Literatur des 19. Jahrhunderts: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Otto Bierbaum ===
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==== Der Himmel ist klar ====
[[Datei:Bierbaum, Otto    Josephine  Der Himmel ist schön, der...    WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg|mini|WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg]]Mit diesem Vers versuchen Schüler gelegentlich ihren Lehrer zu animieren, den Unterricht abzubrechen und ihnen freizugeben. Er ist die Umformung eines Verses aus dem Gedicht »Josephine« von Otto Julius Bierbaum (1865-1910): »'''Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,/Madame, wir wollen spazieren gehn.'''«
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=== Alfred Brehm ===
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==== Tierleben ====
[[Datei:Brehms Tierleben Pro. Grzimek  Bücherweisheiten  MM 19  1968 S2.jpg|mini|MM 19  1968 S2.jpg]]Brehms '''Thierleben''' ist ein zoologisches Nachschlagewerk, das durch den Sachbuchautor Alfred Brehm begründet wurde und maßgeblich zur Popularisierung von Wissen seit dem 19. Jahrhundert beitrug.
s.a. [[Barks’ Thierleben|Barks Thierleben.]]
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===Wilhelm Busch===
===Wilhelm Busch===
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====Klickeradoms!====
====Klickeradoms!====
[[Datei:Image16.jpg|mini|MM 1956/09, TGDD40]]
[[Datei:Image16.jpg|mini|MM 1956/09, TGDD40]]De Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).
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!Wilhelm Busch: Die Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).
 
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Mienzi kann noch schnell enteilen,
|Mienzi kann noch schnell enteilen,
 
Aber Munzel muss verweilen;
Aber Munzel muss verweilen;


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Doch er kann nicht mehr von hinnen.
Doch er kann nicht mehr von hinnen.
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[[Datei:Image1.jpg|mini|Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109]]Max und Moritz (1865).
[[Datei:Image1.jpg|mini|Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109]]Max und Moritz (1865).


Und mit ſtummen Trauerblick
Und mit ſtummen Trauerblick[[Datei:Busch Max und Moritz dieses war der erste Streich TGDD 35 (1973) S66.jpg|mini|TGDD 35 (1973) S66.jpg]]Kehrt ſie in ihr Haus zurück.[[Datei:Busch  Max und Moritz  Dieses war der erste Streich US 11  MM 7 1958 S33 (B).jpg|mini|US 11  MM 7 1958 S33 (B).jpg]]'''Dieſes war der erſte Streich'''
 
Kehrt ſie in ihr Haus zurück.
 
'''Dieſes war der erſte Streich'''


'''Doch der zweite folgt ſogleich.'''
'''Doch der zweite folgt ſogleich.'''
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==== Ihrer Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt ====
[[Datei:Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt  Wilhelm Busch  Rektor Debisch  MM 11 1952 S6.jpg|mini|MM 11 1952 S6]]Tobias Knopp
...
»Dies« – spricht Debisch – »scheint mir ein
Neugeborner Spatz zu sein.


===Heinrich Heine===
Ei, wie käme dieses dann?!
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|[[Datei:Image41.png|mini|TGDD 23 “Vergebliches Streben”,  1970]]


====Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein====
Kuno, sag ich, sieh mich an!!


'''Deiner Taten schwarzes Bild'''


Heinrich Heine
'''Ist vor meinem Blick enthüllt;'''


''Buch'' ''der Lieder:'' ''Die Heimkehr - XLVII''
Und nur dieses sage ich:


Pfui, mein Sohn, entferne dich!! –«
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==== wehe wehe ====
Max und Moritz
...[[Datei:Wilhelm Busch  Max und Moritz  ...wehe wehe  MM 2 1974  S7.jpg|mini|MM 2 1974  S7]]Aber '''wehe, wehe, wehe'''!


'''Du''' '''bist wie eine Blume,'''
Wenn ich auf das Ende sehe!!


'''So''' '''hold und schön und rein;'''
...
 
Ich schau dich an, und Wehmut
 
Schleicht mir ins Herz hinein.
 
 
Mir ist, als ob ich die Hände
 
Aufs Haupt dir legen sollt,
 
Betend, daß Gott dich erhalte
 
So rein und schön und hold.
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===Thomas Mann===
=== Charles Dickens ===
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|[[Datei:Image84.png|mini|Donald, der Pfiffikus. BL WDC 45, S. 38]]
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==== Nicholas Nickelby ====
====Gedankenarbeit====
[[Datei:Dickens  Nicholas Nickelby  MM 1 1986 S22.jpg|mini|]]Nicholas Nickleby (auch: „Nikolas Nickleby“ oder „Nikolaus Nickleby“; englischer Originaltitel: The Life and Adventures of Nicholas Nickleby) ist ein Roman von Charles Dickens aus dem Jahr 1838/1839. Durch den persönlichen Kontakt von Dickens mit dem Verleger George Westermann wurde der Roman sehr zügig von Karl Heinrich Hermes übersetzt und ebenfalls noch 1838–1839 in Braunschweig herausgegeben. Weitere deutsche Übersetzungen stammen von Carl Kolb (1855), Julius Seybt (1898), Gustav Meyrink und Maria von Schweinitz (1966).<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Nicholas_Nickleby]</ref>
''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''
 
''Frankfurt a. M.: Fischer TB,p. 319/320.''
 
„[...]
 
aber  zur Verschmelzung, Gestaltung und inneren Verarbeitung dieses vielfachen  Rohstoffes hatte er nur kurze, spruchartige Anleitung gegeben, und es war schwere '''Gedankenarbeit''', die Klaus Heinrich zu leisten hatte [...]“.
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|[[Datei:Image75.png|mini|Donald, der Haarkünstler BL 47, S. 30 bzw. WDC 272]]
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=== Fjodor Dostojewski ===
==== Lehrsatz von der kurzfristigen Bilanzschwebe====
 
 
''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''
 
''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 288 bzw. p. 320''
 
 
sah  sich erbleichend einer '''schwebenden''' und  '''kurzfristig''' fundierten [Staats-]Schuld  gegenüber [...].“
 
„[...] die  '''Lehre''' vom Finanzplan  und Budget, von der '''Bilanz''', dem  Überschuß und namentlich dem Defizit [...]“
 
''Anm.:''
 
''Dr. Fuchs erweist sich als wahre Dichterin:  sie ver-dichtet die beiden'' ''Textstücke zu einer einzigen, flüssigen Sentenz.''
 
 
s.a. [https://mitglieder.donald.org/mitglieder/ddd/pdfs/Donaldist_160.pdf#page=61 MARTIN, PATRICK; HERGES, ALEXANDER: Bilanzschwebe und Kreditabwürgung ("Maharadscha für einen Tag") Der Donaldist 160, S. 61]
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|[[Datei:Image80.png|mini|Die Spitzen der Gesellschaft OD 24, Seite 55 und 61]]
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==== Raskolnikow, Edler von Ehrenfels ====
==== Spitzen der Gesellschaft====
[[Datei:BL WDC-08-39 Der russische Rassehund.jpg|mini|BL_WDC-08-39 Der russische Rassehund]]Der russische Rassehund trägt den Namen einer der Figuren aus "Schuld und Sühne"[https://de.wikipedia.org/wiki/Schuld_und_S%C3%BChne]. Der Roman trug in frühen Übersetzungen gar den Titel "Raskolnoikow".
''Thomas Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''
 
''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 92/93.''
 
 
„Mehrere Minister, Adjutanten in Zivil, zahlreiche Herren und Damen des Hofes, '''die''' '''Spitzen der Gesellschaft''', auch Gutsbesitzer aus der Umgegend waren zugegen.“
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|[[Datei:Image15.png|mini|Das Maitänzchen BL 47,Seite 7. WDC 270]]
 
====Mairennen bzw. Maitänzchen====
''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''
 
''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 170''
 
 
„[eine] Einrichtung, die man unter dem Namen des >> '''Mai'''kampfes<< kannte, — eines alljährlich zur Lenzzeit sich wiederholenden poetischen Turniers [...]“
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==='''Franz Grillparzer'''===
=== Arthur Conan Doyle ===
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|[[Datei:Image24.png|mini|Im alten Kalifornien (1951, FC 0328), BL DO 19, S. 9]]
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==== Der Hund von Baskerville ====
====Das Leben ein Traum====
[[Datei:Conan Doyle  Der Hund von Baskerville  MM 3 1967 S3ff.jpg|mini|MM 3 1967 S3ff.jpg]]Der Hund von Baskerville (Originaltitel: The Hound of the Baskervilles, in neueren Übersetzungen auch Der Hund der Baskervilles) ist der dritte Roman mit Sherlock Holmes und eine der bekanntesten Detektivgeschichten Arthur Conan Doyles.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hund_von_Baskerville]</ref>
 
 
'''Der''' '''Traum ein Leben''' ist ein Drama oder „dramatisches Märchen“ von Franz Grillparzer, das 1834 im Burgtheater uraufgeführt  wurde und somit zur Biedermeierepoche gehört.
 
