Liste der Zitate im Fuchstext: Literatur der Romantik

Aus Alleswisser
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Faust - Der Tragödie erster Teil

Schwankende Gestalten

TGDD 137,BL-WDC 46
Faust - Der Tragödie erster Teil

Zueignung, Vers 1

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,

Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
MM 42 1964 S6
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?

Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?

Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,

Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;

Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert

Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

Worte sind genug gewechselt

TGDD 125 (1993) S53
Faust - Der Tragödie erster Teil

Vorspiel auf dem Theater, Vers 214↵Director:↵Der Worte sind genug gewechselt,

Laßt mich auch endlich Thaten sehn;

Indeß ihr Complimente drechselt,

Kann etwas nützliches geschehn.

Ist es Schatten, ist's Wirklichkeit

FC 275 TGDD 80 (1984) S14
Faust - Der Tragödie erster Teil

Studirzimmer, Vers 1249↵Während des Osterspaziergangs fällt Faust ein schwarzer Pudel auf. Der Hund bleibt an seiner Seite und Faust nimmt ihn mit nach Hause in sein Studierzimmer. Dort verhält sich das Tier seltsam. Faust ist verunsichert. Dann verwandelt es sich vor seinen Augen in Mephistopheles. ↵Ungern heb ich das Gastrecht auf,

Die Thür’ ist offen, hast freyen Lauf.

Aber was muß ich sehen!

Kann das natürlich geschehen?

Ist es Schatten? Ist’s Wirklichkeit?

Das also ist des Pudels Kern

WDC 202 MM 8 1958 S11
Faust - Der Tragödie erster Teil

Studirzimmer., Vers 1323↵Während des Osterspaziergangs fällt Faust ein schwarzer Pudel auf. Der Hund bleibt an seiner Seite und Faust nimmt ihn mit nach Hause in sein Studierzimmer. Dort verhält sich das Tier seltsam. Faust ist verunsichert. Dann verwandelt es sich vor seinen Augen in Mephistopheles. Erstaunt stellt Faust fest: »Das also war des Pudels Kern.« 

was man schwarz auf weiß besitzt

MM 5 1963 S7
Faust - Der Tragödie erster Teil

Studirzimmer. Vers 1966↵Schüler:Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen!

Ich denke mir wie viel es nützt;Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,Kann man getrost nach Hause tragen.

Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie fünfhundert Säuen

Faust - Der Tragödie erster Teil

Auerbachs Keller, Vers 2294

Mephistopheles (mit seltsamen Gebärden):

Trauben trägt der Weinstock!

Hörner der Ziegenbock;

Der Wein ist saftig, Holz die Reben,
BL-DÜ 3; TGDD 147
Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.

Ein tiefer Blick in die Natur!

Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt!

Alle (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft):

O schöner Brunnen, der uns fließt!

Mephistopheles

Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt!

(Sie trinken wiederholt)

Alle (singen).

Uns ist ganz kannibalisch wohl,

Als wie fünfhundert Säuen!

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles

TGDD 63 (1980) S20.
Faust - Der Tragödie erster Teil

Abend. Vers 2803

Margarete. Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.

Wenn nur die Ohrring’ meine wären!

Man sieht doch gleich ganz anders drein.

Was hilft euch Schönheit, junges Blut?

Das ist wohl alles schön und gut,

Allein man läßt’s auch alles seyn;Man lobt euch halb mit Erbarmen.Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch alles. Ach wir Armen!

Name ist Schall und Rauch

WDC 143 MM 4 1953 S05
Faust - Der Tragödie erster Teil

Marthens Garten. Vers 3456

Faust:Ich habe keinen Nahmen

Dafür! Gefühl ist alles;

Name ist Schall und Rauch,

Umnebelnd Himmelsgluth.

Sieh die Funkenwürmer fliegen in geballten Schwärmezügen

Faust - Der Tragödie erster Teil
DD 26 TGDD 86 (1986) S56
Harzgebirg Vers 3903

Faust, Mephistopheles, Irrlicht im Wechselgesang:Uhu! Schuhu! tönt es näher,Kauz und Kiebitz und der HäherSind sie alle wach geblieben?

Sind das Molche durchs Gesträuche?

Lange Beine, dicke Bäuche.

Und die Wurzeln, wie die Schlangen,Winden sich aus Fels und Sande;Strecken wunderliche Bande,

Uns zu schrecken, uns zu fangen;

Aus belebten, derben Masern

Strecken sie PolypenfasernNach dem Wandrer. Und die MäusTausendfärbig, schaarenweise,

Durch das Moos und durch die Heide!

Und die Funkenwürmer fliegen,

Mit gedrängten Schwärme-Zügen,Zum verwirrenden Geleite.

Das leuchtet und sprüht und flackert und brennt

FC 108 TGDD 89 (1986) S30
Faust - Der Tragödie erster Teil

Harzgebirg Vers 4218↵Mephistopheles.

Das drängt und stößt, das ruscht und klappert!

Das zischt und quirlt, das zieht und plappert!

Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt!

Ein wahres Hexenelement!

Heinrich mir graut vor Dir

MM 25 1964 S8
Faust - Der Tragödie erster Teil

Kerker. Vers 4610↵Margarete.Dein bin ich, Vater! Rette mich!

Ihr Engel! Ihr heiligen Schaaren,

Lagert euch umher, mich zu bewahren.

Heinrich! Mir graut’s vor dir.

Mephistopheles.

Sie ist gerichtet!

Faust - Der Tragödie zweiter Teil

und find ich auch das Seltsamste beisammen

FC 108 TGDD 89 31
Faust - Faust - Der Tragödie zweiter Teil

Classische Walpurgisnacht, Vers 7078

Faust, Mephistoles und Homunculus

Faust: Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand.

Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,

So steh’ ich, ein Antäus an Gemüthe.

Und find’ ich hier das Seltsamste beisammen,

Durchforsch’ ich ernst dieß Labyrinth der Flammen.

(Entfernt sich.)

Selbst ist der Mann!

TGDD 9
Faust - Der Tragödie zweiter Teil

Auf dem Vorgebirg, Vers 10467

Kaiser:

Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron begehrt

Persönlich sey er solcher Ehren werth.

Sey das Gespenst, das gegen uns erstanden,

Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen,

Des Heeres Herzog, Lehnsherr unsrer Großen,

Mit eigner Faust in’s Todtenreich gestoßen!

Weitere Werke

Luft, Luft, Clavigo!

MM 9 1954 S13
Clavigo, 4. Akt

Es sind die letzten Worte der sterbenden Marie Beaumarchais, die den erneuten Treuebruch Clavigos nicht überlebt. Die ganze Zeile gegen Ende des 4. Aktes (Guilberts Wohnung) lautet:

»Ach! Luft! Luft! (fällt zurück) Clavigo!«

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

WDC 131 TGDD 97 (1988) S56
Egmont, 3. Aufzug, 2. Szene.

Ein sehr kurzes Gedicht vom Dichterfürsten Goethe, dessen "Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt" sprichwörtlich wurde. Die Verse ("Klärchens Lied") stammen aber aus dem Trauerspiel "Egmont": ↵"Klärchens Lied"

Freudvoll Und leidvoll,

Gedankenvoll sein,

Hangen Und bangen

In schwebender Pein,

Himmelhoch jauchzend, Zum Tode betrübt –

Glücklich allein Ist die Seele, die liebt.

Wie herrlich leuchtet mir die Natur

Mailied

Wie herrlich leuchtet mir die Natur

Wie glänzt die Sonne Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten aus jedem Zweig

Und tausend Stimmen aus dem Gesträuch
Die drei dreckigen Ducks, BL WDC-03-28-08
Und Freud und Wonne aus jeder Brust

O Erd, o Sonne! O Glück, o Lust!

O Lieb, o Liebe! So golden schön,

Wie Morgenwolken auf jenen Höhn

Du segnest herrlich das frische Feld

Im Blütendampfe die volle Welt

O Mädchen, Mädchen wie lieb ich dich

Wie blickt dein Auge, wie liebst du mich

So liebt die Lerche Gesang und Luft

Und Morgenblumen den Himmelsduft

Wie ich dich liebe mit warmem Blut

Die du mir Jugend und Freud und Mut

Zu neuen Liedern und Tänzen gibst

Sei ewig glücklich wie du mich liebst

Der Fischer
MM 52 1961 S4
MM 52 1961 S5

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,

Ein Fischer saß daran,

Sah nach dem Angel ruhevoll,

Kühl bis ans Herz hinan.

Und wie er sitzt und wie er lauscht,

Teilt sich die Flut empor:

Aus dem bewegten Wasser rauscht

Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:

»Was lockst du meine Brut

Mit Menschenwitz und Menschenlist

Hinauf in Todesglut?

Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist

So wohlig auf dem Grund,

Du stiegst herunter, wie du bist,

Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,

Der Mond sich nicht im Meer?

Kehrt wellenatmend ihr Gesicht

Nicht doppelt schöner her?

Lockt dich der tiefe Himmel nicht,

Das feuchtverklärte Blau?

Lockt dich dein eigen Angesicht

Nicht her in ew'gen Tau?«

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,

Netzt' ihm den nackten Fuß;

Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll

Wie bei der Liebsten Gruß.

Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;

Da war's um ihn geschehn;

Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Und ward nicht mehr gesehn.

In die Ecke Besen, Besen! Sei's gewesen

MM 27 1970 S13
Der Zauberlehrling
Hat der alte Hexenmeister

Sich doch einmal wegbegeben!

Und nun sollen seine Geister

Auch nach meinem Willen leben.

