Literaturzitate von Friedrich Schiller
Wallensteins Lager |
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Es wächst der Mensch mit seinen höheren ZweckenProlog, Wallensteins Lager(Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798)Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel, Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge Geliehn, die weiche Seele hingegeben, Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat Die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt, Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns Aus dieser edeln Säulenordnung an, Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen. Und doch ist dies der alte Schauplatz noch, Die Wiege mancher jugendlichen Kräfte, Die Laufbahn manches wachsenden Talents. Wir sind die Alten noch, die sich vor euch Mit warmem Trieb und Eifer ausgebildet. Ein edler Meister stand auf diesem Platz, Euch in die heitern Höhen seiner Kunst Durch seinen Schöpfergenius entzückend. O! möge dieses Raumes neue Würde Die Würdigsten in unsre Mitte ziehn, Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt, Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen. Ein großes Muster weckt Nacheiferung Und gibt dem Urteil höhere Gesetze. So stehe dieser Kreis, die neue Bühne Als Zeugen des vollendeten Talents. Wo möcht es auch die Kräfte lieber prüfen, Den alten Ruhm erfrischen und verjüngen, Als hier vor einem auserlesnen Kreis, Der rührbar jedem Zauberschlag der Kunst, Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht? Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst, Die wunderbare, an dem Sinn vorüber, Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben. Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab, Und wie der Klang verhallet in dem Ohr, Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung, Und ihren Ruhm bewahrt kein daurend Werk. Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis, Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze, Drum muß er geizen mit der Gegenwart, Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen, Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern, Und im Gefühl der Würdigsten und Besten Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er Sich seines Namens Ewigkeit voraus, Denn wer den Besten seiner Zeit genug Getan, der hat gelebt für alle Zeiten.[c] Die neue Ära, die der Kunst Thaliens Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend, Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis Auf einen höhern Schauplatz zu versetzen, Nicht unwert des erhabenen Moments Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen. Denn nur der große Gegenstand vermag Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen, Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken. | ||||||||||
Ernst ist das Leben, heiter ist die KunstProlog, Wallensteins Lager (Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798)Das heut’ge Spiel gewinne euer OhrUnd euer Herz den ungewohnten Tönen; In jenen Zeitraum führ‘ es euch zurück, Auf jene fremde kriegerische Bühne, Die unser Held mit seinen Taten bald Erfüllen wird. Und wenn die Muse heut, Des Tanzes freie Göttin und Gesangs, Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel, Bescheiden wieder fordert – tadelt’s nicht! Ja danket ihr’s, daß sie das düstre Bild Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft, Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt; Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst. | ||||||||||
Die Piccolomini | ||||||||||
Spät kommt ihr, doch ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen!Die Piccolomini, 1. Akt, 1. Auftritt ILLO: Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen. Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani (italienisch Gioan Lodovico Hector Isolano): * 1586 in Görz; † März 1640 in Wien) war ein kaiserlicher General der kroatischen Reiter im Dreißigjährigen Krieg. Er diente vier deutschen Kaisern und kämpfte in den vier Hauptschlachten dieses Krieges. Seine Truppen waren berüchtigt für ihre Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung. | ||||||||||
