Liste der Zitate im Fuchstext: Literatur der Romantik

Aus Alleswisser
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Johann Wolfgang von Goethe

Selbst ist der Mann!

TGDD 9

Faust II

sic!

Schwankende Gestalten

TGDD 137,BL-WDC 46


“Faust - Der Tragödie erster Teil”, Zueignung


Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,

Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.

Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?

Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?

Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,

Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;

Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert

Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

...

Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie fünfhundert Säuen

“Faust - Der Tragödie erster Teil”, Auerbachs Keller


Mephistopheles

(mit seltsamen Gebärden):

Trauben trägt der Weinstock!

Hörner der Ziegenbock;

Der Wein ist saftig, Holz die Reben,
BL-DÜ 3; TGDD 147

Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.

Ein tiefer Blick in die Natur!

Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt!


Alle

(indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft)

O schöner Brunnen, der uns fließt!


Mephistopheles

Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt!


(Sie trinken wiederholt)


Alle (singen)

Uns ist ganz kannibalisch wohl,

Als wie fünfhundert Säuen!

Die drei dreckigen Ducks, BL WDC-03-28-08

Wie herrlich leuchtet mir die Natur

Mailied


Wie herrlich leuchtet mir die Natur

Wie glänzt die Sonne Wie lacht die Flur!


Es dringen Blüten aus jedem Zweig

Und tausend Stimmen aus dem Gesträuch


Und Freud und Wonne aus jeder Brust

O Erd, o Sonne! O Glück, o Lust!


O Lieb, o Liebe! So golden schön,

Wie Morgenwolken auf jenen Höhn


Du segnest herrlich das frische Feld

Im Blütendampfe die volle Welt


O Mädchen, Mädchen wie lieb ich dich

Wie blickt dein Auge, wie liebst du mich


So liebt die Lerche Gesang und Luft

Und Morgenblumen den Himmelsduft


Wie ich dich liebe mit warmem Blut

Die du mir Jugend und Freud und Mut


Zu neuen Liedern und Tänzen gibst

Sei ewig glücklich wie du mich liebst

Friedrich Schiller

Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken

Schiller, Wallenstein, Prolog

Prolog, Wallensteins Lager
MM 18 1961 S38
(Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798)

Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel,

Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge

Geliehn, die weiche Seele hingegeben,

Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal

Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat

Die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt,

Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns

Aus dieser edeln Säulenordnung an,

Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen.

Und doch ist dies der alte Schauplatz noch,

Die Wiege mancher jugendlichen Kräfte,

Die Laufbahn manches wachsenden Talents.

Wir sind die Alten noch, die sich vor euch

Mit warmem Trieb und Eifer ausgebildet.

Ein edler Meister stand auf diesem Platz,

Euch in die heitern Höhen seiner Kunst

Durch seinen Schöpfergenius entzückend.

O! möge dieses Raumes neue Würde

Die Würdigsten in unsre Mitte ziehn,

Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt,

Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen.

Ein großes Muster weckt Nacheiferung

Und gibt dem Urteil höhere Gesetze.

So stehe dieser Kreis, die neue Bühne

Als Zeugen des vollendeten Talents.

Wo möcht es auch die Kräfte lieber prüfen,

Den alten Ruhm erfrischen und verjüngen,

Als hier vor einem auserlesnen Kreis,

Der rührbar jedem Zauberschlag der Kunst,

Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist

In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht?

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,

Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,

Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang

Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben.

Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,

Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,

Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,

Und ihren Ruhm bewahrt kein daurend Werk.

Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis,

Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze,

Drum muß er geizen mit der Gegenwart,

Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen,

Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern,

Und im Gefühl der Würdigsten und Besten

Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er

Sich seines Namens Ewigkeit voraus,

Denn wer den Besten seiner Zeit genug

Getan, der hat gelebt für alle Zeiten.[c]

Die neue Ära, die der Kunst Thaliens

Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch

Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend,

Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis

Auf einen höhern Schauplatz zu versetzen,

Nicht unwert des erhabenen Moments

Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen.

Denn nur der große Gegenstand vermag

Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen,

Im engen Kreis verengert sich der Sinn,

Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.

Quelle: Diesterweg, Friedrich  Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht (1830)

Spät kommt ihr, doch ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen!