Seine Wort’ und Werke

Merkt ich und den Brauch,

Und mit Geistesstärke

Tu’ ich Wunder auch.

Walle! walle

Manche Strecke,

Daß, zum Zwecke,

Wasser fließe,

Und mit reichem, vollem Schwalle

Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!

Nimm die schlechten Lumpenhüllen!

Bist schon lange Knecht gewesen;

Nun erfülle meinen Willen!

Auf zwei Beinen stehe,

Oben sei ein Kopf!

Eile nun und gehe

Mit dem Wassertopf!

Walle! walle

Manche Strecke,

Daß, zum Zwecke,

Wasser fließe

Und mit reichem, vollem Schwalle

Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder;

Wahrlich! ist schon an dem Flusse,

Und mit Blitzesschnelle wieder

Ist er hier mit raschem Gusse.

Schon zum zweiten Male!

Wie das Becken schwillt!

Wie sich jede Schale

Voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!

Denn wir haben

Deiner Gaben

Vollgemessen! —

Ach, ich merk es! Wehe! wehe!

Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende

Er das wird, was er gewesen.

Ach, er läuft und bringt behende!

Wärst du doch der alte Besen!

Immer neue Güsse

Bringt er schnell herein,

Ach! und hundert Flüsse

Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger

Kann ich’s lassen;

Will ihn fassen.

Das ist Tücke!

Ach! nun wird mir immer bänger!

Welche Miene! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!

Soll das ganze Haus ersaufen?

Seh ich über jede Schwelle

Doch schon Wasserströme laufen.

Ein verruchter Besen,

Der nicht hören will!

Stock, der du gewesen,

Steh doch wieder still!

Willst’s am Ende

Gar nicht lassen?

Will dich fassen,

Will dich halten

Und das alte Holz behende

Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!

Wie ich mich nur auf dich werfe,

Gleich, o Kobold, liegst du nieder;

Krachend trifft die glatte Schärfe.

Wahrlich! brav getroffen!

Seht, er ist entzwei!

Und nun kann ich hoffen,

Und ich atme frei!

Wehe! wehe!

Beide Teile

Stehn in Eile

Schon als Knechte

Völlig fertig in die Höhe!

Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer

Wird’s im Saal und auf den Stufen.

Welch entsetzliches Gewässer!

Herr und Meister! hör mich rufen! —

Ach, da kommt der Meister!

Herr, die Not ist groß!

Die ich rief, die Geister,

Werd ich nun nicht los.

In die Ecke,

Besen! Besen!

Seid’s gewesen.

Denn als Geister

Ruft euch nur, zu seinem Zwecke

Erst hervor der alte Meister.“

Gesang der Geister über den Wassern
MM 24 1969 S13
MM 24 1969 S14
Des Menschen Seele

Gleicht dem Wasser:

Vom Himmel kommt es,

Zum Himmel steigt es,

Und wieder nieder

Zur Erde muß es,

Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,

Steilen Felswand

Der reine Strahl,

Dann stäubt er lieblich

In Wolkenwellen

Zum glatten Fels,

Und leicht empfangen,

Wallt er verschleiernd,

Leisrauschend

Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen

Dem Sturz entgegen,

Schäumt er unmutig

Stufenweise

Zum Abgrund.

Im flachen Bette

Schleicht er das Wiesental hin,

Und in dem glatten See

Weiden ihr Antlitz

Alle Gestirne.

Wind ist der Welle

Lieblicher Buhler;

Wind mischt vom Grund aus

Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,

Wie gleichst du dem Wasser!

Schicksal des Menschen,

Wie gleichst du dem Wind!

Lauf der Welt

MM 14 1960 S35
Hanswursts Hochzeit Oder Der Lauf der Welt – Ein mikrokosmisches Drama.

Ist der Titel einer unvollendeten Farce des Dichterfürsten.

Herz, was begehrst du mehr

MM 39 1977 S5
Scherz, List und Rache (Singspiel)

Die meisten Menschen kommen mir

Wie große Kinder vor,

Die auf den Markt mit wenig Pfennigen

Begierig eilen.

So lang' die Tasche noch

Das bißchen Geld verwahrt,

Ach da ist alles ihre,

Zuckerwerk und andre Näschereien,

Die bunten Bilder und das Steckenpferdchen,

Die Trommel und die Geige!

Herz, was begehrst du?

Und das Herz ist unersättlich!

Es sperrt die Augen ganz gewaltig auf.

Doch ist für eine dieser sieben Sachen

Die Baarschaft erst vertändelt,

Dann Adieu, ihr schönen Wünsche,

Ihr Hoffnungen, Begierden!

Lebt wohl!

In einen armen Pfefferkuchen

Seid ihr gekrochen;

Kind, geh' nach Hause!

Nein, nein! so soll mir’s niemals werden.

So lang ich dich besitze,

Seyd ihr mein,

Ihr Schäze dieser Erde!

Was an Besitzthum

Irgend einen Reichen

Erfreuen kann,

Das seh ich alles,

Und kann fröhlich rufen:

Herz, was begehrest du?

Kurz und gut

TGDD 124 (1993) S38
Sollt’ ich mich denn so ganz an sie gewöhnen?

Das wäre mir zuletzt doch reine Plage.

Darum versuch’ ich’s gleich am heut’gen Tage

Und nahe nicht dem vielgewohnten Schönen.

Wie aber mag ich dich, mein Herz, versöhnen,

Daß ich im wicht’gen Fall dich nicht befrage?

Wohlan! Komm’ her! Wir äußern unsre Klage

In liebevollen, traurig heitern Tönen.

Siehst du, es geht! Des Dichters Wink gewärtig,

Melodisch klingt die durchgespielte Leier,

Ein Liebesopfer traulich darzubringen.

Du denkst es kaum, und sieh! das Lied ist fertig;

Allein was nun? — Ich dächt’, im ersten Feuer

Wir eilten hin, es vor ihr selbst zu singen.

Trüber Gast auf der dunklen Erde

FC 238 TGDD 83 (1985) S46.jpg
Selige SehnsuchtSagt es niemand, nur den Weisen,

Weil die Menge gleich verhöhnet,

Das Lebend’ge will ich preisen,

Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,

Die dich zeugte, wo du zeugtest,

Überfällt dich fremde Fühlung,

Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen

In der Finsternis Beschattung,

Und dich reißet neu Verlangen

Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,

Kommst geflogen und gebannt,

Und zuletzt, des Lichts begierig,

Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,

Dieses: Stirb und werde!

Bist du nur ein trüber Gast

Auf der dunklen Erde.

Was man in der Jugend wünscht (nicht hat),hat man im Alter die Fülle

MM 10 1974 S34
Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, 2. Teil

Ach, ich bin des Treibens müde

US 37 TGDD 85 S66
Wanderers NachtliedDer du von dem Himmel bist,
TGDD 15 (1968) S40.jpg
Alle Freud und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,

Doppelt mit Erquickung füllest;

Ach, ich bin des Treibens müde!

Was soll all die Qual und Lust?

Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust!

Wie Du mir, so ich Dir.

MM 43 1969 S9

Kommt Zeit, kommt Rat

MM 11 1988 S36
Wer will denn alles gleich ergründen!

Kommt Zeit, kommt Rat

Wer will denn alles gleich ergründen!

Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden.

Hier hilft nun weiter kein Bemüh’n!

Sind Rosen, nun, sie werden blüh’n.

..steckt voller Merkwürdigkeiten

MM 16 1983 S10
"Franckfurt stickt voller Merkwürdigkeiten" soll Goethe über seine Heimatstadt gesagt haben.

Komm den Frauen sanft entgegen.

MM 51 1980 S40

Geh den Weibern zart entgegen,

du gewinnst sie, auf mein Wort.

Und wer rasch ist und verwegen,

kommt vielleicht noch besser fort.

Doch wem wenig dran gelegen scheinet,

ob er reizt und rührt, der beleidigt, der verführt.

Quelle: Goethe, J. W., Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Lieder, Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel: Der Erfahrne

Bei Beschädigungen zeigt sich der Meister

DD 68 TGDD 39 (1974) S14
Die Füchsin hat das Originalzitat hier in urkomischer Weise verändert.

Aus einem Sonett:↵In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben

Friedrich Schiller

Wallensteins Lager

Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken

Prolog, Wallensteins Lager
MM 18 1961 S38
(Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798)

Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel,

Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge

Geliehn, die weiche Seele hingegeben,

Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal

Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat

Die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt,

Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns

Aus dieser edeln Säulenordnung an,

Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen.

Und doch ist dies der alte Schauplatz noch,

Die Wiege mancher jugendlichen Kräfte,

Die Laufbahn manches wachsenden Talents.

Wir sind die Alten noch, die sich vor euch

Mit warmem Trieb und Eifer ausgebildet.

Ein edler Meister stand auf diesem Platz,

Euch in die heitern Höhen seiner Kunst

Durch seinen Schöpfergenius entzückend.

O! möge dieses Raumes neue Würde

Die Würdigsten in unsre Mitte ziehn,

Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt,

Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen.

Ein großes Muster weckt Nacheiferung

Und gibt dem Urteil höhere Gesetze.

So stehe dieser Kreis, die neue Bühne

Als Zeugen des vollendeten Talents.

Wo möcht es auch die Kräfte lieber prüfen,

Den alten Ruhm erfrischen und verjüngen,

Als hier vor einem auserlesnen Kreis,

Der rührbar jedem Zauberschlag der Kunst,

Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist

In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht?

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,

Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,

Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang

Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben.

Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,

Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,

Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,

Und ihren Ruhm bewahrt kein daurend Werk.

Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis,

Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze,

Drum muß er geizen mit der Gegenwart,

Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen,

Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern,

Und im Gefühl der Würdigsten und Besten

Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er

Sich seines Namens Ewigkeit voraus,

Denn wer den Besten seiner Zeit genug

Getan, der hat gelebt für alle Zeiten.[c]

Die neue Ära, die der Kunst Thaliens

Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch

Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend,

Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis

Auf einen höhern Schauplatz zu versetzen,

Nicht unwert des erhabenen Moments

Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen.

Denn nur der große Gegenstand vermag

Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen,

Im engen Kreis verengert sich der Sinn,

Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.

Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst

Prolog, Wallensteins Lager (Gesprochen bei Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798)
TGDD 16
Das heut’ge Spiel gewinne euer Ohr

Und euer Herz den ungewohnten Tönen;

In jenen Zeitraum führ‘ es euch zurück,

Auf jene fremde kriegerische Bühne,

Die unser Held mit seinen Taten bald

Erfüllen wird. Und wenn die Muse heut,

Des Tanzes freie Göttin und Gesangs,

Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,

Bescheiden wieder fordert – tadelt’s nicht!

Ja danket ihr’s, daß sie das düstre Bild

Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst

Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft,

Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein

Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt;

Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.

Die Piccolomini

Spät kommt ihr, doch ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen!

MM 1960/21, TGDD27

Die Piccolomini, 1. Akt, 1. Auftritt

ILLO:

Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt!

Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.

Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani (italienisch Gioan Lodovico Hector Isolano): * 1586 in Görz; † März 1640 in Wien) war ein kaiserlicher General der kroatischen Reiter im Dreißigjährigen Krieg. Er diente vier deutschen Kaisern und kämpfte in den vier Hauptschlachten dieses Krieges. Seine Truppen waren berüchtigt für ihre Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung.

Das ist der Fluch der bösen Tat

US-7 MM 41 1961 S14
OCTAVIO:

Mein bester Sohn! Es ist nicht immer möglich,

Im Leben sich so kinderrein zu halten,

Wie's uns die Stimme lehrt im Innersten.

In steter Notwehr gegen arge List

Bleibt auch das redliche Gemüt nicht wahr –

Das eben ist der Fluch der bösen Tat,

Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.

Ich klügle nicht, ich tue meine Pflicht,

Der Kaiser schreibt mir mein Betragen vor.

Wohl wär es besser, überall dem Herzen

Zu folgen, doch darüber würde man

Sich manchen guten Zweck versagen müssen.

Hier gilts, mein Sohn, dem Kaiser wohl zu dienen,

Das Herz mag dazu sprechen, was es will.

Die Jungfrau von Orleans

MM 10 1952 S26
Prolog, 4. Auftritt
MM 10 1952 S27

Lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften,

Ihr traulich stillen Täler lebet wohl!

Johanna wird nun nicht mehr auf euch wandeln,

Johanna sagt euch ewig Lebewohl.

Ihr Wiesen, die ich wässerte! Ihr Bäume,

Die ich gepflanzet, grünet fröhlich fort!

Lebt wohl, ihr Grotten und ihr kühlen Brunnen!

Du Echo, holde Stimme dieses Tals,

Die oft mir Antwort gab auf meine Lieder,

Johanna geht und nimmer kehrt sie wieder!

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Die Jungfrau von Orleans, 1. Akt, 3. Auftritt
MM 1960/21, TGDD27
KARL (verzweiflungsvoll):

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen?

Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Reißt mich in Stücken, reißt das Herz mir aus,

Und münzet es statt Goldes! Blut hab ich

Für euch, nicht Silber hab ich, noch Soldaten!

Gegen Gullys kämpfen selbst Götter vergebens

Die Jungfrau von Orleans III,6

LIONEL:

„Ich kann nicht bleiben. – Fastolf, bringt den Feldherrn

An einen sichern Ort, wir können uns

Nicht lange mehr auf diesem Posten halten.

Die Unsern fliehen schon von allen Seiten,

Unwiderstehlich dringt das Mädchen vor –“

Talbot entgegnet darauf:
Wehe dem, der Schulden macht (1951) WDC 124 BL 17, S. 41
„Unsinn, du siegst und ich muß untergehn!

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.

Erhabene Vernunft, lichthelle Tochter

Des göttlichen Hauptes, weise Gründerin

Des Weltgebäudes, Führerin der Sterne,

Wer bist du denn, wenn du dem tollen Roß

Des Aberwitzes an den Schweif gebunden,

Ohnmächtig rufend, mit dem Trunkenen

Dich sehend in den Abgrund stürzen mußt!“

Wilhelm Tell

Schifflein auf den Wellen

US 35 MM 43 1962 S39
Wilhelm Tell, 1. Aufzug, 1. Szene


Werni ist auf den Fels gestiegen:

Er stösst schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer!

Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt!

Kuoni am Ufer:

Die Flut geht drüber weg – Ich seh's nicht mehr.

Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich

Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung.

Es lächelt der See, er ladet zum Bade

MM 34 1975 S3
Wilhelm Tell, 1. Aufzug, 1. Szene


Fischerknabe singt im Kahn: Melodie des Kuhreihens

Es lächelt der See, er ladet zum Bade,

Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,

Da hört er ein Klingen,

Wie Flöten so süss,

Wie Stimmen der Engel

Im Paradies.

Und wie er erwachet in seliger Lust,

Da spülen die Wasser ihn um die Brust,

Und es ruft aus den Tiefen:

Lieb Knabe, bist mein!

Ich locke den Schäfer,

Ich zieh ihn herein.

der Starke ist am mächtigsten allein

Wilhelm Tell, 1. Akt, 3. Szene
MM 32 1972 S9
Stauffacher:

Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.

Tell:

Der Starke ist am mächtigsten allein.

Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern

MM1957/27, TGDD 19
Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene Mit diesen beiden Zeilen beginnt der berühmte Rütlischwur aus Schillers Schauspiel »Wilhelm Tell«. In der 2. Szene des 2. Aktes haben sich die Eidgenossen aus Schwyz, Uri und Unterwalden auf einer Bergwiese, dem Rütli, versammelt. Alle sprechen sie am Ende des Aktes die Worte des Schwurs, die ihnen der Pfarrer Rösselmann aus Uri vorspricht.
MM1957/23, TGDD 19
Rösselmann:

Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüsst

Von allen Völkern, die tief unter uns

Schweratmend wohnen in dem Qualm der Städte,

Lasst uns den Eid des neuen Bundes schwören.

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,

In keiner Not uns trennen und Gefahr.

(Alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern.)

– Wir wollen frei sein wie die Väter waren,

Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.

(Wie oben.)

– Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

(Wie oben. Die Landleute umarmen einander.)

Früh übt sich, was ein Meister werden will

MM 29 1970 S7
Wilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. Szene


Walther:

Der Strang ist mir entzwei. Mach mir ihn Vater.

Tell:

Ich nicht. Ein rechter Schütze hilft sich selbst.

Knaben entfernen sich.

Hedwig:

Die Knaben fangen zeitig an zu schiessen.

Tell:

Früh übt sich, was ein Meister werden will.

Hedwig:

Ach wollte Gott, sie lernten's nie!

Tell:

Sie sollen alles lernen. Wer durchs Leben

Sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz

Gerüstet sein.

Hedwig:

Ach, es wird keiner seine Ruh

Zu Hause finden

Früh übt sich, was ein Meister werden will

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann

MM 28 1971 S5
Wilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. Szene

Tell:

Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen,

Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,

Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not,

Den schreckt der Berg nicht, der darauf geboren.

Er hat seine Arbeit vollendet, legt das Gerät hinweg.

Jetzt, mein ich, hält das Tor auf Jahr und Tag.

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.

was da kreucht und fleucht

WDC 107 MM 2 1952 S10
Wilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. Szene

Walther singt: Mit dem Pfeil, dem Bogen,

    Durch Gebirg und Tal

    Kommt der Schütz gezogen

    Früh am Morgenstrahl.

Wie im Reich der Lüfte

    König ist der Weih –

    Durch Gebirg und Klüfte

    Herrscht der Schütze frei.

Ihm gehört das Weite

    Was sein Pfeil erreicht,

    Das ist seine Beute,

    Was da kreucht und fleugt.

Platz, Platz dem Landvogt

WDC 128 TGDD 130 (1994) S15
Wilhelm Tell, 3. Akt, 3. Szene

RUDOLF DER HARRAS.

Platz, Platz dem Landvogt!

GESSLER.

Treibt sie auseinander!

Was läuft das Volk zusammen? Wer ruft Hülfe?

(Allgemeine Stille.)

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt

Wilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene

Stüssi:

Ja, wohl dem, der sein Feld bestellt in Ruh,

Und ungekränkt daheim sitzt bei den Seinen.

Tell:

Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben,

Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.
CBL X b 60JDD S12
Schiller Wilhelm Tell durch diese hohle Gasse.. TGDD 122-1992-S30.jpg

Durch diese hohle Gasse muss er kommen

Wilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene

Tell (tritt auf mit Armbrust).
TGDD 55 (1978) S27
Durch diese hohle Gasse muß er kommen,

Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht. – Hier

Vollend ich's – Die Gelegenheit ist günstig.

Die Bürgschaft

Die Bürgschaft
MM 52 1961 S4
MM 52 1961 S4
MM 29 1986 S5
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich

Möros, den Dolch im Gewande;

Ihn schlugen die Häscher in Bande.

»Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!«

Entgegnet ihm finster der Wüterich.