Das ist der Fluch der bösen TatOCTAVIO:Mein bester Sohn! Es ist nicht immer möglich, Im Leben sich so kinderrein zu halten, Wie's uns die Stimme lehrt im Innersten. In steter Notwehr gegen arge List Bleibt auch das redliche Gemüt nicht wahr – Das eben ist der Fluch der bösen Tat, Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären. Ich klügle nicht, ich tue meine Pflicht, Der Kaiser schreibt mir mein Betragen vor. Wohl wär es besser, überall dem Herzen Zu folgen, doch darüber würde man Sich manchen guten Zweck versagen müssen. Hier gilts, mein Sohn, dem Kaiser wohl zu dienen, Das Herz mag dazu sprechen, was es will. | ||||||||||
Die Jungfrau von Orleans | ||||||||||
Prolog, 4. Auftritt
Lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften,Ihr traulich stillen Täler lebet wohl!Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln,Johanna sagt euch ewig Lebewohl.Ihr Wiesen, die ich wässerte! Ihr Bäume,Die ich gepflanzet, grünet fröhlich fort! Lebt wohl, ihr Grotten und ihr kühlen Brunnen! Du Echo, holde Stimme dieses Tals, Die oft mir Antwort gab auf meine Lieder, Johanna geht und nimmer kehrt sie wieder! | ||||||||||
Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?Die Jungfrau von Orleans, 1. Akt, 3. AuftrittKARL (verzweiflungsvoll):Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand? Reißt mich in Stücken, reißt das Herz mir aus, Und münzet es statt Goldes! Blut hab ich Für euch, nicht Silber hab ich, noch Soldaten! | ||||||||||
Gegen Gullys kämpfen selbst Götter vergebensDie Jungfrau von Orleans III,6 LIONEL: „Ich kann nicht bleiben. – Fastolf, bringt den Feldherrn An einen sichern Ort, wir können uns Nicht lange mehr auf diesem Posten halten. Die Unsern fliehen schon von allen Seiten, Unwiderstehlich dringt das Mädchen vor –“ Talbot entgegnet darauf: „Unsinn, du siegst und ich muß untergehn!Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. Erhabene Vernunft, lichthelle Tochter Des göttlichen Hauptes, weise Gründerin Des Weltgebäudes, Führerin der Sterne, Wer bist du denn, wenn du dem tollen Roß Des Aberwitzes an den Schweif gebunden, Ohnmächtig rufend, mit dem Trunkenen Dich sehend in den Abgrund stürzen mußt!“ | ||||||||||
Wilhelm Tell | ||||||||||
Schifflein auf den WellenWilhelm Tell, 1. Aufzug, 1. Szene
Er stösst schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer! Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt! Kuoni am Ufer: Die Flut geht drüber weg – Ich seh's nicht mehr. Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung. | ||||||||||
Es lächelt der See, er ladet zum BadeWilhelm Tell, 1. Aufzug, 1. Szene
Es lächelt der See, er ladet zum Bade, Der Knabe schlief ein am grünen Gestade, Da hört er ein Klingen, Wie Flöten so süss, Wie Stimmen der Engel Im Paradies. Und wie er erwachet in seliger Lust, Da spülen die Wasser ihn um die Brust, Und es ruft aus den Tiefen: Lieb Knabe, bist mein! Ich locke den Schäfer, Ich zieh ihn herein. | ||||||||||
der Starke ist am mächtigsten alleinWilhelm Tell, 1. Akt, 3. SzeneStauffacher:Verbunden werden auch die Schwachen mächtig. Tell: Der Starke ist am mächtigsten allein. | ||||||||||
