Kettenwurm (Wunderwurm)

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Vorkommen

Kettenwurm (auch: Wunderwurm)

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TGDD 123
Stamm Annelida (Ringelwürmer)
Klasse Clitellata (Gürtelwürmer)
Ordnung Oligochaeta (Wenigborster)
Familie Lumbricidae (Regenwürmer)
Art Lumbricus piscator

Der Kettenwurm ist ein Produkt der Entenhausener Biotechnologie. Es handelt sich bei ihm um einen durch gezielte Züchtung entstandenen Abkömmling (Patent DANIEL DÜSENTRIEB) des gemeinen Re­genwurmes (Lumbricus terrestris). Er kommt in freier Natur nicht vor, sondern muss gezielt freigesetzt werden. Bis dahin lebt er nicht anders als normale Regenwürmer in gewöhnlichem Humussubstrat.

Aussehen

Äußerlich unterscheidet sich der Kettenwurm nur geringfügig von normalen Regenwürmern. Lediglich die sonst bei Regenwürmern auffallende Verdickung (Clitellum) ist bei ihm weniger deutlich ausgeprägt. Daneben wurden ihm zwei lichtempfindliche Sensorbereiche ("Augen") am Vorderende angezüchtet.

Verhalten

Im Falle der Freisetzung zeigt sich aber ein sonst bei Wür­mern nicht übliches Verhalten, insbesondere seine Fä­higkeit zur Kooperation. Die Kettenwürmer wandern spontan prozessionsartig ins nächste Gewässer und locken Beutegut an. Sobald ein Fisch einen distalen Wurm schnappt, bildet die gesamte Wurm­ko­lonne durch Ineinanderhaken der Individuen schließlich eine Kette. Die Wurmkette zieht den Fisch dann in kooperativer Arbeit an Land. Bei größeren Fi­schen können mehrere Wurmkolonnen zusammenarbeiten. Ist das Beutetier an Land ge­zogen, löst sich die Kette, und die Würmer begin­nen als Kolonne einen er­neuten Beutezug. Der Reiz zur Kettenbildung (Triggerimpuls) kann auch an Land durch Berühren eines distalen Wurms ausgelöst werden, was ein Bergen der Tiere unterbindet. Einmal ausgesetzte Tiere sind also bis zu ihrem Absterben un­entwegt auf Beutejagd.

Eine Verhaltensänderung durch taktile Triggerimpulse ist keineswegs so abwegig, wie es scheinen mag. Auch bei unseren Wanderheuschrecken ist eine Reihe taktiler Triggerimpulse als Auslöser des Schwarmverhaltens belegt. Hier kommt es allerdings dann zusätzlich auch zu physiologischen Veränderungen.

Die Lebensdauer eines Kettenwurmes nach Auslösung des Triggerimpulses kann von ihrem Züchter fast minutengenau auf zwölf Stunden terminiert werden. Durch dieses geplante Ableben konnte in Entenhausen die ökologi­sche Katastrophe in Grenzen gehalten werden, als fahrlässig freigesetzte Kettenwürmer den Gumpensee leerfischten.

Es liegt nahe, dass es sich trotz des frühen Zeitpunktes der Überlieferung des Berichtes (Entste­hungsjahr 1952!) um eine gentechnisch hergestellte Spezies handelt, denn ein soziales, fast schon an staatenbildende Insekten erinnerndes Verhalten beim Fischfang ist bei niederen Tieren auf die­sem Planeten wie auch in Entenhausen ansonsten völlig unbekannt. Das bizarre Verhalten dient weder dem Nahrungserwerb noch der Fortpflanzung. Die punktgenaue Vorhersagbarkeit des Ab­sterbens lässt auf einen speziellen Suizidmechanismus durch programmierte Apoptose schließen.

Dem Entenhausener Sprachgebrauch zufolge sind die Ketten- bzw. Wunderwürmer übrigens "Weichtiere", was zwar zoologisch nach unseren Begriffen nicht korrekt ist, aber den von PLUM (1985) entdeckten Gepflogenheiten der Entenhausener Tiersystematik ("Klassifikation durch Alliteration") sehr gut ent­spricht.

Quellen

„Die Wunderwürmer“ WDC 153A (bzw. TGDD 123, p. 26-30), BL-WDC 23/4

Martin, Patrick / Martin, Oliver / Jacobsen, Peter / Harms, Klaus (Hg.): Barks´ Thierleben. Biodiversität in Entenhausen, D.O.N.A.L.D.: Hamburg 2001 (Der Donaldist Sonderheft 40).

PLUM, T. (1985): Alliteration im Tierreich - Der Stabreim in seiner Funktion als zoo­logische Klassifi­kationsmethode.- Der Donaldist 54: 39-41.