»Die Stadt vom Tyrannen befreien!«

»Das sollst du am Kreuze bereuen.«


»Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit

Und bitte nicht um mein Leben,

Doch willst du Gnade mir geben,

Ich flehe dich um drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,

Ich lasse den Freund dir als Bürgen,

Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.«


Da lächelt der König mit arger List

Und spricht nach kurzem Bedenken:

»Drei Tage will ich dir schenken.

Doch wisse! Wenn sie verstrichen, die Frist,

Eh du zurück mir gegeben bist,

So muß er statt deiner erblassen,

Doch dir ist die Strafe erlassen.«


Und er kommt zum Freunde: »Der König gebeut,

Daß ich am Kreuz mit dem Leben

Bezahle das frevelnde Streben,

Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,

So bleib du dem König zum Pfande,

Bis ich komme, zu lösen die Bande.«

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund

Und liefert sich aus dem Tyrannen,

Der andere ziehet von dannen.

Und ehe das dritte Morgenrot scheint,

Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,

Eilt heim mit sorgender Seele,

Damit er die Frist nicht verfehle.

.

Da gießt unendlicher Regen herab,

Von den Bergen stürzen die Quellen,

Und die Bäche, die Ströme schwellen.

Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,

Da reißet die Brücke der Strudel hinab,

Und donnernd sprengen die Wogen

Des Gewölbes krachenden Bogen.


Und trostlos irrt er an Ufers Rand,

Wie weit er auch spähet und blicket

Und die Stimme, die rufende, schicket,

Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,

Der ihn setze an das gewünschte Land,

Kein Schiffer lenket die Fähre,

Und der wilde Strom wird zum Meere.


Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,

Die Hände zum Zeus erhoben:

»O hemme des Stromes Toben!

Es eilen die Stunden, im Mittag steht

Die Sonne, und wenn sie niedergeht

Und ich kann die Stadt nicht erreichen,

So muß der Freund mir erbleichen.«


Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,

Und Welle auf Welle zerrinnet,

Und Stunde an Stunde entrinnet.

Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut

Und wirft sich hinein in die brausende Flut

Und teilt mit gewaltigen Armen

Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen


Und gewinnt das Ufer und eilet fort

Und danket dem rettenden Gotte,

Da stürzet die raubende Rotte

Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,

Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord

Und hemmet des Wanderers Eile

Mit drohend geschwungener Keule.

»Was wollt ihr?« ruft er, für Schrecken bleich,

»Ich habe nichts als mein Leben,

Das muß ich dem Könige geben!«

Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

»Um des Freundes willen erbarmet euch!«

Und drei mit gewaltigen Streichen

Erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand,

Und von der unendlichen Mühe

Ermattet sinken die Kniee.

»O hast du mich gnädig aus Räubershand,

Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,

Und soll hier verschmachtend verderben,

Und der Freund mir, der liebende, sterben!«


Und horch! da sprudelt es silberhell,

Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,

Und stille hält er, zu lauschen,

Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,

Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,

Und freudig bückt er sich nieder

Und erfrischet die brennenden Glieder.


Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün

Und malt auf den glänzenden Matten

Der Bäume gigantische Schatten;

Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,

Will eilenden Laufes vorüberfliehn,

Da hört er die Worte sie sagen:

»Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.«

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

Ihn jagen der Sorge Qualen,

Da schimmern in Abendrots Strahlen

Von ferne die Zinnen von Syrakus,

Und entgegen kommt ihm Philostratus,

Des Hauses redlicher Hüter,

Der erkennet entsetzt den Gebieter:

»Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,

So rette das eigene Leben!

Den Tod erleidet er eben.

Von Stunde zu Stunde gewartet' er

Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den mutigen Glauben

Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.«


»Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht

Ein Retter willkommen erscheinen,

So soll mich der Tod ihm vereinen.

Des rühme der blutge Tyrann sich nicht,

Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,

Er schlachte der Opfer zweie

Und glaube an Liebe und Treue.«


Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor

Und sieht das Kreuz schon erhöhet,

Das die Menge gaffend umstehet,

An dem Seile schon zieht man den Freund empor,

Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:

»Mich, Henker!« ruft er, »erwürget!

Da bin ich, für den er gebürget!«


Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,

In den Armen liegen sich beide

Und weinen für Schmerzen und Freude.

Da sieht man kein Auge tränenleer,

Und zum Könige bringt man die Wundermär,

Der fühlt ein menschliches Rühren,

Läßt schnell vor den Thron sie führen.


Und blicket sie lange verwundert an.

Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen,

Ihr habt das Herz mir bezwungen,

Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,

So nehmet auch mich zum Genossen an,

Ich sei, gewährt mir die Bitte,

In eurem Bunde der Dritte.«

Schiller

Die Bürgschaft

die Angst beflügelt den eilenden Fuß

Schiller

Die Bürgschaft

Das Lied von der Glocke

Schillers Gedicht von der Glocke ist mit mindestens acht nachgewiesenen Zitaten das bei Fuchs meistzitierte literarische Schillersche Werk.
TGDD 141 (1996) S61
FC 108 TGDD 89 (1986) S30
FC 108 TGDD 89 (1986) 31
FC 108 TGDD 89 (1986) S32
MM 38 1961 S9.jpg
FC 108 TGDD 89 (1986) S37
FC 108 TGDD 89 (1986) S42
Traum und Wirklichkeit, TGDD 93

Das Lied von der Glocke

Fest gemauert in der Erden

Steht die Form, aus Lehm gebrannt.

Heute muß die Glocke werden.

Frisch Gesellen, seid zur Hand.

Von der Stirne heiß

Rinnen muß der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben,

Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,

Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;

Wenn gute Reden sie begleiten,

Dann fließt die Arbeit munter fort.

So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,

Was durch die schwache Kraft entspringt,

Den schlechten Mann muß man verachten,

Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ist's ja, was den Menschen zieret,

Und dazu ward ihm der Verstand,

Daß er im innern Herzen spüret,

Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,

Doch recht trocken laßt es sein,

Daß die eingepreßte Flamme

Schlage zu dem Schwalch hinein.

Kocht des Kupfers Brei,

Schnell das Zinn herbei,

Daß die zähe Glockenspeise

Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube

Die Hand mit Feuers Hülfe baut,

Hoch auf des Turmes Glockenstube

Da wird es von uns zeugen laut.

Noch dauern wird's in späten Tagen

Und rühren vieler Menschen Ohr

Und wird mit dem Betrübten klagen

Und stimmen zu der Andacht Chor.

Was unten tief dem Erdensohne

Das wechselnde Verhängnis bringt,

Das schlägt an die metallne Krone,

Die es erbaulich weiterklingt.

Weiße Blasen seh ich springen,

Wohl! Die Massen sind im Fluß.

Laßt's mit Aschensalz durchdringen,

Das befördert schnell den Guß.

Auch von Schaume rein

Muß die Mischung sein,

Daß vom reinlichen Metalle

Rein und voll die Stimme schalle.

Denn mit der Freude Feierklange

Begrüßt sie das geliebte Kind

Auf seines Lebens erstem Gange,

Den es in Schlafes Arm beginnt;

Ihm ruhen noch im Zeitenschoße

Die schwarzen und die heitern Lose,

Der Mutterliebe zarte Sorgen

Bewachen seinen goldnen Morgen.-

Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.

Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,

Er stürmt ins Leben wild hinaus,

Durchmißt die Welt am Wanderstabe.

Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,

Und herrlich, in der Jugend Prangen,

Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,

Mit züchtigen, verschämten Wangen

Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.

Da faßt ein namenloses Sehnen

Des Jünglings Herz, er irrt allein,

Aus seinen Augen brechen Tränen,

Er flieht der Brüder wilder Reihn.

Errötend folgt er ihren Spuren

Und ist von ihrem Gruß beglückt,

Das Schönste sucht er auf den Fluren,

Womit er seine Liebe schmückt.

O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,

Der ersten Liebe goldne Zeit,

Das Auge sieht den Himmel offen,

Es schwelgt das Herz in Seligkeit.

O! daß sie ewig grünen bliebe,

Die schöne Zeit der jungen Liebe!

Wie sich schon die Pfeifen bräunen!

Dieses Stäbchen tauch ich ein,

Sehn wir's überglast erscheinen,

Wird's zum Gusse zeitig sein.

Jetzt, Gesellen, frisch!

Prüft mir das Gemisch,

Ob das Spröde mit dem Weichen

Sich vereint zum guten Zeichen.


Denn wo das Strenge mit dem Zarten,

Wo Starkes sich und Mildes paarten,

Da gibt es einen guten Klang.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,

Ob sich das Herz zum Herzen findet!

Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

Lieblich in der Bräute Locken

Spielt der jugfräuliche Kranz,

Wenn die hellen Kirchenglocken

Laden zu des Festes Glanz.

Ach! des Lebens schönste Feier

Endigt auch den Lebensmai,

Mit dem Gürtel, mit dem Schleier

Reißt der schöne Wahn entzwei.

Die Leidenschaft flieht!

Die Liebe muß bleiben,

Die Blume verblüht,

Die Frucht muß treiben.

Der Mann muß hinaus

Ins feindliche Leben,

Muß wirken und streben

Und pflanzen und schaffen,

Erlisten, erraffen,

Muß wetten und wagen,

Das Glück zu erjagen.

Da strömet herbei die unendliche Gabe,

Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,

Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.

Und drinnen waltet

Die züchtige Hausfrau,

Die Mutter der Kinder,

Und herrschet weise

Im häuslichen Kreise,

Und lehret die Mädchen

Und wehret den Knaben,

Und reget ohn Ende

Die fleißigen Hände,

Und mehrt den Gewinn

Mit ordnendem Sinn.

Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,

Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,

Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein

Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,

Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,

Und ruhet nimmer.

Und der Vater mit frohem Blick

Von des Hauses weitschauendem Giebel

Überzählet sein blühend Glück,

Siehet der Pfosten ragende Bäume

Und der Scheunen gefüllte Räume

Und die Speicher, vom Segen gebogen,

Und des Kornes bewegte Wogen,

Rühmt sich mit stolzem Mund:

Fest, wie der Erde Grund,

Gegen des Unglücks Macht

Steht mir des Hauses Pracht!

Doch mit des Geschickes Mächten

Ist kein ewger Bund zu flechten,

Und das Unglück schreitet schnell.

Wohl! nun kann der Guß beginnen,

Schön gezacket ist der Bruch.

Doch bevor wir's lassen rinnen,

Betet einen frommen Spruch!

Stoßt den Zapfen aus!

Gott bewahr das Haus!

Rauchend in des Henkels Bogen

Schießt's mit feuerbraunen Wogen.

Wohtätig ist des Feuers Macht,

Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,

Und was er bildet, was er schafft,

Das dankt er dieser Himmelskraft,

Doch furchtbar wird die Himmelskraft,

Wenn sie der Fessel sich entrafft,

Einhertritt auf der eignen Spur

Die freie Tochter der Natur.

Wehe, wenn sie losgelassen

Wachsend ohne Widerstand

Durch die volkbelebten Gassen

Wälzt den ungeheuren Brand!

Denn die Elemente hassen

Das Gebild der Menschenhand.

Aus der Wolke

Quillt der Segen,

Strömt der Regen,

Aus der Wolke, ohne Wahl,

Zuckt der Strahl!

Hört ihr's wimmern hoch vom Turm?

Das ist Sturm!

Rot wie Blut

Ist der Himmel,

Das ist nicht des Tages Glut!

Welch Getümmel

Straßen auf!

Dampf wallt auf!

Flackernd steigt die Feuersäule,

Durch der Straße lange Zeile

Wächst es fort mit Windeseile,

Kochend wie aus Ofens Rachen

Glühn die Lüfte, Balken krachen,

Pfosten stürzen, Fenster klirren,

Kinder jammern, Mütter irren,

Tiere wimmern

Unter Trümmern,

Alles rennet, rettet, flüchtet,

Taghell ist die Nacht gelichtet,

Durch der Hände lange Kette

Um die Wette

Fliegt der Eimer, hoch im Bogen

Sprützen Quellen, Wasserwogen.

Heulend kommt der Sturm geflogen,

Der die Flamme brausend sucht.

Prasselnd in die dürre Frucht

Fällt sie in des Speichers Räume,

In der Sparren dürre Bäume,

Und als wollte sie im Wehen

Mit sich fort der Erde Wucht

Reißen, in gewaltger Flucht,

Wächst sie in des Himmels Höhen

Riesengroß!

Hoffnungslos

Weicht der Mensch der Götterstärke,

Müßig sieht er seine Werke

Und bewundernd untergehn.

Leergebrannt

Ist die Stätte,

Wilder Stürme rauhes Bette,

In den öden Fensterhöhlen

Wohnt das Grauen,

Und des Himmels Wolken schauen

Hoch hinein.

Einen Blick

Nach den Grabe

Seiner Habe

Sendet noch der Mensch zurück –

Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.

Was Feuers Wut ihm auch geraubt,

Ein süßer Trost ist ihm geblieben,

Er zählt die Haupter seiner Lieben,

Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.

In die Erd ist's aufgenommen,

Glücklich ist die Form gefüllt,

Wird's auch schön zutage kommen,

Daß es Fleiß und Kunst vergilt?

Wenn der Guß mißlang?

Wenn die Form zersprang?

Ach! vielleicht indem wir hoffen,

Hat uns Unheil schon getroffen.

Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde

Vertrauen wir der Hände Tat,

Vertraut der Sämann seine Saat

Und hofft, daß sie entkeimen werde

Zum Segen, nach des Himmels Rat.

Noch köstlicheren Samen bergen

Wir trauernd in der Erde Schoß

Und hoffen, daß er aus den Särgen

Erblühen soll zu schönerm Los.

Von dem Dome,

Schwer und bang,

Tönt die Glocke

Grabgesang.

Ernst begleiten ihre Trauerschläge

Einen Wandrer auf dem letzten Wege


Ach! die Gattin ist's, die teure,

Ach! es ist die treue Mutter,

Die der schwarze Fürst der Schatten

Wegführt aus dem Arm des Gatten,

Aus der zarten Kinder Schar,

Die sie blühend ihm gebar,

Die sie an der treuen Brust

Wachsen sah mit Mutterlust –

Ach! des Hauses zarte bande

Sind gelöst auf immerdar,

Denn sie wohnt im Schattenlande,

Die des Hauses Mutter war,

Denn es fehlt ihr treues Walten,

Ihre Sorge wacht nicht mehr,

An verwaister Stätte schalten

Wird die Fremde, liebeleer.

Bis die Glocke sich verkühlet,

Laßt die strenge Arbeit ruhn,

Wie im Laub der Vogel spielet,

Mag sich jeder gütlich tun.

Winkt der Sterne Licht,

Ledig aller Pflicht

Hört der Pursch die Vesper schlagen,

Meister muß sich immer plagen.

Munter fördert seine Schritte

Fern im wilden Forst der Wandrer

Nach der lieben Heimathütte.

Blökend ziehen

Heim die Schafe,

Und der Rinder

Breitgestirnte, glatte Scharen

Kommen brüllend,

Die gewohnten Ställe füllend.

Schwer herein

Schwankt der Wagen,

Kornbeladen,

Bunt von Farben

Auf den Garben

Liegt der Kranz,

Und das junge Volk der Schnitter

Fliegt zum Tanz.

Markt und Straße werden stiller,

Um des Lichts gesellge Flamme

Sammeln sich die Hausbewohner,

Und das Stadttor schließt sich knarrend.

Schwarz bedecket

Sich die Erde,

Doch den sichern Bürger schrecket

Nicht die Nacht,

Die den Bösen gräßlich wecket,

Denn das Auge des Gesetzes wacht.

Heilge Ordnung, segenreiche

Himmelstochter, die das Gleiche

Frei und leicht und freudig bindet,

Die der Städte Bau begründet,

Die herein von den Gefilden

Rief den ungesellgen Wilden,

Eintrat in der Menschen Hütten,

Sie gewöhnt zu sanften Sitten

Und das teuerste der Bande

Wob, den Trieb zum Vaterlande!

Tausend fleißge Hände regen,

helfen sich in munterm Bund,

Und in feurigem Bewegen

Werden alle Kräfte kund.

Meister rührt sich und Geselle

In der Freiheit heilgem Schutz.

Jeder freut sich seiner Stelle,

Bietet dem Verächter Trutz.

Arbeit ist des Bürgers Zierde,

Segen ist der Mühe Preis,

Ehrt den König seine Würde,

Ehret uns der Hände Fleiß.

Holder Friede,

Süße Eintracht,

Weilet, weilet

Freundlich über dieser Stadt!

Möge nie der Tag erscheinen,

Wo des rauhen Krieges Horden

Dieses stille Tal durchtoben,

Wo der Himmel,

Den des Abends sanfte Röte

Lieblich malt,

Von der Dörfer, von der Städte

Wildem Brande schrecklich strahlt!


Nun zerbrecht mir das Gebäude,

Seine Absicht hat's erfüllt,

Daß sich Herz und Auge weide

An dem wohlgelungnen Bild.

Schwingt den Hammer, schwingt,

Bis der Mantel springt,

Wenn die Glock soll auferstehen,

Muß die Form in Stücke gehen.

Der Meister kann die Form zerbrechen

Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,

Doch wehe, wenn in Flammenbächen

Das glühnde Erz sich selbst befreit!

Blindwütend mit des Donners Krachen

Zersprengt es das geborstne Haus,

Und wie aus offnem Höllenrachen

Speit es Verderben zündend aus;

Wo rohe Kräfte sinnlos walten,

Da kann sich kein Gebild gestalten,

Wenn sich die Völker selbst befrein,

Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte

Der Feuerzunder still gehäuft,

Das Volk, zerreißend seine Kette,

Zur Eigenhilfe schrecklich greift!

Da zerret an der Glocken Strängen

Der Aufruhr, daß sie heulend schallt

Und, nur geweiht zu Friedensklängen,

Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,

Der ruhge Bürger greift zur Wehr,

Die Straßen füllen sich, die Hallen,

Und Würgerbanden ziehn umher,

Das werden Weiber zu Hyänen

Und treiben mit Entsetzen Scherz,

Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,

Zerreißen sie des Feindes Herz.

Nichts Heiliges ist mehr, es lösen

Sich alle Bande frommer Scheu,

Der Gute räumt den Platz dem Bösen,

Und alle Laster walten frei.

Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,

Verderblich ist des Tigers Zahn,

Jedoch der schrecklichste der Schrecken,

Das ist der Mensch in seinem Wahn.

Weh denen, die dem Ewigblinden

Des Lichtes Himmelsfackel leihn!

Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden

Und äschert Städt und Länder ein.

Freude hat mir Gott gegeben!

Sehet! Wie ein goldner Stern

Aus der Hülse, blank und eben,

Schält sich der metallne Kern.

Von dem Helm zum Kranz

Spielt's wie Sonnenglanz,

Auch des Wappens nette Schilder

Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! herein!