 
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traum_ein_Leben
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===Erich Kästner===
=== Theodor Fontane ===
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|[[Datei:Image42.png|mini|Die Kohldampf-Insel 1954 (U$ 08/2) BL OD 07, S. 38]]
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==== Die Poggenpuhls ====
====Darüber möchte ich nicht sprechen====
[[Datei:Fontane Die Poggenpuhls  FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg|mini|FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg]]Der kleine Roman – der kürzeste, den Fontane geschrieben hat, und 1895 eines seiner letzten Werke – entwirft ein adliges Gegenbild zum Roman Frau Jenny Treibel, der im bürgerlichen Milieu spielt.
 
Die Handlung, angesiedelt im Dreikaiserjahr 1888, beschreibt eine Offiziersfamilie, deren Familienoberhaupt gefallen ist und die in einer Mietskaserne wohnt. Ein durchgehendes Motiv ist die finanzielle Kargheit. Sie macht aus dem Plot eine Art soziologischer Studie über den verarmten Offiziersadel in Preußen-Deutschland. Die sympathische Selbstachtung, mit der die Familienmitglieder den ständigen Mangel ertragen, schildert Fontane mit Sinn für unfreiwillige Komik und in mitfühlender Ironie.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Poggenpuhls</ref>
 
''Drei'' ''Männer im Schnee.''
 
''Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 64.''
 
„[…]
 
Mir gehört eine […] Schiffahrtslinie! […]“
 
[…] „welche Linie ist das denn?“ „'''Darüber''' '''möchte ich nicht sprechen'''“,
 
sagte Kesselhuth vornehm.
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|[[Datei:Image57.png|mini|Das große Tauschgeschäft U$ 31/1 (1960) BL OD 19, S. 3]]
 
====Du redest wie Du's verstehst====
 
 
''Drei'' ''Männer im Schnee.''
 
''Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 30.''
 
Der Schneider meinte, das sei ihm, wenn man ihm  die Bemerkung gestatten wolle, noch nicht vorgekommen. „'''Sie''' '''reden, wie Sie es verstehen'''“.
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===Hans Christian Andersen===
=== Ludwig Ganghofer ===
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|[[Datei:Image81.png|mini|Der reichste Mann der Welt (1952), WDC 138, BL 20, S. 43]]
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==== Das Schweigen im Walde ====
====Augen groß wie Teetassen====
[[Datei:Ganghofer  Das Schweigen im Walde  MM 40 1961 S31.jpg|mini|MM 40 1961 S31.jpg]]'''Das Schweigen im Walde''' ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Ludwig Ganghofer, der 1899 veröffentlicht wurde. Die Geschichte um Liebe und Eifersucht spielt in den Tiroler Bergen.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schweigen_im_Walde_(Roman)</ref>
Das Feuerzeug (1835)
 
 
Es kam ein Soldat auf der Landstraße daher marschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Kriege gewesen und wollte nun nach Hause. Da begegnete er einer alten Hexe auf der Landstraße: die war so widerlich. Ihre Unterlippe hing ihr gerade bis auf die Brust herunter. Sie sagte: "Guten Abend, Soldat! Was hast Du doch für einen schönen Säbel und großen Tornister! Du bist ein wahrer Soldat! Nun sollst Du so viel Geld haben, als Du besitzen magst!" "Ich danke Dir, Du alte Hexe!" sagte der Soldat. "Siehst Du den großen Baum dort?" sagte die Hexe und zeigte auf einen Baum, der ihnen zur Seite stand. "Er ist inwendig ganz hohl. Da mußt Du den Gipfel erklettern, dann erblickst Du ein Loch, durch welches Du dich hinablassen und tief in den Baum gelangen kannst! Ich werde Dir einen Strick um den Leib binden, damit ich Dich wieder heraufziehen kann, wenn Du mich rufst." "Was soll ich denn da unten im Baume?" fragte der Soldat. "Geld holen!" sagte die Hexe. "Wisse, wenn Du auf den Boden des Baumes hinunter kommst, so bist Du in einer großen Halle; da ist es ganz hell, denn da brennen über dreihundert Lampen. Dann erblickst Du drei Thüren; Du kannst sie öffnen, der Schlüssel steckt daran. Gehst Du in die erste Kammer hinein, so siehst Du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste; auf derselben sitzt ein Hund; er hat ein Paar '''Augen, so groß wie ein Paar Theetassen'''. Doch daran brauchst Du Dich nicht zu kehren! Ich gebe Dir meine blaucarrirte Schürze, die kannst Du auf dem Fußboden ausbreiten; geh' dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, öffne die Kiste, und nimm so viele Schillinge, als Du willst. Sie sind von Kupfer. Willst Du lieber Silber haben, so mußt Du in das nächste Zimmer hineingehen. Aber da sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder. Doch das laß Dich nicht kümmern! Setze ihn auf meine Schürze und nimm von dem Gelde! Willst Du hingegen Gold haben, so kannst Du es auch bekommen, und zwar so viel, als Du tragen willst, wenn Du in die dritte Kammer hineingehst. Aber der Hund, welcher dort auf dem Geldkasten sitzt, hat zwei Augen, jedes so groß wie ein Thurm. […] Dann ging er in die dritte Kammer. […] Der Hund darin hatte wirklich zwei Augen, so groß wie ein Thurm, und die drehten sich im Kopfe gerade wie Räder. […]“
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===Wilhelm Bornemann ===
=== Heinrich Hoffmann ===
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[[Datei:Image4.jpg|mini]]
==== o weh und ach ====
[[Datei:Heinrich Hoffmann Der Suppenkasper  o weh und ach US 6  MM 40 1958 S11.jpg|mini|US 6  MM 40 1958 S11]]Der Struwwelpeter / Die Geschichte vom Suppen-Kaspar.


====Im Wald und auf der Heide====
Der Kaspar, der war kerngesund,
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! colspan="6" | Im Wald und auf der Heide (1816)
|-
| colspan="1" rowspan="1" |'''Im Wald und auf der Heide,'''


'''da such ich meine Freude,'''
Ein dicker Bub und kugelrund,


<nowiki>|: ich bin ein Jägersmann. :|</nowiki>
Er hatte Backen rot und frisch;


Die Forsten treu zu hegen,
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.


das Wildbret zu erlegen,
Doch einmal fing er an zu schrei’n:


<nowiki>|: mein' Lust hab' ich daran. :|</nowiki>
„Ich esse keine Suppe! Nein!


<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
Ich esse meine Suppe nicht!


mein' Lust hab' ich daran. :|
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
|Trag' ich in meiner Tasche
ein Trünklein in der Flasche,


<nowiki>|: zwei Bissen liebes Brot, :|</nowiki>
Am nächsten Tag, — ja sieh nur her!


brennt lustig meine Pfeife,
Da war er schon viel magerer.


wenn ich den Forst durch streife,
Da fing er wieder an zu schrei’n:


<nowiki>|: da hat es keine Not. :|</nowiki>
„Ich esse keine Suppe! Nein!


<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
Ich esse meine Suppe nicht!


mein' Lust hab' ich daran. :|
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
|Im Walde hingestrecket,
den Tisch mit Moos mir decket


<nowiki>|: die freundliche Natur;: |</nowiki>
Am dritten Tag, '''o weh und ach!'''


den treuen Hund zur Seite,
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!


ich mir das Mahl bereite
Doch als die Suppe kam herein,


<nowiki>|: auf Gottes freier Flur. :|</nowiki>
Gleich fing er wieder an zu schrei’n:


<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
„Ich esse keine Suppe! Nein!


mein' Lust hab' ich daran. :|
Ich esse meine Suppe nicht!
|Das Huhn im schnellen Zuge,
die Schnepf' im Zickzackfluge


<nowiki>|: treff ich mit Sicherheit. :|</nowiki>
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“


Die Sauen, Reh' und Hirsche
Am vierten Tage endlich gar


erleg' ich auf der Pirsche,
Der Kaspar wie ein Fädchen war.