Wir wollen sein ein einig Volk von BrüdernWilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene Mit diesen beiden Zeilen beginnt der berühmte Rütlischwur aus Schillers Schauspiel »Wilhelm Tell«. In der 2. Szene des 2. Aktes haben sich die Eidgenossen aus Schwyz, Uri und Unterwalden auf einer Bergwiese, dem Rütli, versammelt. Alle sprechen sie am Ende des Aktes die Worte des Schwurs, die ihnen der Pfarrer Rösselmann aus Uri vorspricht.Rösselmann:Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüsst Von allen Völkern, die tief unter uns Schweratmend wohnen in dem Qualm der Städte, Lasst uns den Eid des neuen Bundes schwören. – Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, In keiner Not uns trennen und Gefahr. (Alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern.) – Wir wollen frei sein wie die Väter waren, Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. (Wie oben.) – Wir wollen trauen auf den höchsten Gott Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen. (Wie oben. Die Landleute umarmen einander.) | ||||||||||
Früh übt sich, was ein Meister werden willWilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. Szene
Der Strang ist mir entzwei. Mach mir ihn Vater. Tell: Ich nicht. Ein rechter Schütze hilft sich selbst. Knaben entfernen sich. Hedwig: Die Knaben fangen zeitig an zu schiessen. Tell: Früh übt sich, was ein Meister werden will. Hedwig: Ach wollte Gott, sie lernten's nie! Tell: Sie sollen alles lernen. Wer durchs Leben Sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz Gerüstet sein. Hedwig: Ach, es wird keiner seine Ruh Zu Hause finden | ||||||||||
Die Axt im Haus erspart den ZimmermannWilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. SzeneTell: Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen, Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft, Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not, Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren. Er hat seine Arbeit vollendet, legt das Gerät hinweg. Jetzt, mein ich, hält das Tor auf Jahr und Tag. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann. | ||||||||||
was da kreucht und fleuchtWilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. SzeneWalther singt: Mit dem Pfeil, dem Bogen, Durch Gebirg und Tal Kommt der Schütz gezogen Früh am Morgenstrahl. Wie im Reich der Lüfte König ist der Weih – Durch Gebirg und Klüfte Herrscht der Schütze frei. Ihm gehört das Weite Was sein Pfeil erreicht, Das ist seine Beute, Was da kreucht und fleugt. | ||||||||||
Platz, Platz dem LandvogtWilhelm Tell, 3. Akt, 3. SzeneRUDOLF DER HARRAS. Platz, Platz dem Landvogt! GESSLER. Treibt sie auseinander! Was läuft das Volk zusammen? Wer ruft Hülfe? (Allgemeine Stille.) | ||||||||||
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefälltWilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene Stüssi: Ja, wohl dem, der sein Feld bestellt in Ruh, Und ungekränkt daheim sitzt bei den Seinen. Tell: Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt. | ||||||||||
Durch diese hohle Gasse muss er kommenWilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene Tell (tritt auf mit Armbrust).Durch diese hohle Gasse muß er kommen, Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht. – Hier Vollend ich's – Die Gelegenheit ist günstig. | ||||||||||
Die Bürgschaft | ||||||||||
Die Bürgschaft
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Das Lied von der Glocke | ||||||||||
Schillers Gedicht von der Glocke ist mit mindestens acht nachgewiesenen Zitaten das bei Fuchs meistzitierte literarische Schillersche Werk.
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Wallensteins Tod | ||||||||||
Leichtfertig ist die Jugend mit dem WortWallensteins Tod – 2. Aufzug, 2. AuftrittWALLENSTEIN: Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort, Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide; Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck Der Dinge Maß, die nur sich selber richten. | ||||||||||