MM 1960/21, TGDD27
Friedrich Schiller: Wallenstein. Die Piccolomini, 1. Akt, 1. Auftritt
ILLO:

Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt!

Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.

Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani (italienisch Gioan Lodovico Hector Isolano): * 1586 in Görz; † März 1640 in Wien) war ein kaiserlicher General der kroatischen Reiter im Dreißigjährigen Krieg. Er diente vier deutschen Kaisern und kämpfte in den vier Hauptschlachten dieses Krieges. Seine Truppen waren berüchtigt für ihre Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung.

MM 1960/21, TGDD27

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Die Jungfrau von Orleans, 1. Akt, 3. Auftritt


KARL (verzweiflungsvoll):

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen?

Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Reißt mich in Stücken, reißt das Herz mir aus,

Und münzet es statt Goldes! Blut hab ich

Für euch, nicht Silber hab ich, noch Soldaten!

Wehe dem, der Schulden macht (1951) WDC 124 BL 17, S. 41

 Mit der Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens

Die Jungfrau von Orleans III,6


LIONEL:

„Ich kann nicht bleiben. – Fastolf, bringt den Feldherrn

An einen sichern Ort, wir können uns

Nicht lange mehr auf diesem Posten halten.

Die Unsern fliehen schon von allen Seiten,

Unwiderstehlich dringt das Mädchen vor –“

Talbot entgegnet darauf:

„Unsinn, du siegst und ich muß untergehn!

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.

Erhabene Vernunft, lichthelle Tochter

Des göttlichen Hauptes, weise Gründerin

Des Weltgebäudes, Führerin der Sterne,

Wer bist du denn, wenn du dem tollen Roß

Des Aberwitzes an den Schweif gebunden,

Ohnmächtig rufend, mit dem Trunkenen

Dich sehend in den Abgrund stürzen mußt!“

Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern

MM1957/27, TGDD 19

Mit diesen beiden Zeilen beginnt der berühmte Rütlischwur aus Schillers Schauspiel »Wilhelm Tell«. In der 2. Szene des 2. Aktes haben sich die Eidgenossen aus Schwyz, Uri und Unterwalden auf einer Bergwiese, dem Rütli, versammelt. Alle sprechen sie am Ende des Aktes die Worte des Schwurs, die ihnen der Pfarrer Rösselmann aus Uri vorspricht.

MM1957/23, TGDD 19
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene
Rösselmann:

Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüsst

Von allen Völkern, die tief unter uns

Schweratmend wohnen in dem Qualm der Städte,

Lasst uns den Eid des neuen Bundes schwören.

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,

In keiner Not uns trennen und Gefahr.

(Alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern.)

– Wir wollen frei sein wie die Väter waren,

Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.

(Wie oben.)

– Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

(Wie oben. Die Landleute umarmen einander.)

Durch diese hohle Gasse muss er kommen, / Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht

Datei:hohle-gasse-april.png
April! April! (TGDD 118)
Datei:hohle-gasse-eisenbeiss.png
Ritter Eisenbeiß (TGDD 130)
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene
Tell (tritt auf mit Armbrust).

Durch diese hohle Gasse muß er kommen,

Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht. – Hier

Vollend ich's – Die Gelegenheit ist günstig.

Da werden Weiber zu Hyänen

Traum und Wirklichkeit, TGDD 93
Das Lied von der Glocke, Vers 371 ff:


Da werden Weiber zu Hyänen

Und treiben mit Entsetzen Scherz,

Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,

Zerreißen sie des Feindes Herz.

TGDD 49

Leichtfertig ist die Jugend mit dem Wort

Wallensteins Tod II, 2.


WALLENSTEIN:Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;

Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck

Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.

TGDD 16,BL-WDC-23

So wankelmütig ist die Gunst des Volkes

Demetrius II, 1. (Hiob) von Friedrich Schiller


Der Völker Herz ist wankelmütig,

Fürstin! Sie lieben die Veränderung. Sie glauben durch eine neue Herrschaft zu gewinnen.

TGDD 16

Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst

Wallensteins Lager, Prolog

Ludwig Giesebrecht

Ludwig Giesebrecht (1792-1873: Der Lotse

Briggenlied (Links müßt ihr steuern)

MM 25 1967 S2
“Siehst du die Brigg dort auf den Wellen?