<nowiki>|: der Fuchs läßt mir sein Kleid. :|</nowiki>
Er wog vielleicht ein halbes Lot —


<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
Und war am fünften Tage tot.
|-
|[[Datei:Image7.jpg|rechts|mini|MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag]]


mein' Lust hab' ich daran. :|
==== Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht. ====
|Und streich' ich durch die Wälder
↵Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.
und zieh' ich durch die Felder


<nowiki>|: einsam den vollen Tag,: |</nowiki>
↵'''Ich''' '''esse keine''' Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! '''Nein,''' meine Suppe '''ess’ ich nicht!'''
|-
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=== Anton Memminger ===
|-
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==== Schoflesse ====
[[Datei:Memminger, Anton  Schoflesse  MM 42 1977  S10 (B).jpg|mini|M 42 1977  S10]]Schoflesse ist eine Wortschöpfung aus "schofel" (umgangssprachlich abwertend: in empörender, verachtenswürdiger oder ähnlicher Art und Weise böse, minderwertig, niederträchtig, schäbig, in beschämender Weise kleinlich, geizig. Das Wort kommt aus dem Jiddischen bzw. vom Hebräischen שָׁפָל‎ (šāfāl)  ‚niedrig; lumpig, wertlos; gemein‘)<ref>[https://de.wiktionary.org/wiki/schofel]</ref> und "Noblesse" (veraltet: Bezeichnung für den französischen Adel; vornehme Art, sich zu geben; vornehme Erscheinung)<ref>[https://de.wiktionary.org/wiki/Noblesse]</ref>


doch schwinden mir die Stunden
Der Ausdruck ist in der Literatur nur selten belegt.


gleich flüchtigen Sekunden,
* 1868 schreibt Fanny Rheinberger an ihren Schwager: ... Ein höchst komisches Beispiel prinzlicher Noblesse - eigentlich '''Schoflesse''' haben wir unlängst erlebt. ...  Allerdings wurde der Brief erst 1983 veröffentlicht (das Fuchs-Zitat stammt von 1977) in Josef Gabriel Rheinberger: Briefe und Dokumente seines Lebens, Prisca Verlag [https://www.yumpu.com/de/document/read/8604655/josef-gabriel-rfieinberger-briefe-und-dokumente-seines-lebens 1983]


<nowiki>|: tracht' ich dem Wilde nach. :|</nowiki>
* 1895 war Anton Memminger Auslöser einer größeren internationalen Affaire. Ein kleiner Zwischenfall  im Kurbad Bad Kissingen wurde von ihm in seiner Zeitung Neue Bayerische Landeszeitung gezielt zur antisemitischen Agitation aufgebauscht. Diese künstlich angefeuerte Situation führte zu weitreichenden diplomatischen Verwicklungen zwischen den USA und dem deutschen Kaiserreich. „Es muß einmal zur reinlichen Scheidung kommen. (…) Die Noblesse fängt ohnehin schon seit Jahren an, unser Weltbad zu meiden, weil sie die jüdische Schoflesse mit ihrer Breitmacherei, Umaßlichkeit, Überhebung und Frechheit anekelt. Es ist nothwendig, daß diese '''Schoflesse''' gehörig getroffen und daß ein Exempel statuiert wird, damit die anständigen Deutschen und Ausländer wieder mehr Respekt vor den gutmüthigen Tatschi-Bayern bekommen und unser Weltbad wieder aus dem Verruf, in dem es Stern und Genossen gebracht haben, herauskomme.“<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Memminger]</ref> Die Wortprägung ist hier also eindeutig antisemitisch gemeint.


<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
Sofern Frau Dr. Fuchs sich diese Wortschöpfung nicht selbst ausgedacht hat, lässt sich nur das Memmingersche Zitat als Quelle annehmen. Die Kombination "Schoflesse der Gesinnung" scheint jedoch tatsächlich eine original Fuchssche Wortschöpfung zu sein. und wird seither auch gerne zitiert.
 
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mein' Lust hab' ich daran. :|
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|Wenn sich die Sonne neiget,
=== Conrad Ferdinand Meyer ===
der feuchte Nebel steiget,
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==== Hier ist unsres Bleibens nicht ====
[[Datei:TGDD110 Seemannslos.jpg|mini|TGDD110 Seemannslos]]Das Amulett
9. Kapitel
Ich hatte Gasparde auf mein Lager gebettet, wo die Bleiche zu schlummern schien, und stand neben ihr, überlegend was zu tun sei. Sie war unscheinbar wie eine Dienerin gekleidet, wohl in der Absicht mit ihrem Pflegevater zu fliehen. Ich trug die Tracht der Schweizergarde.
Ein wilder Schmerz bemächtigte sich meiner über all das frevelhaft vergossene teure und unschuldige Blut. »Fort aus dieser Hölle!« sprach ich halblaut vor mich hin.


<nowiki>|: mein Tagwerk ist getan, :|</nowiki>
»Ja, fort aus dieser Hölle!« wiederholte Gasparde, die Augen öffnend und sich auf dem Lager in die Höhe richtend. »'''Hier ist unsres Bleibens nicht!''' Zum ersten nächsten Tore hinaus!«


dann zieh" ich von der Heide
»Bleibe noch ruhig!« erwiderte ich. »Unterdessen wird es Abend und die Dämmerung erleichtert uns vielleicht das Entrinnen.«
 
zur häuslich-stillen Freude,
 
<nowiki>|:ein froher Jägersmann. :|</nowiki>
 
<nowiki>|</nowiki>: Hal-li, hallo, hal-li hallo,
 
mein' Lust hab' ich daran. :|
|}
Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109
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===Bertolt Brecht===
=== Karl Rode ===
|-
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|[[Datei:Image10.jpg|mini|MM 31 1981 S30]]
|
====Wir stehen auf des Gartens Stufen und sind bereit Hurra zu rufen soweit sich's irgend machen lässt.====
[[Datei:Zitat7.png|verweis=http://olaf.uni-graz.at/wiki/mediawiki-1.35.1/index.php/Datei:Zitat7.png|mini|MM 1976/32 bzw. TGDD97]]Das Gedicht wird Karl Rode, einem Oberleutnant zur See der kaiserlichen Marine, zugeschrieben, es entstand als Reaktion auf die Einführung der kaiserlichen Reichsflagge 1871


====O Himmel strahlender Azur====
{| class="wikitable"
|+
! colspan="4" |Ballade von den Seeräubern (Seeräuber-Ballade)
|-
|Von Branntwein toll und Finsternissen
Von unerhörten Güssen nass


Vom Frost eisweißer Nacht zerrissen
''Wat steigt denn da für’n swatten Qualm am Horizont empor?''


Im Mastkorb von Gesichten blass
''Es ist des Kaisers Segelyacht, die stolze ‚Meteor‘!''


Von Sonne nackt gebrannt und krank
''Der Kaiser steht am Steuerrad, Prinz Heinrich lehnt am Schlot,''


(die hatten sie im Winter lieb)
''und hinten hißt Prinz Adalbert die Flagge ‚Schwarz-Weiß-Rot‘.''


Aus Hunger, Fieber und Gestank
''Und achtern, tief in der Kombüse,''


Sang alles, was noch übrig blieb:
''brät Speck Viktoria Louise.''


''Ein Volk, dem solche Fürsten stehn’,''


'''O Himmel, strahlender Azur!'''
''da hat es keine Not!''


Enormer Wind, die Segel bläh!
''Deutschland kann niemals untergehen,''


Lasst Wind und Himmel fahren! Nur
''es lebe ‚Schwarz-Weiß-Rot‘!''


Lasst uns um Sankt Marie die See!
'''''So stehn wir an des Thrones Stufen,'''''


Kein Weizenfeld mit milden Winden
'''''und halten ihm in Treue fest,'''''


Selbst keine Schenke mit Musik
'''''und sind bereit, hurra zu rufen,'''''


Kein Tanz mit Weibern und Absinthen
'''''wo es sich irgend machen läßt.'''''
|-
!