Ich kenne meine PappenheimerWallensteins Tod – 3. Aufzug, 15. Auftritt.... Gefreiter. Unsre Kameraden Zu Braunau, Budweis, Prag und Olmütz haben Bereits gehorcht, und ihrem Beispiel folgten Die Regimenter Tiefenbach, Toscana. – Wir aber glauben’s nicht, daß du ein Feind Und Landsverräter bist, wir halten’s bloß Für Lug und Trug und spanische Erfindung. (Treuherzig.) Du selber sollst uns sagen, was du vorhast, Denn du bist immer wahr mit uns gewesen, Das höchste Zutraun haben wir zu dir, Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben, Den guten Feldherrn und die guten Truppen. Wallenstein. Daran erkenn ich meine Pappenheimer. ... | ||||||||||
Die Sterne lügen nichtWallensteins Tod – 3. Aufzug, 9. Auftritt...Terzky. Hätt‘ man mir geglaubt! Da siehst du’s, wie die Sterne dir gelogen! Empfehlungen Lektüreschlüssel und Biografien Wallenstein (richtet sich auf). Die Sterne lügen nicht, das aber ist Geschehen wider Sternenlauf und Schicksal. Die Kunst ist redlich, doch dies falsche Herz Bringt Lug und Trug in den wahrhaft’gen Himmel. Nur auf der Wahrheit ruht die Wahrsagung; Wo die Natur aus ihren Grenzen wanket, Da irret alle Wissenschaft. War es Ein Aberglaube, menschliche Gestalt Durch keinen solchen Argwohn zu entehren, O nimmer schäm ich dieser Schwachheit mich! Religion ist in der Tiere Trieb,Es trinkt der Wilde selbst nicht mit dem Opfer,Dem er das Schwert will in den Busen stoßen. Das war kein Heldenstück, Octavio! Nicht deine Klugheit siegte über meine, Dein schlechtes Herz hat über mein gerades Den schändlichen Triumph davongetragen. Kein Schild fing deinen Mordstreich auf, du führtest Ihn ruchlos auf die unbeschützte Brust, Ein Kind nur bin ich gegen solche Waffen. ... | ||||||||||
Weitere Werke | ||||||||||
So wankelmütig ist die Gunst des VolkesDemetrius II. Aufzug, 1. SzeneHiob: Der Völker Herz ist wankelmütig, Fürstin, Sie lieben die Veränderung, sie glauben Durch eine neue Herrschaft zu gewinnen. Der Lüge kecke Zuversicht reißt hin, Das Wunderbare findet Gunst und Glauben. | ||||||||||
NarrenspossenAus dem Gredicht "Bacchus im Triller"... Fort, Bärnhäuter! tummle dich! Unser Witz, aus Glas gekerbet, Wie der Blitz ist er zerscherbet; Soll dich nicht der Triller treiben, Laß die Narrenspossen bleiben! Hasts verstanden? Denk an mich! Wüster Vogel, packe dich! | ||||||||||
Siehe, die Sonne Homers, sie leuchtet auch hierAus dem Gedicht "Der Spaziergang"... Ewig wechselt der Wille den Zweck und die Regel, in ewig Wiederholter Gestalt wälzen die Thaten sich um. Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz! Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne, Was dir das gaukelnde Kind, was dir der Jüngling vertraut, Nährest an gleicher Brust die vielfach wechselnden Alter; Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter, Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt nach uns. | ||||||||||
Es wallet und siedet und brauset und zischtGenug des grausamen SpielsBeide Zitate stamme aus dem Balladengedicht "Der Taucher"... Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl, Und mit schmeichelndem Munde sie fleht: »Laßt, Vater, genug sein das grausame Spiel, Er hat Euch bestanden, was keiner besteht, Und könnt Ihr des Herzens Gelüsten nicht zähmen, So mögen die Ritter den Knappen beschämen.« ... Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt, Und Flut auf Flut sich ohn Ende drängt, Und will sich nimmer erschöpfen und leeren, Als wollte das Meer noch ein Meer gebären. ... | ||||||||||
Böse Früchte trägt die böse Tat.Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder Denn das Gute liebt sich das Gerade, Böse Früchte trägt die böse Saat. | ||||||||||
Der Not gehorchend, nicht dem eigenen TriebeDie Braut von Messina oder die feindlichen BrüderDas Zitat bildet den Anfang des Stücktextes: ISABELLA. Der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb, Tret ich, ihr greisen Häupter dieser Stadt, Heraus zu euch aus den verschwiegenen Gemächern meines Frauensaals, das Antlitz Vor euren Männerblicken zu entschleiern. | ||||||||||