Sie steuert falsch, sie treibt herein

und muss am Vorgebirg zerschellen,

lenkt sie nicht augenblicklich ein.

Ich muss hinaus, dass ich sie leite!"

"Gehst du ins offne Wasser vor,

so legt dein Boot sich auf die Seite

und richtet nimmer sich empor."

"Allein ich sinke nicht vergebens,

wenn sie mein letzter Ruf belehrt:

Ein ganzes Schiff voll jungen Lebens

ist wohl ein altes Leben wert.

Gib mir das Sprachrohr. Schifflein, eile!

Es ist die letzte, höchste Not!" -

Vor fliegendem Sturme gleich dem Pfeile

hin durch die Schären eilt das Boot.

Jetzt schießt es aus dem Klippenrande!

"Links müsst ihr steuern!", hallt ein Schrei.

Kieloben treibt das Boot zu Lande,

und sicher fährt die Brigg vorbei.

Gottlob Wilhelm Burmann

MM 42 1975 S6

Arbeit macht das Leben süß

Kleine Lieder für kleine Mädchen, und Jünglinge, 1777.


Aus: Arbeit


Arbeit macht das Leben süß,

macht es nie zur Last,

der nur hat Bekümmernis,

der die Arbeit haßt.

abgewandelt als deutsches Sprichwort:

Arbeit macht das Leben süß,

Faulheit stärkt die Glieder,

drum pfeif' ich auf die Süßigkeit

und leg mich wieder nieder.


Unbekannter Autor:
MM44/1975 p.6
Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder,

drum pfeif' ich auf die Süßigkeit und leg mich wieder nieder.


Nennungen von "Arbeit macht das Leben süß":

MM30/1978 p.35

MM13/1962 p.3

MM12/1967 p.4

MM44/1975 p.6

MM42/1975 p.6

Joseph von Eichendorff

Maharadscha für einen Tag

Wem Gott will rechte Gunst erweisen

Der frohe Wandersmann (1817)

Aus dem Leben eines Taugenichts


Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt,

dem will er seine Wunder weisen in Berg und Tal und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen, erquicket nicht das Morgenrot;

sie wissen nur von Kinderwiegen, von Sorgen, Last und Not ums Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen schwirren hoch vor Lust;

was sollt' ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl' und frischer Brust?

Den lieben Gott lass' ich nur walten; der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld

und Erd' und Himmel will erhalten, hat auch mein Sach' aufs Best' bestellt.

Eichendorfs Werke (1954) WDC 168, BL 26

Eichendorfs Werke

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien; † 26. November 1857 in Neisse, Oberschlesien) war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa fünftausend Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter (Aus dem Leben eines Taugenichts) bis heute gegenwärtig.


Anm.: Im Deutschland der 1950er Jahre kannte man keine Backenhörnchen (im Barks-Original ein „chipmunk“ namens „Cheltenham“), sodass Dr. Fuchs mit „Eichendorf” wohl eine assoziative Brücke zu „Eichhörnchen“ herstellen wollte …

Friedrich Rückert

...alter Freund und Kupferstecher!

Die Wette (BL-WDC 12, S. 18, Bild 3)
Die Anrede "mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher" gilt als vertraulich mit ironischem Unterton. Manche deuten sie als abwertend. Das könnte daran liegen, dass Kupferstecher mit dem Aufkommen des Papiergeldes die nötigen Voraussetzungen mitbrachten, als Geldfälscher tätig zu werden. Es kam auch vor, dass ein Kupferstecher ein Gemälde in eine Druckgrafik umwandelte, ohne den Autor des Gemäldes in der Legende zu erwähnen – es war üblich, sowohl den Namen des Malers (… fecit ‚… hat es gemacht‘) als auch den Namen des Stechers (… sculpsit ‚… hat es gestochen‘) zu nennen. Ein Kupferstecher konnte also jemand sein, der sich mit fremden Federn schmückte und dem gegenüber Misstrauen angebracht war.[1]

Die Wendung leitet sich vom Briefwechsel zwischen Friedrich Rückert und dem mit ihm befreundeten Kupferstecher Carl Barth her, obwohl Rückert diese Formulierung in keiner Anrede benutzte. In einem Brief aus den Jahren 1843/44 heißt es einmal: "An den Gevatter Kupferstecher Barth!"[2]