Kein Kartenspiel hielt sie zurück.
=== Heinrich Seidel ===
|-
|
==== Dem Ingeniör ist nichts zu schwör ====
[[Datei:Heinrich Seidel  Ingenieurslied (1871) FC 1047 MV 4 1964 S29.jpg|mini|FC 1047 MV 4 1964 S29]]Ingenieurslied (1871)
Der am 25. Juni 1842 im Mecklenburgisch-Schwerinischen Perlin geborene Pfarrerssohn Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Seidel]</ref> war ab 1868 in Berlin als Ingenieur tätig, dort entwarf er unter anderem die damals in Europa einmalige Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs mit einer Spannweite von 62,5 Metern. 1880 gab er den Ingenieurberuf auf, lebte als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens. Zu seinem 60. Geburtstag wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen.


Sie hatten vor dem Knall das Zanken
Der berühmte Spruch "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" war sein Motto. Er überdauerte die Zeiten in seinem Ingenieurslied. Dr. Erika Fuchs wandelte ihn bei ihrer Arbeit an der deutschen Übersetzung von Walt Disneys Daniel-Düsentrieb-Geschichten zu dem bekannten Ausruf "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör" ab.<ref>https://bauforum.wirklichewelt.de/index.php?id=2481</ref> und verwandte es selbst sehr gerne, z.B.


Vor Mitternacht die Weiber satt:
MM 6/1957 p.6, MM11/1957 p. 9, MM 32/1961 p. 5, MM 48/1958 p. 30
{| class="wikitable"
|+
|'''Dem Ingenieur ist nichts zu schwere''' -
Er lacht und spricht: "Wenn dieses nicht, so geht doch das!"


Sie lieben nur verfaulte Planken
Er überbrückt die Flüsse und die Meere,


Ihr Schiff, das keine Heimat hat.
Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß.
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Mit seinen Ratten, seinen Löchern


Mit seiner Pest, mit Haut und Haar
Er türmt die Bogen in die Luft,


Sie fluchten wüst darauf beim Bechern
Er wühlt als Maulwurf in der Gruft,


Und liebten es, so wie es war.
Kein Hindernis ist ihm zu groß -


Sie knoten sich mit ihren Haaren
Er geht drauf los!
|Den Riesen macht er sich zum Knechte,
Dess' wilder Mut, durch Feuersglut aus Wasserflut befreit,


Im Sturm in seinem Mastwerk fest:
Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte -


Sie würden nur zum Himmel fahren
Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.


Wenn man dort Schiffe fahren läßt.
Er fängt den Blitz und schickt ihn fort


Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,


'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Von Pol zu Pol im Augenblick


Sie morden kalt und ohne Hassen
Am Eisenstrick!
|Was heut' sich regt mit hunderttausend Rädern,
In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht,


Was ihnen in die Zähne springt
Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn,


Sie würgen Gurgeln so gelassen
Und Lasten hebt, ohn' Rasten webt und locht und pocht und sprüht,


Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt.
Was durch die Länder donnernd saust


Sie trinken Sprit bei Leichenwachen
Und durch die fernen Meere braust,


Nachts torkeln trunken sie in See
Das alles schafft und noch viel mehr


Und die, die übrig bleiben, lachen
Der Ingenieur!
|Die Ingenieure sollen leben!
In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!


Und winken mit der kleinen Zeh:
Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Sie leben schön wie noble Tiere


Im weichen Wind, im trunknen Blau!
Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht.


Und oft besteigen sieben Stiere
Der Arbeit Segen fort und fort,


Eine geraubte fremde Frau.
Ihn breitet aus von Ort zu Ort,


Die hellen Sternennächte schaukeln
Von Land zu Land, von Meer zu Meer -


Sie mit Musik in süße Ruh
Der Ingenieur!
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=== Thekla von Gumpert ===
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==== Herzblättchens Zeitvertreib ====
[[Datei:Die Erbschleicherin  Herzblättchens Zeitvertreib TGDD 152 (1997) S25.jpg|mini|TGDD 152 (1997) S25]]Ein ab 1856 vertriebenes Periodikum namesn "'''Herzblättchens Zeitvertreib'''. Unterhaltung für kleine Knaben und Mädchen zur Herzenbildung und Entwicklung der Begriffe".
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Und mit geblähten Segeln gaukeln
=== Hugo von Hoffmannsthal ===
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==== Was ficht dich an ====
Die Redewendung ist als solche deutlich älter findet aber in von Hoffmannsthals Werk "Jedermann" gleich vier Mal Verwendung<ref>[https://www.unifr.ch/orthodoxia/de/assets/public/Lehre/FS2021%20-%20Eschatologie/Jedermann.pdf]</ref>:


Sie unbekannten Meeren zu.
[[Datei:von Hofmannsthal was ficht dich an Jedermann WDC 65 MM 10 1953 S09.jpg|mini|WDC 65 MM 10 1953 S09]][[Datei:von Hoffmannsthal  Jedermann  was ficht dich an  MM 22 1985 S2 (B).jpg|mini|MM 22 1985 S2 ]]
[[Datei:Was ficht dich.jpg|mini|Ein Meister seines Fachs, TGDD 25 ]]
DICKER VETTER.  


Potz Maus, mein Vetter Jedermann,


'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Wie grüßt Ihr uns, was ficht Euch an?


Doch eines Abends im Aprile
...


Der keine Sterne für sie hat
BUHLSCHAFT.


Hat sie das Meer in aller Stille
Was ficht dich an, bist du mir krank?


Auf einmal plötzlich selber satt.
...


Hüllt still in Rauch die Sternensicht
BUHLSCHAFT.


Und die geliebten Winde schieben
Um Christi Willen, was ficht dich an,


Die Wolken in das milde Licht.
Mein Buhle traut, mein lieber Mann,  
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Sie fühlen noch, wie voll Erbarmen


Das Meer mit ihnen heute wacht
Ich bin bei dir, sieh doch auf mich,


Dann nimmt der Wind sie in die Arme
Dein bin ich heut und ewiglich.


Und tötet sie vor Mitternacht.
...
 
Und ganz zuletzt in höchsten Masten


War es, weil Sturm so gar laut schrie
MAGERER VETTER.


Als ob sie, die zur Hölle rasten
Potz Velten, Vetter Jedermann,


Noch einmal sangen, laut wie nie:
Habt Ihr leicht die Melancholie?


 
Wenn nit, was sonsten ficht euch an?
'''O Himmel, strahlender Azur!'''
 
Enormer Wind, die Segel bläh!
 
Lasst Wind und Himmel fahren! Nur
 
Lasst uns um Sankt Marie die See!
|}
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!
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===Ludwig Uhland===
=== Börries von Münchhausen ===
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|[[Datei:Image65.jpg|mini|MM 3 1953 S3]]
|
==== Gneugierige Gnichtsnutze kommen und gehen, Gnixen bleiben ewig bestehen ====
[[Datei:Sumpfgnomen TGDD106.jpg|mini|Sumpfgnomen TGDD106]]Der Reim ist wohl dem Gedicht "Lederhosen-Saga"<ref>https://peter-becker.de/Fundgrube/Gedichte/Lederhosen.htm</ref> entnommen:
{| class="wikitable"
|+
|Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,
Großvater schoss ihn auf der Pirsch,


===='''Die linden Lüfte sind erwacht'''====
Und weil seine Decke so derb und dick,


Stiftete er ein Familienstück.


Frühlingsglaube
Nachdem er lange nachgedacht,


Sammlung: Frühlingslieder
Ward eine Hose draus gemacht –


'''Die linden Lüfte sind erwacht,'''
Denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,


Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.


Sie schaffen an allen Enden,
Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,


O frischer Duft, o neuer Klang,
Eine wundervolle Hose es war!
|Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,
Da hatte die Hose gelernt zu stehen,


Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Steif und mit durchgebeulten Knien


Nun muß sich alles, alles wenden.
Stand sie abends vor dem Kamin –


Schweiß, Regen, Schnee – ja, mein Bester:


Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Eine lederne Hose wird immer fester!


Man weiß nicht, was noch werden mag,
Und als mein Vater an die Sechzig kam,


Das Blühen will nicht enden.
Einen Umbau der Hose er vor sich nahm.


Es blüht das fernste, tiefste Thal:
Das Leder freilich war unerschöpft,


Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Doch die Büffelhornknöpfe warn dünn geknöpft


Nun muß sich alles, alles wenden.
Wie alte Groschen, wie Scheibchen nur –
|-
 
!
Er erwarb eine neue Garnitur.
 
Und dann allmählich machte das Reiten


===Richard Wagner===
Ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten.
|-
|An mich in der dritten Generation.
|
Ein Reiterleben in Niedersachsen –
====Nü sollst Du müch befragen====


Die Gaben der Hose warn wieder gewachsen!