Dem Manne kann geholfen werdenDie Räuber, 5. Akt, 2. Szene... RÄUBER MOOR. Man könnte mich darum bewundern. Nach einigem Nachsinnen. Ich erinnere mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüberkam, der im Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat – Man hat tausend Louisdore geboten, wer den großen Räuber lebendig liefert – dem Mann kann geholfen werden. Er geht ab. | ||||||||||
wie vom Donner gerührtDon Carlos, Sechzehnter Auftritt... Marquis (zieht die Prinzessin mit Gewalt von ihm). Ich ermorde Sie, wenn Sie ihn hören. (Zu einem von den Officieren.) Graf von Cordua. Im Namen des Monarchen. (Er zeigt den Verhaftsbefehl.) Der Prinz ist Ihr Gefangener. (Carlos steht erstarrt, wie vom Donner gerührt. Die Prinzessin stößt einen Laut des Schreckens aus und will fliehen, die Officiere erstaunen. Eine lange und tiefe Pause. Man sieht den Marquis sehr heftig zittern und mit Mühe seine Fassung behalten.) (Zum Prinzen.) | ||||||||||
Die schönsten Träume der Freiheit werden im Kerker geträumtBriefe über Don Carlos. 2. Brief... Das entgegengesetzte Elend der Sklaverei und des Aberglaubens zieht sie immer fester und fester an diese Lieblingswelt; die schönsten Träume von Freiheit werden ja im Kerker geträumt.... | ||||||||||
Was tun, spricht ZeusDie Teilung der Erde»Nehmt hin die Welt!« rief Zeus von seinen HöhenDen Menschen zu. »Nehmt, sie soll euer sein! Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen, Doch teilt euch brüderlich darein.« Da eilt, was Hände hat, sich einzurichten, Es regte sich geschäftig jung und alt. Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten, Der Junker birschte durch den Wald. Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen, Der Abt wählt sich den edeln Firnewein, Der König sperrt die Brücken und die Straßen Und sprach: »Der Zehente ist mein.« Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen, Naht der Poet, er kam aus weiter Fern; Ach! da war überall nichts mehr zu sehen, Und alles hatte seinen Herrn! »Weh mir! so soll ich denn allein von allen Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?« So ließ er laut der Klage Ruf erschallen Und warf sich hin vor Jovis Thron. »Wenn du im Land der Träume dich verweilet«, Versetzt der Gott, »so hadre nicht mit mir. Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?«- »Ich war«, sprach der Poet, »bei dir. Mein Auge hing an deinem Angesichte,An deines Himmels Harmonie mein Ohr-Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte Berauscht, das Irdische verlor!« »Was tun?« spricht Zeus. »Die Welt ist weggegeben, Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein. Willst du in meinem Himmel mit mir leben: So oft du kommst, er soll dir offen sein.« Was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen.In diesem zu einer Redensart gewordenen Zitat wird vollständige Ratlosigkeit zum Ausdruck gebracht: „Was tun sprach Zeus, die Götter sind besoffen und vollgekotzt ist der Olymp.“ | ||||||||||
Donner und DoriaDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 1. Akt, 5. Auftritt... GIANETTINO. Geh in die Hölle mit deinem Republikaner! Der Zorn eines Vasallen und meine Leidenschaft! Das heißt, der Leuchtturm muß einstürzen, wenn Buben mit Muscheln darnach werfen. Die drei schwarzen Masken treten mit großen Bewegungen näher. Hat darum Herzog Andreas seine Narben geholt in den Schlachten dieser Lumpenrepublikaner, daß sein Neffe die Gunst ihrer Kinder und Bräute erbetteln soll? Donner und Doria! Diesen Gelust müssen sie niederschlucken, oder ich will über den Gebeinen meines Oheims einen Galgen aufpflanzen, an dem ihre genuesische Freiheit sich zu Tod zappeln soll. Die drei Masken treten zurück. ... | ||||||||||