Wilhelm Bornemann

Image4.jpg

Im Wald und auf der Heide

Im Wald und auf der Heide (1816)
Im Wald und auf der Heide,

da such ich meine Freude,

|: ich bin ein Jägersmann. :|

Die Forsten treu zu hegen,

das Wildbret zu erlegen,

|: mein' Lust hab' ich daran. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Trag' ich in meiner Tasche

ein Trünklein in der Flasche,

|: zwei Bissen liebes Brot, :|

brennt lustig meine Pfeife,

wenn ich den Forst durch streife,

|: da hat es keine Not. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Im Walde hingestrecket,

den Tisch mit Moos mir decket

|: die freundliche Natur;: |

den treuen Hund zur Seite,

ich mir das Mahl bereite

|: auf Gottes freier Flur. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Das Huhn im schnellen Zuge,

die Schnepf' im Zickzackfluge

|: treff ich mit Sicherheit. :|

Die Sauen, Reh' und Hirsche

erleg' ich auf der Pirsche,

|: der Fuchs läßt mir sein Kleid. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Und streich' ich durch die Wälder

und zieh' ich durch die Felder

|: einsam den vollen Tag,: |

doch schwinden mir die Stunden

gleich flüchtigen Sekunden,

|: tracht' ich dem Wilde nach. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Wenn sich die Sonne neiget,

der feuchte Nebel steiget,

|: mein Tagwerk ist getan, :|

dann zieh" ich von der Heide

zur häuslich-stillen Freude,

|:ein froher Jägersmann. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109

Bertolt Brecht

MM 31 1981 S30

O Himmel strahlender Azur

Ballade von den Seeräubern (Seeräuber-Ballade)
Von Branntwein toll und Finsternissen

Von unerhörten Güssen nass

Vom Frost eisweißer Nacht zerrissen

Im Mastkorb von Gesichten blass

Von Sonne nackt gebrannt und krank

(die hatten sie im Winter lieb)

Aus Hunger, Fieber und Gestank

Sang alles, was noch übrig blieb:


O Himmel, strahlender Azur!

Enormer Wind, die Segel bläh!

Lasst Wind und Himmel fahren! Nur

Lasst uns um Sankt Marie die See!

Kein Weizenfeld mit milden Winden

Selbst keine Schenke mit Musik

Kein Tanz mit Weibern und Absinthen

Kein Kartenspiel hielt sie zurück.

Sie hatten vor dem Knall das Zanken

Vor Mitternacht die Weiber satt:

Sie lieben nur verfaulte Planken

Ihr Schiff, das keine Heimat hat.

O Himmel, strahlender Azur! …

Mit seinen Ratten, seinen Löchern

Mit seiner Pest, mit Haut und Haar

Sie fluchten wüst darauf beim Bechern

Und liebten es, so wie es war.

Sie knoten sich mit ihren Haaren

Im Sturm in seinem Mastwerk fest:

Sie würden nur zum Himmel fahren

Wenn man dort Schiffe fahren läßt.


O Himmel, strahlender Azur! …

Sie morden kalt und ohne Hassen

Was ihnen in die Zähne springt

Sie würgen Gurgeln so gelassen

Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt.

Sie trinken Sprit bei Leichenwachen

Nachts torkeln trunken sie in See

Und die, die übrig bleiben, lachen

Und winken mit der kleinen Zeh:

O Himmel, strahlender Azur! …

Sie leben schön wie noble Tiere

Im weichen Wind, im trunknen Blau!

Und oft besteigen sieben Stiere

Eine geraubte fremde Frau.

Die hellen Sternennächte schaukeln

Sie mit Musik in süße Ruh

Und mit geblähten Segeln gaukeln

Sie unbekannten Meeren zu.


O Himmel, strahlender Azur! …

Doch eines Abends im Aprile

Der keine Sterne für sie hat

Hat sie das Meer in aller Stille

Auf einmal plötzlich selber satt.

Hüllt still in Rauch die Sternensicht

Und die geliebten Winde schieben

Die Wolken in das milde Licht.

O Himmel, strahlender Azur! …

Sie fühlen noch, wie voll Erbarmen

Das Meer mit ihnen heute wacht

Dann nimmt der Wind sie in die Arme

Und tötet sie vor Mitternacht.