Lohengrin, 1. Akt, 3. Szene
Sie saß jetzt zu Pferde, wie aus Guss,


LOHENGRIN
Und hatte wunderbaren Schluss,


Elsa, soll ich dein Gatte heißen,
Und abends stand sie mit krummen Knien


soll Land und Leut ich schirmen dir, –
Wie immer zum Trocknen am Kamin.


soll nichts mich wieder von dir reißen,[[Datei:Image39.jpg|mini|MM 2 1955 S7]]mußt Eines du geloben mir: –
Aus Großvaters Tagen herüber klingt


'''Nie sollst du mich befragen,'''
Eine ferne Sage, die sagt und singt,


noch Wissens Sorge tragen,
Die Hose hätte in jungen Tagen


woher ich kam der Fahrt,
Eine prachtvolle grüne Farbe getragen,


noch wie mein Nam' und Art!
Mein Vater dagegen – ich weiß es genau –


ELSA leise, fast bewußtlos.
Nannte die Hose immer grau


Nie, Herr, soll mir die Frage kommen!
Seit Neunzehnhundert ist sie zu schaun


LOHENGRIN gesteigert, sehr ernst.
Etwa wie guter Tabak: braun!
|Besonders der Trab in den hohen Kadenzen
Ist kein Vergnügen für Exzellenzen,


Elsa! Hast du mich wohl vernommen?
So fiel die Hose durch Dotation


'''Nie sollst du mich befragen,'''
So entwickelte sie, fern jeder engen Geize,


noch Wissens Sorge tragen,
Immer neue Ästhetische Reize


woher ich kam der Fahrt,
Und wenn mein Ältester einst sie trägt,


noch wie mein Nam' und Art!
Wer weiß, ob sie nicht in Blaue schlägt!
|-
|
====Schicksal, nimm Deinen Lauf====
[[Datei:Image36.jpg|mini|MM 4 1987 S11]]


Rienzi, 3 Akt
Denn fern im Nebel der Zukunft schon


Seh` ich die Hose an meinem Sohn.


Rienzi
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt,


Du rasest, Knabe! Stehe auf
Und es ist nicht nötig, dass er sie schont,


und laß dem Schicksal seinen Lauf!
Ihr Leder ist ganz unerschöpft


(Rienzi besteigt das Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch.)
Die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,


Adriano
Und er stiftet, folgend der Väter Spur,


(sich aufrichtend, mit schmerzlichem Grimm)
Eine neue Steinnussgarnitur.


'''Nun denn, nimm, Schicksal, deinen Lauf!'''
'''Ja Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,'''


(Der ganze Kriegszug verläßt unter Absingung des zweiten Verses der Hymne die Bühne, jedoch so, daß der erste Teil derselben noch auf der Szene gesungen wird.)
'''Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen'''
|}
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!
!
==='''Heinrich Hoffmann'''===
=== Ernst Freiherr von Wolzogen ===
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|[[Datei:Image7.jpg|mini|MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag]]
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==== Die Erbschleicherinnen ====
[[Datei:Die Erbschleicherin  Herzblättchens Zeitvertreib TGDD 152 (1997) S25.jpg|mini|TGDD 152 (1997) S25]]Roman (1895)
Zwei echte Münchener Madeln, und noch dazu aus einer Künstlerfamilie, in das Haus eines Berliner Geheimrats, und noch dazu eines Professors des Kirchenrechtes verschlagen – das kann schon an sich keinen guten Klang geben. Wenn aber der gute schwache Onkel Geheimrat noch dazu mit einer etwas steifen Dame aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiete verheiratet ist, dann muß es Funken stieben. Wolzogen, der lieber lacht als weint, hat dieser gefährlich explosiven Mischung unvereinbarer Elemente im allgemeinen die lustige Seite abgewonnen und führt seine Heldinnen und Helden fast alle zum glücklichen Ziele, zur erfolgreichen Künstlerschaft die eine, zur glücklichen Hochzeit mit dem geliebten Manne die andere. Nur eine muß fort von der fröhlichen Tafel des Lebens, Milka, die radikale Russin, die gleich der armen Semele in allzu heißen Flammen vergeht. Ihre düstere, im besten Sinne tragische Gestalt bildet in scharfem Kontrast die dunkle Folie, von der sich das Licht-Elflein Lizzi um so holder und lieblicher abhebt. <ref>https://www.legimi.pl/ebook-die-erbschleicherinnen-ernst-von-wolzogen,b432154.html</ref>
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=== Johann Joachim Winckelmann ===
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====Erhabene Einfalt und schlichte Größe====
[[Datei:Einfalt.jpg|alternativtext=MM 25/1957 p.11|mini|MM 25/1957 p.11]]Die Einzelausdrücke "erhabene Einfalt" und "stille Größe" sind bereits im 18. Jahrhundert nachzuweisen. In der Kombination aber eher selten:
Aus: Acta Germanica. Organ für Deutsche Philologie. (Hrsg: Rudolf Henning). Band VII, Heft 1 (1908). Beiträge zur Kenntnis des Sprachgebrauchs im Volksliede des XIV. und XV. Jahrhunderts. Von Karl Hoeber. <ref>https://archive.org/stream/actagermanicaor03henngoog/actagermanicaor03henngoog_djvu.txt</ref>:


====Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht.====
''Kellers Gedichte sind denen Schillers innerlich fremd. Sein ganzes Wesen ist unantik — das Wort im Sinn der Klassiker genommen — , er ist nicht betrachtender Ästhet, sondern Kämpfer, sein Ideal ist nicht Schönheit, sondern hinreißende Wirkung, statt '''erhabener Einfalt und stiller Größe''' zeigt er sprudelnde Lebhaftigkeit in wirrem Drang. Vor allem sind ihm die antiken Formen fremd. Nicht einmal in den Epigrammen verwendet er das Distichon, das nur in der Spätzeit einmal vorkommt; und wie arm in der Idee, unbeholfen in der begrifflichen Ausdrucksweise stehen seine Epigramme neben denen Schillers!''


Eine weitere Erwähnung findet sich in Walter Rehms philologischem Standardwerk "Griechentum und Goethezeit", Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, 1938 (<small>Originalzitat nicht vorhanden, bitte nachtragen</small>).


Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.
Besonders bekannt dürften allerdings Johann Joachim Winckelmanns<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Joachim_Winckelmann</ref> "Kleine Schriften zur Kunst der Antike" sein, die den Titel "'''Edle Einfalt und stille Größe'''" trugen und 1909 erschienen:


Für Winckelmann war es die höchste Aufgabe der Kunst, die Schönheit darzustellen. Hierfür fand er die Formel „'''edle Einfalt und stille Größe'''“, welche er dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte. Seine Begeisterung für die männlichen Helden- und Götterstatuen der Antike war zugleich ein Ausdruck seiner homosexuellen Neigung, die sich auch in seinen Briefwechseln zeigt.


'''Ich''' '''esse keine''' Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! '''Nein,''' meine Suppe '''ess’ ich nicht!'''
Winckelmanns auf die Formel „'''edle Einfalt und stille Größe'''“ gebrachtes Ideal war prägend für die Bildhauerei bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
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===Dietrich Bonhoeffer===
=== Autor unbekannt ===
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|[[Datei:BL WDC-03-19-04.jpg|mini|BL WDC-03-19-04]]
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==== Dunkel wars, der Mond schien helle ====
====Stahl und Eisen mögen vergehen====
Anfangszeilen des Nonsens-Gedichtes "Verkehrte Welt" (ca. 1875).  
unser eigener Dreck bleibt ewig bestehen!
 
 
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
 
Traupredigt aus der Zelle (1943)
 
...
 
Es wäre eine Flucht in falsche Frömmigkeit, wenn ihr nicht heute zu sagen wagtet: es ist unser Wille, es ist unsere Liebe, es ist unser Weg. „'''Eisen und Stahl, sie mögen vergehen, unsere Liebe bleibt ewig bestehen.'''“ Dieses Verlangen nach der irdischen Glückseligkeit, die ihr ineinander finden wollt und die darin besteht, daß – mit den Worten des mittelalterlichen Liedes – eines des andern Trost ist nach Seele und Leib, dieses Verlangen hat sein Recht vor Menschen und vor Gott.
 
...
 