Da haben wir die BescherungKabale und Liebe, 2. Akt, 5. SzeneFerdinand von Walter stürzt erschrocken und außer Atem ins Zimmer. Die Vorigen. FERDINAND. War mein Vater da? LUISE fährt mit Schrecken auf. Sein Vater! Allmächtiger Gott! Zugleich. FRAU schlägt die Hände zusammen. Der Präsident! Es ist aus mit uns! MILLER lacht voll Bosheit. Gottlob! Gottlob! Da haben wir ja die Bescherung! FERDINAND eilt auf Luisen zu und drückt sie stark in die Arme. Mein bist du, und wärfen Höll und Himmel sich zwischen uns. LUISE. Mein Tod ist gewiß – Rede weiter – Du sprachst einen schrecklichen Namen aus – dein Vater? FERDINAND. Nichts. Nichts. Es ist überstanden. Ich hab dich ja wieder.[791] Du hast mich ja wieder. O laß mich Atem schöpfen an dieser Brust. Es war eine schreckliche Stunde. LUISE. Welche? Du tötest mich! FERDINAND tritt zurück und schaut sie bedeutend an. Eine Stunde, Luise, wo zwischen mein Herz und dich eine fremde Gestalt sich warf – wo meine Liebe vor meinem Gewissen erblaßte – wo meine Luise aufhörte, ihrem Ferdinand alles zu sein – – Luise sinkt mit verhülltem Gesicht auf den Sessel nieder. ... | ||||||||||
Mir steht der Verstand stillKabale und Liebe, 3. Akt, 2. Szene Praͤſident. (...) Was wiſſen Sie hierauf zu ſagen? Hofmarſchall. (mit einem Schaafsgeſicht) Mein Verſtand ſteht ſtill. Praͤſident. Das koͤnnte noch hingehen. (...) | ||||||||||
Mein Verstand steht stillKabale und Liebe, 3. Akt, 2. Szene... HOFMARSCHALL. Sind Sie von Sinnen? PRÄSIDENT. Das hat er geantwortet. Das war er schon willens ins Werk zu richten – Davon hab ich ihn kaum noch durch meine höchste Erniedrigung abgebracht. Was wissen Sie hierauf zu sagen? HOFMARSCHALL mit einem Schafsgesicht. Mein Verstand steht still. PRÄSIDENT. Das könnte noch hingehen. Aber zugleich hinterbringen mir meine Spionen, daß der Oberschenk von Bock auf dem Sprunge sei, um die Lady zu werben. HOFMARSCHALL. Sie machen mich rasend. Wer sagen Sie? Von Bock, sagen Sie? – Wissen Sie denn auch, daß wir Todfeinde zusammen sind? Wissen Sie auch, warum wir es sind? PRÄSIDENT. Das erste Wort, das ich höre. ... | ||||||||||
Eilende Wolken, Segler der LüfteMaria Stuart, 3. Akt, 1. AuftrittMaria. O dank, dank dieſen freundlich gruͤnen Baͤumen, Die meines Kerkers Mauern mir verſtecken! Ich will mich frei und gluͤcklich traͤumen, Warum aus meinem ſuͤßen Wahn mich wecken? Umfaͤngt mich nicht der weite Himmelsſchoos? Die Blicke, frei und feſſellos, Ergehen ſich in ungemeßnen Raͤumen. Dort, wo die grauen Nebelberge ragen, Faͤngt meines Reiches Graͤnze an, Und dieſe Wolken, die nach Mittag jagen, Sie ſuchen Frankreichs fernen Ocean. Eilende Wolken! Segler der Luͤfte! Wer mit euch wanderte, mit euch ſchiffte! Gruͤßet mir freundlich mein Jugendland! Ich bin gefangen, ich bin in Banden, Ach, ich hab' keinen andern Geſandten! Frei in Luͤften iſt eure Bahn, Ihr ſeid nicht dieſer Koͤnigin unterthan. | ||||||||||
Freude schöner GötterfunkenBeginn der Ode "An die Freude"An die Freude Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium1, Wir betreten feuertrunken Himmlische, dein Heiligtum. 5Deine Zauber binden wieder, Was der Mode Schwert geteilt; Bettler werden Fürstenbrüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. ... | ||||||||||
Raum ist in der kleinsten HütteDer Jüngling am BacheAn der Quelle saß der Knabe, Blumen wand er sich zum Kranz, Und er sah sie fortgerissen, Treiben in der Wellen Tanz. »Und so fliehen meine Tage Wie die Quelle rastlos hin! Und so bleichet meine Jugend, Wie die Kränze schnell verblühn! Fraget nicht, warum ich traure In des Lebens Blütenzeit! Alles freuet sich und hoffet, Wenn der Frühling sich erneut. Aber diese tausend Stimmen Der erwachenden Natur Wecken in dem tiefen Busen Mir den schweren Kummer nur. Buchcover Sämtliche Gedichte und Balladen von Friedrich SchillerSammelband: Sämtliche Gedichte und Balladen Was soll mir die Freude frommen, Die der schöne Lenz mir beut? Eine nur ists, die ich suche, Sie ist nah und ewig weit. Sehnend breit ich meine Arme Nach dem teuren Schattenbild, Ach, ich kann es nicht erreichen, Und das Herz bleibt ungestillt! Komm herab, du schöne Holde, Und verlaß dein stolzes Schloß! Blumen, die der Lenz geboren, Streu ich dir in deinen Schoß. Horch, der Hain erschallt von Liedern, Und die Quelle rieselt klar! Raum ist in der kleinsten Hütte Für ein glücklich liebend Paar.« | ||||||||||
