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| ===Hans Christian Andersen=== | | ===Dietrich Bonhoeffer=== |
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| |[[Datei:Image81.png|mini|Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138, BL 20, S. 43]] | | |[[Datei:BL WDC-03-19-04.jpg|mini|BL WDC-03-19-04]] |
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| ====Augen groß wie Teetassen==== | | ====Stahl und Eisen mögen vergehen==== |
| Das Feuerzeug (1835)
| | unser eigener Dreck bleibt ewig bestehen! |
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| Es kam ein Soldat auf der Landstraße daher marschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Kriege gewesen und wollte nun nach Hause. Da begegnete er einer alten Hexe auf der Landstraße: die war so widerlich. Ihre Unterlippe hing ihr gerade bis auf die Brust herunter. Sie sagte: "Guten Abend, Soldat! Was hast Du doch für einen schönen Säbel und großen Tornister! Du bist ein wahrer Soldat! Nun sollst Du so viel Geld haben, als Du besitzen magst!" "Ich danke Dir, Du alte Hexe!" sagte der Soldat. "Siehst Du den großen Baum dort?" sagte die Hexe und zeigte auf einen Baum, der ihnen zur Seite stand. "Er ist inwendig ganz hohl. Da mußt Du den Gipfel erklettern, dann erblickst Du ein Loch, durch welches Du dich hinablassen und tief in den Baum gelangen kannst! Ich werde Dir einen Strick um den Leib binden, damit ich Dich wieder heraufziehen kann, wenn Du mich rufst." "Was soll ich denn da unten im Baume?" fragte der Soldat. "Geld holen!" sagte die Hexe. "Wisse, wenn Du auf den Boden des Baumes hinunter kommst, so bist Du in einer großen Halle; da ist es ganz hell, denn da brennen über dreihundert Lampen. Dann erblickst Du drei Thüren; Du kannst sie öffnen, der Schlüssel steckt daran. Gehst Du in die erste Kammer hinein, so siehst Du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste; auf derselben sitzt ein Hund; er hat ein Paar '''Augen, so groß wie ein Paar Theetassen'''. Doch daran brauchst Du Dich nicht zu kehren! Ich gebe Dir meine blaucarrirte Schürze, die kannst Du auf dem Fußboden ausbreiten; geh' dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, öffne die Kiste, und nimm so viele Schillinge, als Du willst. Sie sind von Kupfer. Willst Du lieber Silber haben, so mußt Du in das nächste Zimmer hineingehen. Aber da sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder. Doch das laß Dich nicht kümmern! Setze ihn auf meine Schürze und nimm von dem Gelde! Willst Du hingegen Gold haben, so kannst Du es auch bekommen, und zwar so viel, als Du tragen willst, wenn Du in die dritte Kammer hineingehst. Aber der Hund, welcher dort auf dem Geldkasten sitzt, hat zwei Augen, jedes so groß wie ein Thurm. […] Dann ging er in die dritte Kammer. […] Der Hund darin hatte wirklich zwei Augen, so groß wie ein Thurm, und die drehten sich im Kopfe gerade wie Räder. […]“ | | Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) |
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| | Traupredigt aus der Zelle (1943) |
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| | Es wäre eine Flucht in falsche Frömmigkeit, wenn ihr nicht heute zu sagen wagtet: es ist unser Wille, es ist unsere Liebe, es ist unser Weg. „'''Eisen und Stahl, sie mögen vergehen, unsere Liebe bleibt ewig bestehen.'''“ Dieses Verlangen nach der irdischen Glückseligkeit, die ihr ineinander finden wollt und die darin besteht, daß – mit den Worten des mittelalterlichen Liedes – eines des andern Trost ist nach Seele und Leib, dieses Verlangen hat sein Recht vor Menschen und vor Gott. |
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| | Bonhoeffer gibt als Quelle selbst Brahms an: |
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| | Johannes Brahms |
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| | Von ewiger Liebe - op. 43/1 |
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| | Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld! |
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| | Abend schon ist es, nun schweiget die Welt. |
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| | Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch, |
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| | Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch. |
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| | Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, |
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| | Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus, |
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| | Führt sie am Weidengebüsche vorbei, |
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| | Redet so viel und so mancherlei: |
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| | "Leidest du Schmach und betrübest du dich, |
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| | Leidest du Schmach von andern um mich, |
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| | Werde die Liebe getrennt so geschwind, |
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| | Schnell, wie wir früher vereiniget sind. |
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| | Scheide mit Regen und scheide mit Wind, |
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| | Schnell wie wir früher vereiniget sind." |
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| | Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: |
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| | "Unsere Liebe sie trennet sich nicht! |
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| | Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, |
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| | Unsere Liebe ist fester noch mehr. |
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| | Eisen und Stahl, man schmiedet sie um, |
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| | Unsere Liebe, wer wandelt sie um? |
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| | '''Eisen und Stahl, sie können zergehn,''' |
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| | '''Unsere Liebe muss ewig bestehn!"''' |
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