Gesellen alle, schließt den Reihen,

Daß wir die Glocke taufend weihen,

Concordia soll ihr Name sein,

Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine

Versammle sich die liebende Gemeine.

Und dies sei fortan ihr Beruf,

Wozu der Meister sie erschuf!

Hoch überm niedern Erdenleben

Soll sie im blauen Himmelszelt

Die Nachbarin des Donners schweben

Und grenzen an die Sternenwelt,

Soll eine Stimme sein von oben,

Wie der Gestirne helle Schar,

Die ihren Schöpfer wandelnd loben

Und führen das bekränzte Jahr.

Nur ewigen und ernsten Dingen

Sei ihr metallner Mund geweiht,

Und stündlich mit den schnellen Schwingen

Berühr im Fluge sie die Zeit,

Dem Schicksal leihe sie die Zunge,

Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,

Begleite sie mit ihrem Schwunge

Des Lebens wechselvolles Spiel.

Und wie der Klang im Ohr vergehet,

Der mächtig tönend ihr entschallt,

So lehre sie, daß nichts bestehet,

Daß alles Irdische verhallt.

Jetzo mit der Kraft des Stranges

Wiegt die Glock mir aus der Gruft,

Daß sie in das Reich des Klanges

Steige, in die Himmelsluft.

Zehet, ziehet, hebt!

Sie bewegt sich, schwebt,

Freude dieser Stadt bedeute,

Friede sei ihr erst Geläute.

TGDD 49

Leichtfertig ist die Jugend mit dem Wort

TGDD 68 (1981) S34
TGDD 105 (1990) S65
Wallensteins Tod II, 2.

WALLENSTEIN:

Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;

Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck

Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.

So wankelmütig ist die Gunst des Volkes

TGDD 16,BL-WDC-23
Demetrius II. Aufzug, 1. Szene

Hiob:

Der Völker Herz ist wankelmütig, Fürstin,

Sie lieben die Veränderung, sie glauben

Durch eine neue Herrschaft zu gewinnen.

Der Lüge kecke Zuversicht reißt hin,

Das Wunderbare findet Gunst und Glauben.

Weitere Autoren

Ludwig Giesebrecht

Ludwig Giesebrecht (1792-1873: Der Lotse

Briggenlied (Links müßt ihr steuern)

MM 25 1967 S2
“Siehst du die Brigg dort auf den Wellen?

Sie steuert falsch, sie treibt herein

und muss am Vorgebirg zerschellen,

lenkt sie nicht augenblicklich ein.

Ich muss hinaus, dass ich sie leite!"

"Gehst du ins offne Wasser vor,

so legt dein Boot sich auf die Seite

und richtet nimmer sich empor."

"Allein ich sinke nicht vergebens,

wenn sie mein letzter Ruf belehrt:

Ein ganzes Schiff voll jungen Lebens

ist wohl ein altes Leben wert.

Gib mir das Sprachrohr. Schifflein, eile!

Es ist die letzte, höchste Not!" -

Vor fliegendem Sturme gleich dem Pfeile

hin durch die Schären eilt das Boot.

Jetzt schießt es aus dem Klippenrande!

"Links müsst ihr steuern!", hallt ein Schrei.

Kieloben treibt das Boot zu Lande,

und sicher fährt die Brigg vorbei.

Gottlob Wilhelm Burmann

MM 42 1975 S6

Arbeit macht das Leben süß

Kleine Lieder für kleine Mädchen, und Jünglinge, 1777.


Aus: Arbeit


Arbeit macht das Leben süß,

macht es nie zur Last,

der nur hat Bekümmernis,

der die Arbeit haßt.

abgewandelt als deutsches Sprichwort:

Arbeit macht das Leben süß,

Faulheit stärkt die Glieder,

drum pfeif' ich auf die Süßigkeit

und leg mich wieder nieder.

Unbekannter Autor:
MM44/1975 p.6
Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder,

drum pfeif' ich auf die Süßigkeit und leg mich wieder nieder.


Nennungen von "Arbeit macht das Leben süß":

MM30/1978 p.35

MM13/1962 p.3

MM12/1967 p.4

MM44/1975 p.6

MM42/1975 p.6

Joseph von Eichendorff

Maharadscha für einen Tag

Wem Gott will rechte Gunst erweisen

↵Der frohe Wandersmann (1817)

Aus dem Leben eines Taugenichts

Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt,

dem will er seine Wunder weisen in Berg und Tal und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen, erquicket nicht das Morgenrot;

sie wissen nur von Kinderwiegen, von Sorgen, Last und Not ums Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen schwirren hoch vor Lust;

was sollt' ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl' und frischer Brust?

Den lieben Gott lass' ich nur walten; der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld

und Erd' und Himmel will erhalten, hat auch mein Sach' aufs Best' bestellt.

Eichendorfs Werke (1954) WDC 168, BL 26

Eichendorfs Werke

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien; † 26. November 1857 in Neisse, Oberschlesien) war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa fünftausend Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter (Aus dem Leben eines Taugenichts) bis heute gegenwärtig.

↵Anm.: Im Deutschland der 1950er Jahre kannte man keine Backenhörnchen (im Barks-Original ein „chipmunk“ namens „Cheltenham“), sodass Dr. Fuchs mit „Eichendorf” wohl eine assoziative Brücke zu „Eichhörnchen“ herstellen wollte …

Friedrich Rückert (1788-1866)

...alter Freund und Kupferstecher!

Die Wette (BL-WDC 12, S. 18, Bild 3)
Die Anrede "mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher" gilt als vertraulich mit ironischem Unterton. Manche deuten sie als abwertend. Das könnte daran liegen, dass Kupferstecher mit dem Aufkommen des Papiergeldes die nötigen Voraussetzungen mitbrachten, als Geldfälscher tätig zu werden. Es kam auch vor, dass ein Kupferstecher ein Gemälde in eine Druckgrafik umwandelte, ohne den Autor des Gemäldes in der Legende zu erwähnen – es war üblich, sowohl den Namen des Malers (… fecit ‚… hat es gemacht‘) als auch den Namen des Stechers (… sculpsit ‚… hat es gestochen‘) zu nennen. Ein Kupferstecher konnte also jemand sein, der sich mit fremden Federn schmückte und dem gegenüber Misstrauen angebracht war.Referenzfehler: Das öffnende <ref>-Tag ist beschädigt oder hat einen ungültigen Namen

Die Wendung leitet sich vom Briefwechsel zwischen Friedrich Rückert und dem mit ihm befreundeten Kupferstecher Carl Barth her, obwohl Rückert diese Formulierung in keiner Anrede benutzte. In einem Brief aus den Jahren 1843/44 heißt es einmal: "An den Gevatter Kupferstecher Barth!"Referenzfehler: Das öffnende <ref>-Tag ist beschädigt oder hat einen ungültigen Namen

Wilhelm Bornemann (1766-1851)

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Im Wald und auf der Heide

Im Wald und auf der Heide (1816)
Im Wald und auf der Heide,

da such ich meine Freude,

|: ich bin ein Jägersmann. :|

Die Forsten treu zu hegen,

das Wildbret zu erlegen,

|: mein' Lust hab' ich daran. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Trag' ich in meiner Tasche

ein Trünklein in der Flasche,

|: zwei Bissen liebes Brot, :|

brennt lustig meine Pfeife,

wenn ich den Forst durch streife,

|: da hat es keine Not. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Im Walde hingestrecket,

den Tisch mit Moos mir decket

|: die freundliche Natur;: |

den treuen Hund zur Seite,

ich mir das Mahl bereite

|: auf Gottes freier Flur. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Das Huhn im schnellen Zuge,

die Schnepf' im Zickzackfluge

|: treff ich mit Sicherheit. :|

Die Sauen, Reh' und Hirsche

erleg' ich auf der Pirsche,

|: der Fuchs läßt mir sein Kleid. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Und streich' ich durch die Wälder

und zieh' ich durch die Felder

|: einsam den vollen Tag,: |

doch schwinden mir die Stunden

gleich flüchtigen Sekunden,

|: tracht' ich dem Wilde nach. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Wenn sich die Sonne neiget,

der feuchte Nebel steiget,

|: mein Tagwerk ist getan, :|

dann zieh" ich von der Heide

zur häuslich-stillen Freude,

|:ein froher Jägersmann. :|

|: Hal-li, hallo, hal-li hallo,

mein' Lust hab' ich daran. :|

Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109

Ludwig Uhland(1787-1862)

MM 3 1953 S3

Die linden Lüfte sind erwacht

Frühlingsglaube

Sammlung: Frühlingslieder

Die linden Lüfte sind erwacht,

Sie säuseln und weben Tag und Nacht,

Sie schaffen an allen Enden,

O frischer Duft, o neuer Klang,

Nun, armes Herze, sei nicht bang!

Nun muß sich alles, alles wenden.

↵Die Welt wird schöner mit jedem Tag,

Man weiß nicht, was noch werden mag,

Das Blühen will nicht enden.

Es blüht das fernste, tiefste Thal:

Nun, armes Herz, vergiß der Qual!

Nun muß sich alles, alles wenden.

Richard Wagner(1813-1883)

Nü sollst Du müch befragen

Lohengrin, 1. Akt, 3. Szene

LOHENGRIN

Elsa, soll ich dein Gatte heißen,

soll Land und Leut ich schirmen dir, –

soll nichts mich wieder von dir reißen,
MM 2 1955 S7
mußt Eines du geloben mir: –

Nie sollst du mich befragen,

noch Wissens Sorge tragen,

woher ich kam der Fahrt,

noch wie mein Nam' und Art!