Bonhoeffer gibt als Quelle selbst Brahms an:
Kaum ein deutsches Gedicht ist so widersprüchlich wie "Verkehrte Welt". In dieser Welt ist nichts, wie es scheint und auch der Autor ist unklar. Es stammt vermutlich weder von Christian Morgenstern, noch von Joachim Ringelnatz, James Krüss, Lewis Carroll oder Johann Wolfgang von Goethe.[https://www.epochtimes.de/panorama/humor/verkehrte-welt-dunkel-wars-der-mond-schien-helle-schneebedeckt-die-gruene-flur-a3077303.html][[Datei:Morgenstern  dunkel wars, der Mond schien helle  MM 1 1976  S4.jpg|mini|MM 1 1976  S4]]Zunächst eine kurze Chronologie der bisher bekannten Fragmente:


1875: die älteste erste Zeile


Johannes Brahms
1894: die älteste erste Strophe


Von ewiger Liebe - op. 43/1
1898: die ältesten mehrstrophigen Fassungen


Zahllose Varianten und Zusätze existieren, die in Form und Stil aber meist weit von den ersten beiden Strophen entfernt sind. Die folgenden Strophen sind — heute — mehr oder minder kanonisch:<blockquote>'''Dunkel war's, der Mond schien helle,'''


Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld!
schneebedeckt die grüne Flur,


Abend schon ist es, nun schweiget die Welt.
als ein Wagen blitzesschnelle


Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch,
langsam um die Ecke fuhr.


Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch.
Drinnen saßen stehend Leute,


Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus,
schweigend ins Gespräch vertieft,


Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus,
als ein totgeschoss'ner Hase


Führt sie am Weidengebüsche vorbei,
auf der Sandbank Schlittschuh lief.


Redet so viel und so mancherlei:
Und auf einer grünen Bank,


"Leidest du Schmach und betrübest du dich,
die rot angestrichen war,


Leidest du Schmach von andern um mich,
saß ein blondgelockter Jüngling


Werde die Liebe getrennt so geschwind,
mit kohlrabenschwarzem Haar.


Schnell, wie wir früher vereiniget sind.
Neben ihm 'ne alte Schrulle,


Scheide mit Regen und scheide mit Wind,
zählte kaum erst sechzehn Jahr',


Schnell wie wir früher vereiniget sind."
in der Hand 'ne Butterstulle,


Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht:
die mit Schmalz bestrichen war.


"Unsere Liebe sie trennet sich nicht!
Droben auf dem Apfelbaume,


Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr,
der sehr süße Birnen trug,


Unsere Liebe ist fester noch mehr.
hing des Frühlings letzte Pflaume


Eisen und Stahl, man schmiedet sie um,
und an Nüssen noch genug.</blockquote>Diese Fassung wurde maßgeblich von James Krüss (siehe dort) beeinflusst.<ref>[https://faql.de/dunkel-wars.html]</ref>
 
Unsere Liebe, wer wandelt sie um?
 
'''Eisen und Stahl, sie können zergehn,'''
 
'''Unsere Liebe muss ewig bestehn!"'''
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[[Category:Literaturwissenschaft]]  
[[Category:Literaturwissenschaft]]  

Aktuelle Version vom 3. September 2025, 17:12 Uhr

Otto Bierbaum

Der Himmel ist klar

WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg
Mit diesem Vers versuchen Schüler gelegentlich ihren Lehrer zu animieren, den Unterricht abzubrechen und ihnen freizugeben. Er ist die Umformung eines Verses aus dem Gedicht »Josephine« von Otto Julius Bierbaum (1865-1910): »Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,/Madame, wir wollen spazieren gehn.«

Alfred Brehm

Tierleben

MM 19 1968 S2.jpg
Brehms Thierleben ist ein zoologisches Nachschlagewerk, das durch den Sachbuchautor Alfred Brehm begründet wurde und maßgeblich zur Popularisierung von Wissen seit dem 19. Jahrhundert beitrug.

s.a. Barks Thierleben.

Wilhelm Busch

Klickeradoms!

MM 1956/09, TGDD40
De Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).

...

Mienzi kann noch schnell enteilen,

Aber Munzel muss verweilen;

Denn es sitzt an Munzels Kopf

Festgeschmiegt der Sahnetopf.

Blindlings stürzt er sich zur Erd'.

Klacks! - Der Topf ist nichts mehr wert.

Aufs Büfett geht es jetzunder;

Flaschen, Gläser - alles runter!

Sehr in Ängsten sieht man ihn

Aufwärts sausen am Kamin.

Ach! - Die Venus ist perdü -

Klickeradoms! - von Medici!

Weh! Mit einem Satze ist er

Vom Kamine an den Lüster;

Und da geht es Klingelingelings!

Unten liegt das teure Dings.

Schnell sucht Munzel zu entrinnen,

Doch er kann nicht mehr von hinnen.

Dieses war der erste Streich, Doch der zweite folgt sogleich.

Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109
Max und Moritz (1865). Und mit ſtummen Trauerblick
TGDD 35 (1973) S66.jpg
Kehrt ſie in ihr Haus zurück.
US 11 MM 7 1958 S33 (B).jpg
Dieſes war der erſte Streich

Doch der zweite folgt ſogleich.

Ihrer Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt

MM 11 1952 S6
Tobias Knopp

... »Dies« – spricht Debisch – »scheint mir ein Neugeborner Spatz zu sein.

Ei, wie käme dieses dann?!

Kuno, sag ich, sieh mich an!!

Deiner Taten schwarzes Bild

Ist vor meinem Blick enthüllt;

Und nur dieses sage ich:

Pfui, mein Sohn, entferne dich!! –«

wehe wehe

Max und Moritz

...
MM 2 1974 S7
Aber wehe, wehe, wehe!

Wenn ich auf das Ende sehe!!

...

Charles Dickens

Nicholas Nickelby

Nicholas Nickleby (auch: „Nikolas Nickleby“ oder „Nikolaus Nickleby“; englischer Originaltitel: The Life and Adventures of Nicholas Nickleby) ist ein Roman von Charles Dickens aus dem Jahr 1838/1839. Durch den persönlichen Kontakt von Dickens mit dem Verleger George Westermann wurde der Roman sehr zügig von Karl Heinrich Hermes übersetzt und ebenfalls noch 1838–1839 in Braunschweig herausgegeben. Weitere deutsche Übersetzungen stammen von Carl Kolb (1855), Julius Seybt (1898), Gustav Meyrink und Maria von Schweinitz (1966).[1]

Fjodor Dostojewski

Raskolnikow, Edler von Ehrenfels

BL_WDC-08-39 Der russische Rassehund
Der russische Rassehund trägt den Namen einer der Figuren aus "Schuld und Sühne"[9]. Der Roman trug in frühen Übersetzungen gar den Titel "Raskolnoikow".

Arthur Conan Doyle

Der Hund von Baskerville

MM 3 1967 S3ff.jpg
Der Hund von Baskerville (Originaltitel: The Hound of the Baskervilles, in neueren Übersetzungen auch Der Hund der Baskervilles) ist der dritte Roman mit Sherlock Holmes und eine der bekanntesten Detektivgeschichten Arthur Conan Doyles.[2]

Theodor Fontane

Die Poggenpuhls

FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg
Der kleine Roman – der kürzeste, den Fontane geschrieben hat, und 1895 eines seiner letzten Werke – entwirft ein adliges Gegenbild zum Roman Frau Jenny Treibel, der im bürgerlichen Milieu spielt.

Die Handlung, angesiedelt im Dreikaiserjahr 1888, beschreibt eine Offiziersfamilie, deren Familienoberhaupt gefallen ist und die in einer Mietskaserne wohnt. Ein durchgehendes Motiv ist die finanzielle Kargheit. Sie macht aus dem Plot eine Art soziologischer Studie über den verarmten Offiziersadel in Preußen-Deutschland. Die sympathische Selbstachtung, mit der die Familienmitglieder den ständigen Mangel ertragen, schildert Fontane mit Sinn für unfreiwillige Komik und in mitfühlender Ironie.[3]

Ludwig Ganghofer

Das Schweigen im Walde

MM 40 1961 S31.jpg
Das Schweigen im Walde ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Ludwig Ganghofer, der 1899 veröffentlicht wurde. Die Geschichte um Liebe und Eifersucht spielt in den Tiroler Bergen.[4]

Heinrich Hoffmann

o weh und ach

US 6 MM 40 1958 S11
Der Struwwelpeter / Die Geschichte vom Suppen-Kaspar.