Ein Mann ein Wort!Pegasus im Joche ... Die Flügel zwar, spricht er, die schaffen keinen Nutzen; Doch die kann man ja binden oder stutzen, Dann ist das Pferd zum Ziehen immer gut. Ein zwanzig Pfund, die will ich wohl dran wagen; Der Täuscher, hoch vergnügt die Waare loszuschlagen, Schlägt hurtig ein. „Ein Mann, ein Wort!“ Und Hans trabt frisch mit seiner Beute fort. ... | ||||||||||
Eine LeichenfantasieMit erstorbnem ScheinenSteht der Mond auf totenstillen Hainen, Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft – Nebelwolken schauern, Sterne trauern Bleich herab, wie Lampen in der Gruft. Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager, Zieht in schwarzem Totenpompe dort Ein Gewimmel nach dem Leichenlager Unterm Schauerflor der Grabnacht fort. Zitternd an der Krücke, Wer mit düsterm, rückgesunknem Blicke, Ausgegossen in ein heulend Ach, Schwer geneckt vom eisernen Geschicke, Schwankt dem stumm getragnen Sarge nach? Floß es Vater von des Jünglings Lippe? Nasse Schauer schauern fürchterlich Durch sein gramgeschmolzenes Gerippe, Seine Silberhaare bäumen sich. – Aufgerissen seine Feuerwunde! Durch die Seele Höllenschmerz! Vater floß es von des Jünglings Munde, Sohn gelispelt hat das Vaterherz. Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche, Und dein Traum, so golden einst, so süß! Süß und golden, Vater, dir zum Fluche! Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche! Deine Wonne und dein Paradies. – Mild, wie umweht von Elysiumslüften, Wie aus Auroras Umarmung geschlüpft, Himmlisch umgürtet mit rosigten Düften, Florens Sohn über das Blumenfeld hüpft, Flog er einher auf den lachenden Wiesen, Nachgespiegelt von silberner Flut, Wollustflammen entsprühten den Küssen, Jagten die Mädchen in liebende Glut. Mutig sprang er im Gewühle der Menschen, Wie auf Gebirgen ein jugendlich Reh, Himmelum flog er in schweifenden Wünschen, Hoch wie der Adler in wolkigter Höh, Stolz wie die Rosse sich sträuben und schäumen, Werfen im Sturme die Mähnen umher, Königlich wider den Zügel sich bäumen, Trat er vor Sklaven und Fürsten daher. Heiter wie Frühlingstag schwand ihm das Leben, Floh ihm vorüber in Hesperus‘ Glanz, Klagen ertränkt‘ er im Golde der Reben, Schmerzen verhüpft‘ er im wirbelnden Tanz. Welten schliefen im herrlichen Jungen, Ha! wenn er einsten zum Manne gereift – Freue dich, Vater! – im herrlichen Jungen Wenn einst die schlafenden Keime gereift. Nein doch, Vater – Horch! die Kirchhoftüre brauset, Und die ehrnen Angel klirren auf – Wie’s hinein ins Grabgewölbe grauset! – Nein doch, laß den Tränen ihren Lauf. – Geh, du Holder, geh im Pfad der Sonne Freudig weiter der Vollendung zu, Lösche nun den edeln Durst nach Wonne, Gramentbundner, in Walhallas Ruh – Wiedersehen – himmlischer Gedanke! – Wiedersehen dort an Edens Tor! Horch! der Sarg versinkt mit dumpfigem Geschwanke, Wimmernd schnurrt das Totenseil empor! Da wir trunken umeinanderrollten, Lippen schwiegen und das Auge sprach – Haltet! haltet! – da wir boshaft grollten – Aber Tränen stürzten wärmer nach – – Mit erstorbnem Scheinen Steht der Mond auf totenstillen Hainen, Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft. Nebelwolken schauern, Sterne trauern Bleich herab wie Lampen in der Gruft. Dumpfig schollerts überm Sarg zum Hügel, O, um Erdballs Schätze, nur noch einen Blick! Starr und ewig schließt des Grabes Riegel, Dumpfer – dumpfer schollerts überm Sarg zum Hügel, Nimmer gibt das Grab zurück. |