:


Muss i denn...

Im Land der viereckigen Eier, TGDD 50

Im Land der viereckigen Eier, TGDD 50

Muss i denn... ist ein altes schwäbisches Volkslied, das auch durch Elvis Presley weltbekannt wurde und gerne bei Schiffsabfahrten gegeben wird.

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Hans Hass

Der arme reiche Mann, TGDD 4

"Der arme reiche Mann", TGDD 4

Hans Hass war ein österreichischer Tierforscher und Unterwasserfilmer, der durch das Fernsehen bekannt geworden war.


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3. Werbung und Reklame

Butaris (Bey von ...) Der Schlangenring (FC 0029/1)

BL DO-02-24

Butaris ist der Markenname für ein in Deutschland erhältliches Butterschmalz. Das Produkt wird von der Bayernland eG in Nürnberg, der Uelzena eG in Uelzen und der A. Saumweber GmbH in München hergestellt. Inhaber der Marke ist die Dairy Fine Food GmbH.

[...]

Geschichte

Die Subventionierung von Butter durch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) führte seit Ende der 1970er Jahre bis 2007 zu einer anhaltenden Überproduktion, dem sogenannten Butterberg. Um Produktionsvolumen und Lagerbestände zu verringern, beschloss die EWG-Kommission daher 1978 im Rahmen der Verordnung (EWG) Nr. 649/78 erstmals eine Verbilligungsaktion für Butter zur Herstellung von Butterschmalz. Sämtliche Eigenmarken wurden zugunsten der neuen Marke Butaris für verbilligtes Butterschmalz eingestellt. Aufgrund der Subventionierung konnte Butterschmalz zu einem niedrigeren Preis als Butter angeboten werden, was es zu einer wettbewerbsfähigen Alternative zu Butter und zu pflanzlichen Fetten wie Margarine machte. In den ersten drei Jahren nach der Markteinführung – von 1978 bis 1981 – stieg der Absatz von Butterschmalz von 1.968 t auf 4.119 t pro Jahr. Seit 2008 steht für Butterschmalz keine verbilligte Butter mehr zur Verfügung.

Herstellung

Der Markenname BUTARIS leitet sich vom Herstellungsprozess ab. Zunächst wird die Grundzutat Butter bei 50 °C langsam zum Schmelzen gebracht. Anschließend werden das enthaltene Wasser sowie Milcheiweiß durch Zentrifugieren entfernt. Durch erneutes Erhitzen auf 100 °C im Vakuumkessel werden die noch verbliebenen Wasseranteile verdampft. Zurück bleibt das reine Butterfett, das filtriert und auf 15 °C heruntergekühlt wird.[1]

Der Duft nach Sauberkeit und Frische (Die Weihnachtswäsche WDC 184)

Der "Duft nach Sauberkeit und Frische" ist „eine Formel, die rasch berühmt und oft zitiert wurde." Sie stammt von der Autorin „Elisabeth Langgässer.“ Über sie war 1936 ein Publikationsverbot verhängt worden („Halbjüdin“). Ihr Name wurde daher auf den Werbematerialien für „Uralt Lavendel“ der Firma Lohse nicht erwähnt.

1938 bis 1941 wurden ganzseitige Anzeigen, farbig und luxuriös gedruckt, welche in den modischen Zeitschriften "Die neue Linie" - "Die Dame" und dem Achsenblatt "Berlin - Rom - Tokio" erschienen.

BL_WDC-29-48-5 WDC 184

Langgässer erfand „für "Uralt Lavendel" den "Duft nach Sauberkeit und Frische" „eine Formel, die rasch berühmt und oft zitiert wurde." ...

BL_WDC-29-48-4 WDC 184

"Die Formel Elisabeth Langgässers war unmittelbar der Pflanze und ihrem populären Gebrauch abgewonnen, sie bestätigte allgemeines Wissen, sie hatte einen bäuerlichen gesunden Beigeschmack und war weitab von parfümierter Dekadenz." ...

"... für "Uralt Lavendel" werde nur "urechtes, allerfeinstes Lavendel" verwendet, keine "künstlichen Riechstoffe" ...

Natürlichkeit war Trumpf, und der wurde übertrumpft durch "verfeinerte Natürlichkeit. Gerühmt wurde die "angenehme Kühle", passend zur Frische der Frau." ... "... ein schlichter Duft auch für Männer", und diese Behauptung hatte im Krieg fast einen Hauch von sabotierter Männlichkeit." ...

Der "Duft nach Sauberkeit und Frische" ist „eine Formel, die rasch berühmt und oft zitiert wurde." Sie stammt von der Autorin „Elisabeth Langgässer.“ Über sie war 1936 ein Publikationsverbot verhängt worden („Halbjüdin“). Ihr Name wurde daher auf den Werbematerialien für „Uralt Lavendel“ der Firma Lohse nicht erwähnt.

„1938 bis 1941 wurden ganzseitige Anzeigen, farbig und luxuriös gedruckt, welche in den modischen Zeitschriften "Die neue Linie" - "Die Dame" und dem Achsenblatt "Berlin - Rom - Tokio" erschienen.“

Langgässer erfand „für "Uralt Lavendel" den "Duft nach Sauberkeit und Frische" „eine Formel, die rasch berühmt und oft zitiert wurde." ...