Und ganz zuletzt in höchsten Masten

War es, weil Sturm so gar laut schrie

Als ob sie, die zur Hölle rasten

Noch einmal sangen, laut wie nie:


O Himmel, strahlender Azur!

Enormer Wind, die Segel bläh!

Lasst Wind und Himmel fahren! Nur

Lasst uns um Sankt Marie die See!

Ludwig Uhland

MM 3 1953 S3

Die linden Lüfte sind erwacht

Frühlingsglaube

Sammlung: Frühlingslieder

Die linden Lüfte sind erwacht,

Sie säuseln und weben Tag und Nacht,

Sie schaffen an allen Enden,

O frischer Duft, o neuer Klang,

Nun, armes Herze, sei nicht bang!

Nun muß sich alles, alles wenden.


Die Welt wird schöner mit jedem Tag,

Man weiß nicht, was noch werden mag,

Das Blühen will nicht enden.

Es blüht das fernste, tiefste Thal:

Nun, armes Herz, vergiß der Qual!

Nun muß sich alles, alles wenden.

Richard Wagner

Nü sollst Du müch befragen

Lohengrin, 1. Akt, 3. Szene

LOHENGRIN

Elsa, soll ich dein Gatte heißen,

soll Land und Leut ich schirmen dir, –

soll nichts mich wieder von dir reißen,
MM 2 1955 S7
mußt Eines du geloben mir: –

Nie sollst du mich befragen,

noch Wissens Sorge tragen,

woher ich kam der Fahrt,

noch wie mein Nam' und Art!

ELSA leise, fast bewußtlos.

Nie, Herr, soll mir die Frage kommen!

LOHENGRIN gesteigert, sehr ernst.

Elsa! Hast du mich wohl vernommen?

Nie sollst du mich befragen,

noch Wissens Sorge tragen,

woher ich kam der Fahrt,

noch wie mein Nam' und Art!

Schicksal, nimm Deinen Lauf

MM 4 1987 S11

Rienzi, 3 Akt


Rienzi

Du rasest, Knabe! Stehe auf

und laß dem Schicksal seinen Lauf!

(Rienzi besteigt das Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch.)

Adriano

(sich aufrichtend, mit schmerzlichem Grimm)

Nun denn, nimm, Schicksal, deinen Lauf!

(Der ganze Kriegszug verläßt unter Absingung des zweiten Verses der Hymne die Bühne, jedoch so, daß der erste Teil derselben noch auf der Szene gesungen wird.)

Heinrich Hoffmann

MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag

Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht.

Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.


Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!

Hans Christian Andersen

Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138, BL 20, S. 43

Augen groß wie Teetassen ... so gr0ß wie (...) Räder

Das Feuerzeug (1835)
Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138,BL 20,S.45


Es kam ein Soldat auf der Landstraße daher marschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Kriege gewesen und wollte nun nach Hause. Da begegnete er einer alten Hexe auf der Landstraße: die war so widerlich. Ihre Unterlippe hing ihr gerade bis auf die Brust herunter. Sie sagte: "Guten Abend, Soldat! Was hast Du doch für einen schönen Säbel und großen Tornister! Du bist ein wahrer Soldat! Nun sollst Du so viel Geld haben, als Du besitzen magst!" "Ich danke Dir, Du alte Hexe!" sagte der Soldat. "Siehst Du den großen Baum dort?" sagte die Hexe und zeigte auf einen Baum, der ihnen zur Seite stand. "Er ist inwendig ganz hohl. Da mußt Du den Gipfel erklettern, dann erblickst Du ein Loch, durch welches Du dich hinablassen und tief in den Baum gelangen kannst! Ich werde Dir einen Strick um den Leib binden, damit ich Dich wieder heraufziehen kann, wenn Du mich rufst." "Was soll ich denn da unten im Baume?" fragte der Soldat. "Geld holen!" sagte die Hexe. "Wisse, wenn Du auf den Boden des Baumes hinunter kommst, so bist Du in einer großen Halle; da ist es ganz hell, denn da brennen über dreihundert Lampen. Dann erblickst Du drei Thüren; Du kannst sie öffnen, der Schlüssel steckt daran. Gehst Du in die erste Kammer hinein, so siehst Du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste; auf derselben sitzt ein Hund; er hat ein Paar Augen, so groß wie ein Paar Theetassen. Doch daran brauchst Du Dich nicht zu kehren! Ich gebe Dir meine blaucarrirte Schürze, die kannst Du auf dem Fußboden ausbreiten; geh' dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, öffne die Kiste, und nimm so viele Schillinge, als Du willst. Sie sind von Kupfer. Willst Du lieber Silber haben, so mußt Du in das nächste Zimmer hineingehen. Aber da sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder. Doch das laß Dich nicht kümmern! Setze ihn auf meine Schürze und nimm von dem Gelde! Willst Du hingegen Gold haben, so kannst Du es auch bekommen, und zwar so viel, als Du tragen willst, wenn Du in die dritte Kammer hineingehst. Aber der Hund, welcher dort auf dem Geldkasten sitzt, hat zwei Augen, jedes so groß wie ein Thurm. […] Dann ging er in die dritte Kammer. […] Der Hund darin hatte wirklich zwei Augen, so groß wie ein Thurm, und die drehten sich im Kopfe gerade wie Räder. […]“[1]