ELSA leise, fast bewußtlos.

Nie, Herr, soll mir die Frage kommen!

LOHENGRIN gesteigert, sehr ernst.

Elsa! Hast du mich wohl vernommen?

Nie sollst du mich befragen,

noch Wissens Sorge tragen,

woher ich kam der Fahrt,

noch wie mein Nam' und Art!

Schicksal, nimm Deinen Lauf

MM 4 1987 S11
Rienzi, 3 Akt

↵Rienzi

Du rasest, Knabe! Stehe auf

und laß dem Schicksal seinen Lauf!

(Rienzi besteigt das Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch.)

Adriano

(sich aufrichtend, mit schmerzlichem Grimm)

Nun denn, nimm, Schicksal, deinen Lauf!

(Der ganze Kriegszug verläßt unter Absingung des zweiten Verses der Hymne die Bühne, jedoch so, daß der erste Teil derselben noch auf der Szene gesungen wird.)

Heinrich Hoffmann (1809-1894)

MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag

Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht.

↵Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.

Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!

Hans Christian Andersen (1805-1875)

Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138, BL 20, S. 43

Augen groß wie Teetassen ... so groß wie (...) Räder

Das Feuerzeug (1835)
Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138,BL 20,S.45
Es kam ein Soldat auf der Landstraße daher marschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Kriege gewesen und wollte nun nach Hause. Da begegnete er einer alten Hexe auf der Landstraße: die war so widerlich. Ihre Unterlippe hing ihr gerade bis auf die Brust herunter. Sie sagte: "Guten Abend, Soldat! Was hast Du doch für einen schönen Säbel und großen Tornister! Du bist ein wahrer Soldat! Nun sollst Du so viel Geld haben, als Du besitzen magst!" "Ich danke Dir, Du alte Hexe!" sagte der Soldat. "Siehst Du den großen Baum dort?" sagte die Hexe und zeigte auf einen Baum, der ihnen zur Seite stand. "Er ist inwendig ganz hohl. Da mußt Du den Gipfel erklettern, dann erblickst Du ein Loch, durch welches Du dich hinablassen und tief in den Baum gelangen kannst! Ich werde Dir einen Strick um den Leib binden, damit ich Dich wieder heraufziehen kann, wenn Du mich rufst." "Was soll ich denn da unten im Baume?" fragte der Soldat. "Geld holen!" sagte die Hexe. "Wisse, wenn Du auf den Boden des Baumes hinunter kommst, so bist Du in einer großen Halle; da ist es ganz hell, denn da brennen über dreihundert Lampen. Dann erblickst Du drei Thüren; Du kannst sie öffnen, der Schlüssel steckt daran. Gehst Du in die erste Kammer hinein, so siehst Du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste; auf derselben sitzt ein Hund; er hat ein Paar Augen, so groß wie ein Paar Theetassen. Doch daran brauchst Du Dich nicht zu kehren! Ich gebe Dir meine blaucarrirte Schürze, die kannst Du auf dem Fußboden ausbreiten; geh' dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, öffne die Kiste, und nimm so viele Schillinge, als Du willst. Sie sind von Kupfer. Willst Du lieber Silber haben, so mußt Du in das nächste Zimmer hineingehen. Aber da sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder. Doch das laß Dich nicht kümmern! Setze ihn auf meine Schürze und nimm von dem Gelde! Willst Du hingegen Gold haben, so kannst Du es auch bekommen, und zwar so viel, als Du tragen willst, wenn Du in die dritte Kammer hineingehst. Aber der Hund, welcher dort auf dem Geldkasten sitzt, hat zwei Augen, jedes so groß wie ein Thurm. […] Dann ging er in die dritte Kammer. […] Der Hund darin hatte wirklich zwei Augen, so groß wie ein Thurm, und die drehten sich im Kopfe gerade wie Räder. […]“​[1]

Barks-Text: „And for eyes I want emeralds as big as apples!”

↵Barks-Text: “And look at those eyes! Star sapphires as big as footballs!” Anm.: Während es von Saphiren und zu dieser Stein-Familie gehörenden Rubinen sehr unterschiedliche Qualitäten gibt, sind die „Stern-“ Varianten meist hochwertig und brauchen einen besonderen Schliff, damit sich der Stern zeigt.

Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859)

Hänsel und Gretel

MM 18 1976 S15
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Knusper knusper knäuschen

MM 39 1980 S7
Aus dem Märchen "Hänsel und Gretel" Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus:

"Knupper, knupper, Kneischen, Wer knuppert an meinem Häuschen?"

Die Kinder antworteten:

"Der Wind, der Wind, Das himmlische Kind,"

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind

MM 1 1979 S6
MM 50 1958
Aus dem Märchen "Hänsel und Gretel", das die Brüder Grimm aufgezeichnet haben:

Endlich kamen sie an ein Häuslein, das aus Brot gebaut und mit Kuchen gedeckt war, und die Fenster waren aus hellem Zucker. „Da wollen wir uns satt essen“, sagte Hänsel. „Ich will vom Dach essen, und du Gretel, kannst vom Fenster essen, das ist fein süß.“ Hänsel brach sich ein wenig vom Dach ab und Gretel knusperte an den Fensterscheiben. Da rief auf einmal eine feine Stimme aus dem Häuschen:

„Knusper, knusper, knäuschen,

wer knuspert an meinem Häuschen!“

Die Kinder antworteten: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“, und aßen weiter. Da ging auf einmal die Tür auf und eine steinalte Frau kam heraus geschlichen. Hänsel und Gretel erschraken so sehr, dass sie alles fallen ließen, was sie in der Hand hielten. Die alte Frau wackelte mit dem Kopf und sagte: „Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergekommen? Kommt herein, ihr sollt es gut bei mir haben.“ Dort wurde gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und Nüssen, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet, da legten sich Hänsel und Gretel hinein, und meinten sie wären wie im Himmel.

Timpeteh!

TGDD 8
Aus dem Märchen "Vom Fischer und seiner Frau", KHM 19, überliefert von Philipp Otto Runge.
FC-256 MMSH 3 (1953) S15
Vom Fischer und seiner Frau

Manntje, Manntje, Timpe Te,

Buttje, Buttje inne See,

myne Fru de Ilsebill

will nich so als ik wol will!

Vom Fischer und seiner Frau

Ach wie gut,dass niemand weiß,..

MM 17 1982 S11.jpg
Aus dem Märchen "Rumpelstilzchen": Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: "Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:

"Heute back ich,

Morgen brau ich,

Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;

Ach, wie gut ist, daß niemand weiß,

daß ich Rumpelstilzchen heiß!"

Rotkäppchen und der Wolf

MM 33 1970 S10

Schneewittchen

MM 37 1966 S12

Spieglein, Spieglein an der Wand

MM 33 1971 S29
Aus dem Märchen "Schneewittchen" Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete der Spiegel:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

Teufel mit den 3 goldenen Haaren

MM 34 1959 S9

Gottfried Keller (1819-1890)

Kleider machen Leute

MM 41 1961 S4
TGDD 62 (1980) S25
... ist der Titel einer Kellerschen Novelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Kleider_machen_Leute

Magnus Gottfried Lichtwer (1719-1783)

Blinder Eifer schadet nur

MM 34 1962 S8
↵Die Katzen und der Hausherr

Tier' und Menschen schliefen feste,

Selbst der Hausprophete schwieg,
MM 25/1968 p. 16
Als ein Schwarm geschwänzter Gäste

Von den nächsten Dächern stieg.

In dem Vorsaal eines Reichen

Stimmten sie ihr Liedchen an,

So ein Lied, das Stein' erweichen,

Menschen rasend machen kann.

Hinz, des Murners Schwiegervater,

Schlug den Takt erbärmlich schön,

Und zween abgelebte Kater

Quälten sich, ihm beizustehn.

Endlich tanzten alle Katzen,

Poltern, lärmen, dass es kracht,

Zischen, heulen, sprudeln, kratzen,

Bis der Herr im Haus erwacht.

Dieser springt mit einem Prügel

In dem finstern Saal herum,

Schlägt um sich, zerstößt den Spiegel,

Wirft ein Dutzend Schalen um,

Stolpert über ein'ge Späne,

Stürzt im Fallen auf die Uhr

Und zerbricht zwo Reihen Zähne

Blinder Eifer schadet nur.

Theodor Körner(1791-1813)

Lützows wilde, verwegene Jagd

BL DÜ-03-07
BL DÜ-03-08
Erfinderpech FC 1047/2
↵Stammt aus einem mehrfach vertonten Gedicht von Theodor Körner (1791–1813)​[2]:

Lützows wilde Jagd

Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör’s näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reih’n,

Und gellende Hörner schallen darein

Und erfüllen die Seele mit Grausen.

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Franz Grillparzer(1791-1872)

Das Leben ein Traum!

BL DO-19-09, S. 9/3
sagt Donald in "Im alten Kalifornien" (FC 0328), in Umkehrung von: "Der Traum ein Leben", dem "Drama" oder „dramatische[n] Märchen“ von Franz Grillparzer, "das 1834 im Burgtheater uraufgeführt wurde und somit zur Biedermeierepoche gehört."​[3]

↵Original-Barks: „That dream business looks like fun!”

Alexandre Dumas d. Ä. (1802-1870)

Einer für alle, alle für einen

Die drei Musketiere
Alexandre Dumas d. Ä. Die drei Musketiere Einer für alle,alle für einen.jpg

Samuel Taylor Coleridge (1772-1834)

Weh mir Frevler, dass ich schoss den Schicksalsvogel Albatros!