Der Kaspar, der war kerngesund,

Ein dicker Bub und kugelrund,

Er hatte Backen rot und frisch;

Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.

Doch einmal fing er an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am nächsten Tag, — ja sieh nur her!

Da war er schon viel magerer.

Da fing er wieder an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am dritten Tag, o weh und ach!

Wie ist der Kaspar dünn und schwach!

Doch als die Suppe kam herein,

Gleich fing er wieder an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am vierten Tage endlich gar

Der Kaspar wie ein Fädchen war.

Er wog vielleicht ein halbes Lot —

Und war am fünften Tage tot.

MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag

Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht.

↵Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.

Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!

Anton Memminger

Schoflesse

M 42 1977 S10
Schoflesse ist eine Wortschöpfung aus "schofel" (umgangssprachlich abwertend: in empörender, verachtenswürdiger oder ähnlicher Art und Weise böse, minderwertig, niederträchtig, schäbig, in beschämender Weise kleinlich, geizig. Das Wort kommt aus dem Jiddischen bzw. vom Hebräischen שָׁפָל‎ (šāfāl)  ‚niedrig; lumpig, wertlos; gemein‘)[5] und "Noblesse" (veraltet: Bezeichnung für den französischen Adel; vornehme Art, sich zu geben; vornehme Erscheinung)[6]

Der Ausdruck ist in der Literatur nur selten belegt.

  • 1868 schreibt Fanny Rheinberger an ihren Schwager: ... Ein höchst komisches Beispiel prinzlicher Noblesse - eigentlich Schoflesse haben wir unlängst erlebt. ... Allerdings wurde der Brief erst 1983 veröffentlicht (das Fuchs-Zitat stammt von 1977) in Josef Gabriel Rheinberger: Briefe und Dokumente seines Lebens, Prisca Verlag 1983
  • 1895 war Anton Memminger Auslöser einer größeren internationalen Affaire. Ein kleiner Zwischenfall im Kurbad Bad Kissingen wurde von ihm in seiner Zeitung Neue Bayerische Landeszeitung gezielt zur antisemitischen Agitation aufgebauscht. Diese künstlich angefeuerte Situation führte zu weitreichenden diplomatischen Verwicklungen zwischen den USA und dem deutschen Kaiserreich. „Es muß einmal zur reinlichen Scheidung kommen. (…) Die Noblesse fängt ohnehin schon seit Jahren an, unser Weltbad zu meiden, weil sie die jüdische Schoflesse mit ihrer Breitmacherei, Umaßlichkeit, Überhebung und Frechheit anekelt. Es ist nothwendig, daß diese Schoflesse gehörig getroffen und daß ein Exempel statuiert wird, damit die anständigen Deutschen und Ausländer wieder mehr Respekt vor den gutmüthigen Tatschi-Bayern bekommen und unser Weltbad wieder aus dem Verruf, in dem es Stern und Genossen gebracht haben, herauskomme.“[7] Die Wortprägung ist hier also eindeutig antisemitisch gemeint.

Sofern Frau Dr. Fuchs sich diese Wortschöpfung nicht selbst ausgedacht hat, lässt sich nur das Memmingersche Zitat als Quelle annehmen. Die Kombination "Schoflesse der Gesinnung" scheint jedoch tatsächlich eine original Fuchssche Wortschöpfung zu sein. und wird seither auch gerne zitiert.

Conrad Ferdinand Meyer

Hier ist unsres Bleibens nicht

TGDD110 Seemannslos
Das Amulett

9. Kapitel Ich hatte Gasparde auf mein Lager gebettet, wo die Bleiche zu schlummern schien, und stand neben ihr, überlegend was zu tun sei. Sie war unscheinbar wie eine Dienerin gekleidet, wohl in der Absicht mit ihrem Pflegevater zu fliehen. Ich trug die Tracht der Schweizergarde. Ein wilder Schmerz bemächtigte sich meiner über all das frevelhaft vergossene teure und unschuldige Blut. »Fort aus dieser Hölle!« sprach ich halblaut vor mich hin.

»Ja, fort aus dieser Hölle!« wiederholte Gasparde, die Augen öffnend und sich auf dem Lager in die Höhe richtend. »Hier ist unsres Bleibens nicht! Zum ersten nächsten Tore hinaus!«

»Bleibe noch ruhig!« erwiderte ich. »Unterdessen wird es Abend und die Dämmerung erleichtert uns vielleicht das Entrinnen.«

Karl Rode

Wir stehen auf des Gartens Stufen und sind bereit Hurra zu rufen soweit sich's irgend machen lässt.

MM 1976/32 bzw. TGDD97
Das Gedicht wird Karl Rode, einem Oberleutnant zur See der kaiserlichen Marine, zugeschrieben, es entstand als Reaktion auf die Einführung der kaiserlichen Reichsflagge 1871


Wat steigt denn da für’n swatten Qualm am Horizont empor?

Es ist des Kaisers Segelyacht, die stolze ‚Meteor‘!

Der Kaiser steht am Steuerrad, Prinz Heinrich lehnt am Schlot,

und hinten hißt Prinz Adalbert die Flagge ‚Schwarz-Weiß-Rot‘.

Und achtern, tief in der Kombüse,

brät Speck Viktoria Louise.

Ein Volk, dem solche Fürsten stehn’,

da hat es keine Not!

Deutschland kann niemals untergehen,

es lebe ‚Schwarz-Weiß-Rot‘!

So stehn wir an des Thrones Stufen,

und halten ihm in Treue fest,

und sind bereit, hurra zu rufen,

wo es sich irgend machen läßt.

Heinrich Seidel

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

FC 1047 MV 4 1964 S29
Ingenieurslied (1871)

Der am 25. Juni 1842 im Mecklenburgisch-Schwerinischen Perlin geborene Pfarrerssohn Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel[8] war ab 1868 in Berlin als Ingenieur tätig, dort entwarf er unter anderem die damals in Europa einmalige Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs mit einer Spannweite von 62,5 Metern. 1880 gab er den Ingenieurberuf auf, lebte als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens. Zu seinem 60. Geburtstag wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen.

Der berühmte Spruch "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" war sein Motto. Er überdauerte die Zeiten in seinem Ingenieurslied. Dr. Erika Fuchs wandelte ihn bei ihrer Arbeit an der deutschen Übersetzung von Walt Disneys Daniel-Düsentrieb-Geschichten zu dem bekannten Ausruf "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör" ab.[9] und verwandte es selbst sehr gerne, z.B.

MM 6/1957 p.6, MM11/1957 p. 9, MM 32/1961 p. 5, MM 48/1958 p. 30

Dem Ingenieur ist nichts zu schwere -

Er lacht und spricht: "Wenn dieses nicht, so geht doch das!"

Er überbrückt die Flüsse und die Meere,

Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß.

Er türmt die Bogen in die Luft,

Er wühlt als Maulwurf in der Gruft,

Kein Hindernis ist ihm zu groß -

Er geht drauf los!

Den Riesen macht er sich zum Knechte,

Dess' wilder Mut, durch Feuersglut aus Wasserflut befreit,

Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte -

Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.

Er fängt den Blitz und schickt ihn fort

Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,

Von Pol zu Pol im Augenblick

Am Eisenstrick!

Was heut' sich regt mit hunderttausend Rädern,

In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht,

Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn,

Und Lasten hebt, ohn' Rasten webt und locht und pocht und sprüht,

Was durch die Länder donnernd saust

Und durch die fernen Meere braust,

Das alles schafft und noch viel mehr

Der Ingenieur!

Die Ingenieure sollen leben!

In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!

Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,

Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht.

Der Arbeit Segen fort und fort,

Ihn breitet aus von Ort zu Ort,

Von Land zu Land, von Meer zu Meer -

Der Ingenieur!

Thekla von Gumpert

Herzblättchens Zeitvertreib

TGDD 152 (1997) S25
Ein ab 1856 vertriebenes Periodikum namesn "Herzblättchens Zeitvertreib. Unterhaltung für kleine Knaben und Mädchen zur Herzenbildung und Entwicklung der Begriffe".

Hugo von Hoffmannsthal

Was ficht dich an

Die Redewendung ist als solche deutlich älter findet aber in von Hoffmannsthals Werk "Jedermann" gleich vier Mal Verwendung[10]:

WDC 65 MM 10 1953 S09
MM 22 1985 S2
Ein Meister seines Fachs, TGDD 25

DICKER VETTER.