"Die Formel Elisabeth Langgässers war unmittelbar der Pflanze und ihrem populären Gebrauch abgewonnen, sie bestätigte allgemeines Wissen, sie hatte einen bäuerlichen gesunden Beigeschmack und war weitab von parfümierter Dekadenz." ...

"... für "Uralt Lavendel" werde nur "urechtes, allerfeinstes Lavendel" verwendet, keine "künstlichen Riechstoffe" ...

Natürlichkeit war Trumpf, und der wurde übertrumpft durch "verfeinerte Natürlichkeit. Gerühmt wurde die "angenehme Kühle", passend zur Frische der Frau." ... "... ein schlichter Duft auch für Männer", und diese Behauptung hatte im Krieg fast einen Hauch von sabotierter Männlichkeit." ... [2]


IMI und ATA

Einsame Insel zu verkaufen! 1960, BL 40 (WDC 235

Beide Produktnamen sind Bezüge auf Waschmittel. IMI war von 1929 bis 1998/1999 eine Marke für ein Waschmittel des Henkel-Konzerns[2] sowie des VEB Waschmittelwerk Genthin in der DDR. IMI gilt als das erste Waschmittel, das Natriumphosphat enthielt.[2]

BL-WDC 40, 8, Bild 2

Ata (Eigenschreibweise: ATA) ist ein seit 1920 von Henkel vermarktetes Scheuermittel, das ursprünglich nur aus Sand und Soda bestand. Ata war 1920 der erste Haushaltsreiniger von Henkel.[3]

Allerdings existiert tatsächlich eine Insel namens Ata, die zum Königreich Tonga gehört und sich südlich von Tongatapu befindet.




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nervolabil - Nervophyll?

Dies ist einer der spekulativeren Einträge. Das Adjektiv "nervolabil", welches hier Dagobert Duck für sich wählt (und in einem anderen Bericht Donald Duck -?) ist zumindest ungewöhnlich. Es erinnert an ein einst weit verbreitetes Mittel, nämlich: "Nervophyll, Zusammensetzung: Acetylbromdiäthylacetylcarbamid. Weiße, schwach bittere Tabletten zu 0,25. Als Sedativ bei Nervosität, Angstzuständen und Depressionen, 3mal tägl. 1–2 Tabl. Packungen mit 20 Tabl. 1,09 RM. Bayer, I. G. Farbenindustrie, Leverkusen a. Rh."[3]

Es wurde schon in WK I in Feldpostbriefen erwähnt: "Hoffentlich werde ich durch die Arznei etwas ruhiger. Ich habe fürs Herz „Valodigan“ + für die Nerven Nervo-Phyll. Ich soll noch mal zum Arzt kommen. Dr. Koerver ist ja großzügig im Verschreiben."[4]Es kam auch vor in populärer Literatur (Der Tod und der Teewagen | ZEIT ONLINE - Die Zeit

www.zeit.de › ... › Jahrgang 1951 › Ausgabe: 29): "Tante Süßing sagte, sie müsse ins Krankenhaus, damit der befreundete Arzt ihr Nervophyll verschriebe, und Onkel Liebing sei daheim geblieben, um sie zu ..."[5].

Im englischen Original sagt Scroge McDuck: "I´ve gotten so I go all to pieces when anybody mentions my wealth." Donald antwortet: "You sure do!"

BL OD-06-42





BL OM-01-29

4. Ernährungsgewohnheiten

Kein Hammelbraten

Das Werbeblatt der Biobranche, „Schrot und Korn“, informiert: Weil mehr Bio-Schaf- und Ziegenmilch getrunken wird, fallen mehr männliche Lämmer und Kitze an. Sie seien zu schade, um nur als Tierfutter verwendet zu werden. Allerdings ist „Ziegenfleisch […] nach dem Weltkrieg komplett von den deutschen Tellern verschwunden …“ (G. Manek, 06/2021, S. 26). Das gleiche galt lange Zeit für Schaf-(Hammel-)fleisch (vielleicht mit der regionalen Ausnahme „Heidschnucken“).

Der Bericht „Die Schafcowboys“ (FC 1010/4) erschien 1960 erstmals auf deutsch, und dieser Widerwille gegen Schaffleisch war der Übersetzerin regelrecht durchgerutscht; im englischen Text stellt Herr Wolf nur fest: „Oho! I get it now! Sheep!” Hierzu passt auch sein freudiger Gesichtsausdruck, nicht aber zu dem Ausruf: “O, Hammelbraten! Scheußlich!“

BL WDC-21-09
BL WDC-21-11

Entsprechend war bereits im Bericht „Eine peinliche Enthüllung“ (schon 1952 erstmals auf deutsch erschienen) die in Deutschland verpönte Hammelkeule (im Original fängt Herr Gans ein angerichtetes „Leg of lamb“) in „Schweinebraten“ umbenannt worden. Angesichts der ungehobelten Tischmanieren des Herrn Gans ist die Hammelkeule deutlich zu erkennen.










Kein Truthahn

Auch Truthahn war 1953 kein in Deutschland bekanntes Lebensmittel. Im Bericht "Friedliche Ferien ( II )", WDC 142, wurden zwei Bilder deshalb sogar umgezeichnet … obwohl fraglich ist, wieviele Kinder im Nachkriegsdeutschland sich unter einem „Füllhorn“ eher etwas hatten vorstellen können …warum keine Gans ?

BL WDC-21-36 a
BL WDC-21-36 b
TGDD 12 S.65

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