Barks-Text: „And for eyes I want emeralds as big as apples!”


Barks-Text: “And look at those eyes! Star sapphires as big as footballs!” Anm.: Während es von Sapphiren und zu dieser Stein-Familie gehörenden Rubinen sehr unterschiedliche Qualitäten gibt, sind die „Stern-“ Varianten meist hochwertig und brauchen einen besonderen Schliff, damit sich der Stern zeigt.

Gebrüder Grimm

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind

MM 50 1958
Aus dem Märchen "Hänsel und Gretel", das die Gebrüder Grimm aufgezeichnet haben:

Endlich kamen sie an ein Häuslein, das aus Brot gebaut und mit Kuchen gedeckt war, und die Fenster waren aus hellem Zucker. „Da wollen wir uns satt essen“, sagte Hänsel. „Ich will vom Dach essen, und du Gretel, kannst vom Fenster essen, das ist fein süß.“ Hänsel brach sich ein wenig vom Dach ab und Gretel knusperte an den Fensterscheiben. Da rief auf einmal eine feine Stimme aus dem Häuschen:

„Knusper, knusper, knäuschen,

wer knuspert an meinem Häuschen!“

Die Kinder antworteten: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“, und aßen weiter. Da ging auf einmal die Tür auf und eine steinalte Frau kam heraus geschlichen. Hänsel und Gretel erschraken so sehr, dass sie alles fallen ließen, was sie in der Hand hielten. Die alte Frau wackelte mit dem Kopf und sagte: „Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergekommen? Kommt herein, ihr sollt es gut bei mir haben.“ Dort wurde gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und Nüssen, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet, da legten sich Hänsel und Gretel hinein, und meinten sie wären wie im Himmel.

Lichtwer, Magnus Gottfried (1719-1783)

Blinder Eifer schadet nur


Die Katzen und der Hausherr

Tier' und Menschen schliefen feste,

Selbst der Hausprophete schwieg,
MM 25/1968 p. 16
MM 25/1968 p. 16
Als ein Schwarm geschwänzter Gäste

Von den nächsten Dächern stieg.

In dem Vorsaal eines Reichen

Stimmten sie ihr Liedchen an,

So ein Lied, das Stein' erweichen,

Menschen rasend machen kann.

Hinz, des Murners Schwiegervater,

Schlug den Takt erbärmlich schön,

Und zween abgelebte Kater

Quälten sich, ihm beizustehn.

Endlich tanzten alle Katzen,

Poltern, lärmen, dass es kracht,

Zischen, heulen, sprudeln, kratzen,

Bis der Herr im Haus erwacht.

Dieser springt mit einem Prügel

In dem finstern Saal herum,

Schlägt um sich, zerstößt den Spiegel,

Wirft ein Dutzend Schalen um,

Stolpert über ein'ge Späne,

Stürzt im Fallen auf die Uhr

Und zerbricht zwo Reihen Zähne

Blinder Eifer schadet nur.

  1. Wikipedia (30. Mai 2021).Kupferstecher. Abgerufen am 28. Juni 2021 von https://de.wikipedia.org/wiki/Kupferstecher#Sprichw%C3%B6rtliche_Redensart
  2. John, Johannes (1992). Reclams Zitaten-Lexikon. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart, Deutschland.