Potz Maus, mein Vetter Jedermann,

Wie grüßt Ihr uns, was ficht Euch an?

...

BUHLSCHAFT.

Was ficht dich an, bist du mir krank?

...

BUHLSCHAFT.

Um Christi Willen, was ficht dich an,

Mein Buhle traut, mein lieber Mann,

Ich bin bei dir, sieh doch auf mich,

Dein bin ich heut und ewiglich.

...

MAGERER VETTER.

Potz Velten, Vetter Jedermann,

Habt Ihr leicht die Melancholie?

Wenn nit, was sonsten ficht euch an?

Börries von Münchhausen

Gneugierige Gnichtsnutze kommen und gehen, Gnixen bleiben ewig bestehen

Sumpfgnomen TGDD106
Der Reim ist wohl dem Gedicht "Lederhosen-Saga"[11] entnommen:
Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,

Großvater schoss ihn auf der Pirsch,

Und weil seine Decke so derb und dick,

Stiftete er ein Familienstück.

Nachdem er lange nachgedacht,

Ward eine Hose draus gemacht –

Denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,

Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.

Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,

Eine wundervolle Hose es war!

Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,

Da hatte die Hose gelernt zu stehen,

Steif und mit durchgebeulten Knien

Stand sie abends vor dem Kamin –

Schweiß, Regen, Schnee – ja, mein Bester:

Eine lederne Hose wird immer fester!

Und als mein Vater an die Sechzig kam,

Einen Umbau der Hose er vor sich nahm.

Das Leder freilich war unerschöpft,

Doch die Büffelhornknöpfe warn dünn geknöpft

Wie alte Groschen, wie Scheibchen nur –

Er erwarb eine neue Garnitur.

Und dann allmählich machte das Reiten

Ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten.

An mich in der dritten Generation.

Ein Reiterleben in Niedersachsen –

Die Gaben der Hose warn wieder gewachsen!

Sie saß jetzt zu Pferde, wie aus Guss,

Und hatte wunderbaren Schluss,

Und abends stand sie mit krummen Knien

Wie immer zum Trocknen am Kamin.

Aus Großvaters Tagen herüber klingt

Eine ferne Sage, die sagt und singt,

Die Hose hätte in jungen Tagen

Eine prachtvolle grüne Farbe getragen,

Mein Vater dagegen – ich weiß es genau –

Nannte die Hose immer grau

Seit Neunzehnhundert ist sie zu schaun

Etwa wie guter Tabak: braun!

Besonders der Trab in den hohen Kadenzen

Ist kein Vergnügen für Exzellenzen,

So fiel die Hose durch Dotation

So entwickelte sie, fern jeder engen Geize,

Immer neue Ästhetische Reize

Und wenn mein Ältester einst sie trägt,

Wer weiß, ob sie nicht in Blaue schlägt!

Denn fern im Nebel der Zukunft schon

Seh` ich die Hose an meinem Sohn.

Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt,

Und es ist nicht nötig, dass er sie schont,

Ihr Leder ist ganz unerschöpft

Die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,

Und er stiftet, folgend der Väter Spur,

Eine neue Steinnussgarnitur.

Ja Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,

Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen

Ernst Freiherr von Wolzogen

Die Erbschleicherinnen

TGDD 152 (1997) S25
Roman (1895)

Zwei echte Münchener Madeln, und noch dazu aus einer Künstlerfamilie, in das Haus eines Berliner Geheimrats, und noch dazu eines Professors des Kirchenrechtes verschlagen – das kann schon an sich keinen guten Klang geben. Wenn aber der gute schwache Onkel Geheimrat noch dazu mit einer etwas steifen Dame aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiete verheiratet ist, dann muß es Funken stieben. Wolzogen, der lieber lacht als weint, hat dieser gefährlich explosiven Mischung unvereinbarer Elemente im allgemeinen die lustige Seite abgewonnen und führt seine Heldinnen und Helden fast alle zum glücklichen Ziele, zur erfolgreichen Künstlerschaft die eine, zur glücklichen Hochzeit mit dem geliebten Manne die andere. Nur eine muß fort von der fröhlichen Tafel des Lebens, Milka, die radikale Russin, die gleich der armen Semele in allzu heißen Flammen vergeht. Ihre düstere, im besten Sinne tragische Gestalt bildet in scharfem Kontrast die dunkle Folie, von der sich das Licht-Elflein Lizzi um so holder und lieblicher abhebt. [12]

Johann Joachim Winckelmann

Erhabene Einfalt und schlichte Größe

MM 25/1957 p.11
MM 25/1957 p.11
Die Einzelausdrücke "erhabene Einfalt" und "stille Größe" sind bereits im 18. Jahrhundert nachzuweisen. In der Kombination aber eher selten:

Aus: Acta Germanica. Organ für Deutsche Philologie. (Hrsg: Rudolf Henning). Band VII, Heft 1 (1908). Beiträge zur Kenntnis des Sprachgebrauchs im Volksliede des XIV. und XV. Jahrhunderts. Von Karl Hoeber. [13]:

Kellers Gedichte sind denen Schillers innerlich fremd. Sein ganzes Wesen ist unantik — das Wort im Sinn der Klassiker genommen — , er ist nicht betrachtender Ästhet, sondern Kämpfer, sein Ideal ist nicht Schönheit, sondern hinreißende Wirkung, statt erhabener Einfalt und stiller Größe zeigt er sprudelnde Lebhaftigkeit in wirrem Drang. Vor allem sind ihm die antiken Formen fremd. Nicht einmal in den Epigrammen verwendet er das Distichon, das nur in der Spätzeit einmal vorkommt; und wie arm in der Idee, unbeholfen in der begrifflichen Ausdrucksweise stehen seine Epigramme neben denen Schillers!

Eine weitere Erwähnung findet sich in Walter Rehms philologischem Standardwerk "Griechentum und Goethezeit", Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, 1938 (Originalzitat nicht vorhanden, bitte nachtragen).

Besonders bekannt dürften allerdings Johann Joachim Winckelmanns[14] "Kleine Schriften zur Kunst der Antike" sein, die den Titel "Edle Einfalt und stille Größe" trugen und 1909 erschienen:

Für Winckelmann war es die höchste Aufgabe der Kunst, die Schönheit darzustellen. Hierfür fand er die Formel „edle Einfalt und stille Größe“, welche er dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte. Seine Begeisterung für die männlichen Helden- und Götterstatuen der Antike war zugleich ein Ausdruck seiner homosexuellen Neigung, die sich auch in seinen Briefwechseln zeigt.

Winckelmanns auf die Formel „edle Einfalt und stille Größe“ gebrachtes Ideal war prägend für die Bildhauerei bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Autor unbekannt

Dunkel wars, der Mond schien helle

Anfangszeilen des Nonsens-Gedichtes "Verkehrte Welt" (ca. 1875).

Kaum ein deutsches Gedicht ist so widersprüchlich wie "Verkehrte Welt". In dieser Welt ist nichts, wie es scheint und auch der Autor ist unklar. Es stammt vermutlich weder von Christian Morgenstern, noch von Joachim Ringelnatz, James Krüss, Lewis Carroll oder Johann Wolfgang von Goethe.[10]
MM 1 1976 S4
Zunächst eine kurze Chronologie der bisher bekannten Fragmente:

1875: die älteste erste Zeile

1894: die älteste erste Strophe

1898: die ältesten mehrstrophigen Fassungen

Zahllose Varianten und Zusätze existieren, die in Form und Stil aber meist weit von den ersten beiden Strophen entfernt sind. Die folgenden Strophen sind — heute — mehr oder minder kanonisch:

Dunkel war's, der Mond schien helle,

schneebedeckt die grüne Flur,

als ein Wagen blitzesschnelle

langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,

schweigend ins Gespräch vertieft,

als ein totgeschoss'ner Hase

auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und auf einer grünen Bank,

die rot angestrichen war,

saß ein blondgelockter Jüngling

mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm 'ne alte Schrulle,

zählte kaum erst sechzehn Jahr',

in der Hand 'ne Butterstulle,

die mit Schmalz bestrichen war.

Droben auf dem Apfelbaume,

der sehr süße Birnen trug,

hing des Frühlings letzte Pflaume

und an Nüssen noch genug.

Diese Fassung wurde maßgeblich von James Krüss (siehe dort) beeinflusst.[15]