Coleridge Der Fluch des Albatros WDC 312 MM 25 1967 S04.jpg
Der Fluch des Albatros↵Zitat aus https://ismaels.wordpress.com/2009/09/08/der-fluch-des-albatros/: Ballade soll aus dem Buch Seegedichte stammen, nach allem vernünftigen Dafürhalten ein fiktives Buch. Zumindest die letzte, geflügelte Strophe “Weh mir Frevler, dass ich schoss den Schicksalsvogel Albatros! Dreimal wehe, dass ich traf! Dafür trifft mich des Schicksals Straf’!” stammt eindeutig von Frau Dr. Fuchs, der Rest ist wahrscheinlich ein Stück alte, anonyme Fan Fiction avant la lettre. Der Einfluss von Coleridge auf Barks ist heute als Parodie anerkannt: Die angeführte Strophe übersetzte Frau Dr. Fuchs aus dem Original bei Coleridge/Barks:

“God save thee, ancyent Marinere!

“From the fiends that plague thee thus—

Why look’st thou so ?’—With my cross-bow

I shot the Albatross.

Im Volltext:

Absatz einfügen

Der Fluch des Albatros
Schaumgekrönte Wellen branden

gegen Kap Kanaster an.

Bald werd’ ich dort wieder landen,

wo dereinst mein Weg begann.

Wind frischt auf, und mit dem Brausen

fliegt mein Schiff in Richtung Watt.

Schon gewahr’ ich Entenhausen:

Heißgeliebte Heimatstadt!

Lichtbestreuter Hafen — endlich

fährt mein Kurs mich an den Kai.

Vor mir wird die Skyline kenntlich

— da erklingt von Luv ein Schrei.

Gellend klingt er, so als ginge

grad ein Topgast über Bord.

Mit dem nächsten Rettungsringe

eile ich zum Unfallort.

Doch das Meer liegt bleigegossen,

niemand aus der Mannschaft fehlt.

Über meinen Schreck verdrossen,

hab’ ich es dem Maat erzählt.

“Was Euch eben so verdroß,

das war der Ruf des Albatros.

Wehe dem, der ihn vernimmt:

Sein Schicksal ist vorausbestimmt.”

Kaum gehört, ist’s schon geschehen,

und das Unglück zieht herauf.

Vor mir türmen sich die Seen

bis auf Leuchtturmhöhe auf.

Wie ein Jux der Elemente

tanzt im Sund mein stolzes Schiff.

Backbord drohen Felsenwände,

steuerbord das Teufelsriff.

Da, die Durchfahrt! Und es schießt rein;

Gott hat uns den Weg gesucht.

Vor uns muß die Insel Kniest sein,

wir sind in der Gumpenbucht.

Still verdümpeln kleine Wellen,

denn der Sturm zog hier vorbei.

Doch wie tausende Tschinellen

hämmert wieder dieser Schrei.

Wer verdenkt mir meine Rage,

als ich seinen Ursprung such’?

Auf der höchsten Takelage

sitzt der Vogel wie ein Fluch.

Und der Maat brüllt ängstlich: “Boss,

er ist zurück, der Albatros!

Zweimal wehe, wer ihn schaut.

Sein Leben ist auf Sand gebaut.”

Ich vergesse Ruh’ und Sitte

— dieser Vogel macht mich krank —

und betrete die Kajüte

mit des Käpt’ns Waffenschrank.

Knarrend öffnet sich die Türe

und ermöglicht mir die Wahl

aus dem glitzernden Spaliere

voller kaltem blauen Stahl.

Das Kaliber sei ein solches,

daß vom Opfer nichts mehr bleibt,

das die Federn dieses Strolches

bis zum Erdtrabanten treibt.

Gut gezielt: Ich expediere

durch der Waffe langen Lauf

diesem großen Unglückstiere

eine Ladung Blei hinauf.

Doch die brav getroffne Leiche

stürzt herab wie ein Geschoß.

Fragt mich nicht warum, ich weiche

ihm nicht aus, dem Albatros.

Weh mir Frevler, daß ich schoß

den Schicksalsvogel Albatros!

Dreimal wehe, daß ich traf!

Dafür trifft mich des Schicksals Straf’!

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Anette Droste-Hülshoff (1797-1848)

Äthers blau

WDC 67 MM 7 1958 S06
Die Vergeltung (1841)

Adolf Glaßbrenner (1810-1876)

Mein Dichten und Trachten

MM 12 1982 S5
Mein Dichten und Trachten
Ich sehe keinen Frühling mehr,

Bis daß die Freiheit blüht;

Es duftet kein Rose mir,

Bis jedes Herz ihr glüht.

↵Ich höre keinen Vogelsang

Als meiner Dichter Wort;

Mich trägt kein Strom mehr als der Tag

Zum Weltenmeere fort.

↵Ich schaue keine Steinenpracht

Als Herrscherstolz und Zwang;

Ich habe keine Hoffnung mehr

Als ihren Untergang.

↵Die eine Sonne, die mir glänzt,

Ist meines Volkes Geist,

Und meine Kirche jede Brust,

Die laut die Freiheit preist.

↵Ich hasse alle Wissenschaft,

Die einen Bauch sich frißt;

Ich achte keinen Helden mehr,

Der′s seinem Herrscher ist.

↵Ich habe keine Liebe mehr,

Die um ein Küßchen minnt;

Mein Vaterland ist meine Braut,

Die schon zur Hochzeit spinnt!

↵Die Wahrheit ist mein heil′ger Geist,

Mein Gott und Seelenhirt!

Ich habe keinen Glauben mehr,

Als daß es besser wird.

Noch einzuordnen

Gustav Schwab
MM 33 1963 S35
Sagenschatz des Klassischen Altertums
Hauff
MM 21 1977 S3
Das kalte Herz Herz aus Stein
Hauffs
MM 42 1970 S12
Märchen Zwerg Nase
Heinzelmännchen von Köln
MM 12 1962 S7
August Kopisch 1836
Lichtenberg, Georg Christoph Der gerade Weg ist der Kürzeste
MM 24 1971 S13
Lorber, Jakob 1844

Kindheit und Jugend Jesu

An Mut gebrichts mir nie(cht)
WDC 136 TGDD 11 S31
Mörike Frühling läßt sein blaues Band
MM 13 1987 S13
Mörike

Schön-Rohtraut

Schweig still, mein Herz
TGDD 129 (1994) S20
Nestroy Ehrlich währt am längsten
MM 35 1964 S33
Das Mädl aus der Vorstadt oder Ehrlich währt am längsten
Robert Southey Goldilock und die drei Bären
MM 5 1976 S4
Rückert Friedrich Aus der Jugendzeit (Schwalbenlied)
WDC 165 MM 2 1955 S07
Schiller

Bacchus im Triller

Narrenspossen
MM 5 1954 S04
Schiller

Der Spaziergang

Siehe die Sonne Homers, sie leuchtet auch
MM 33 1978 S30
Schiller

Der Taucher

Es wallet und siedet und brauset und zischt
MM 11 1963 S5
Schiller

Der Taucher

Genug des grausamen Spiels
MM 7 1966 S 9
Schiller

Die Braut aus Messina

der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe
MM 14 1981 S34
Schiller

Die Räuber

dem Manne kann geholfen werden
TGDD 104 (1989) S30
MM 33 1980 S9
Absatz einfügen
Schiller

Die Räuber

wie vom Donner gerührt
TGDD 139 (1995) S19
Schiller die schönsten Träume der Freiheit werden im Kerker geträumt
MM 17 1975 S32
Schiller

Die Teilung der Erde

Was tun, spricht Zeus
WDC 109 MM 5 1952 S04
Schiller

Die Verschwörung des Fiesko von Genua

Donner und Doria
US 6 MM 40 1958 S11
Schiller

Kabale und Liebe

da haben wir die Bescherung
MM 3 1976 S35
Schiller

Kabale und Liebe

Verstand steht still
TGDD 117 (1992) S50
Schiller

Maria Stuart

eilende Wolken, Segler der Lüfte
MM 2 1975 S4
Schiller

Ode an die Freude

Freude schöner Götterfunken
MM 43 1971 S4
Schiller

Wallensteins Lager

Ernst ist das Leben,heiter die Kunst
MM46 1968 S10
WDC 176 MM 4 1957 S3
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Schiller

Wallensteins Tod

Ich kene meine Pappenheimer
WDC 60 MM 11 1952 S7
Schiller

Wallensteins Tod

Sterne lügen nicht
US 31 b TGDD 31 (1972) S12
MM 18 1982 S12
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Schiller

Der Jüngling am Bach

Raum ist in der kleinsten Hütte
MM 26 1962 S11
Schiller

Die Räuber

Dem Manne kann geholfen werden
US 27 MM 28 1961 S03
MM 10 1964 S13
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Schiller

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua

Donner und Doria
WDC 134 MM 6 1952 S5
US 61 MMB 43-48 1966 S 36
Schiller

Pegasus im Joche

ein Mann ein Wort
MM 43 1963 S11
Schiller

Schubert

Leichenfantasie 1780
MM 49 1971 S11
Schiller

Schubert Leichenphantasie

Titel
MM 49 1971 S10.jpg
Hertz, Wilhelm Komm süßer Schlaf (1859)
WDC 83 MM 26 1978 S04.jpg
Uhland allein auf weiter Flur
MM 44 1978 S4
von Scheffel

Der Trompeter von Säckingen

es hat nicht sollen sein
MM 41 1966 S10
Wieland Oberon
MM 49 1976 S4
Was säumt ihr