Literatur des 19. Jahrhunderts: Unterschied zwischen den Versionen

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===Bertolt Brecht===
=== Otto Bierbaum ===
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|[[Datei:Image10.jpg|mini|MM 31 1981 S30]]
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====O Himmel strahlender Azur====
==== Der Himmel ist klar ====
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[[Datei:Bierbaum, Otto    Josephine  Der Himmel ist schön, der...    WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg|mini|WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg]]Mit diesem Vers versuchen Schüler gelegentlich ihren Lehrer zu animieren, den Unterricht abzubrechen und ihnen freizugeben. Er ist die Umformung eines Verses aus dem Gedicht »Josephine« von Otto Julius Bierbaum (1865-1910): »'''Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,/Madame, wir wollen spazieren gehn.'''«
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! colspan="4" |Ballade von den Seeräubern (Seeräuber-Ballade)
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=== Alfred Brehm ===
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|Von Branntwein toll und Finsternissen
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Von unerhörten Güssen nass
==== Tierleben ====
[[Datei:Brehms Tierleben Pro. Grzimek  Bücherweisheiten  MM 19  1968 S2.jpg|mini|MM 19  1968 S2.jpg]]Brehms '''Thierleben''' ist ein zoologisches Nachschlagewerk, das durch den Sachbuchautor Alfred Brehm begründet wurde und maßgeblich zur Popularisierung von Wissen seit dem 19. Jahrhundert beitrug.


Vom Frost eisweißer Nacht zerrissen
s.a. [[Barks’ Thierleben|Barks Thierleben.]]
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===Wilhelm Busch===
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====Klickeradoms!====
[[Datei:Image16.jpg|mini|MM 1956/09, TGDD40]]De Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).


Im Mastkorb von Gesichten blass
...


Von Sonne nackt gebrannt und krank
Mienzi kann noch schnell enteilen,


(die hatten sie im Winter lieb)
Aber Munzel muss verweilen;


Aus Hunger, Fieber und Gestank
Denn es sitzt an Munzels Kopf[[Datei:Image29.gif|mini]]


Sang alles, was noch übrig blieb:
Festgeschmiegt der Sahnetopf.


Blindlings stürzt er sich zur Erd'.


'''O Himmel, strahlender Azur!'''
Klacks! - Der Topf ist nichts mehr wert.


Enormer Wind, die Segel bläh!
Aufs Büfett geht es jetzunder;


Lasst Wind und Himmel fahren! Nur
Flaschen, Gläser - alles runter!


Lasst uns um Sankt Marie die See!
Sehr in Ängsten sieht man ihn


Kein Weizenfeld mit milden Winden
Aufwärts sausen am Kamin.


Selbst keine Schenke mit Musik
Ach! - Die Venus ist perdü -


Kein Tanz mit Weibern und Absinthen
'''Klickeradoms!''' - von Medici!


Kein Kartenspiel hielt sie zurück.
Weh! Mit einem Satze ist er


Sie hatten vor dem Knall das Zanken
Vom Kamine an den Lüster;


Vor Mitternacht die Weiber satt:
Und da geht es Klingelingelings!


Sie lieben nur verfaulte Planken
Unten liegt das teure Dings.


Ihr Schiff, das keine Heimat hat.
Schnell sucht Munzel zu entrinnen,
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Mit seinen Ratten, seinen Löchern


Mit seiner Pest, mit Haut und Haar
Doch er kann nicht mehr von hinnen.
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====Dieses war der erste Streich, Doch der zweite folgt sogleich.====
[[Datei:Image1.jpg|mini|Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109]]Max und Moritz (1865).


Sie fluchten wüst darauf beim Bechern
Und mit ſtummen Trauerblick[[Datei:Busch Max und Moritz dieses war der erste Streich TGDD 35 (1973) S66.jpg|mini|TGDD 35 (1973) S66.jpg]]Kehrt ſie in ihr Haus zurück.[[Datei:Busch  Max und Moritz  Dieses war der erste Streich US 11  MM 7 1958 S33 (B).jpg|mini|US 11  MM 7 1958 S33 (B).jpg]]'''Dieſes war der erſte Streich'''


Und liebten es, so wie es war.
'''Doch der zweite folgt ſogleich.'''
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==== Ihrer Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt ====
[[Datei:Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt  Wilhelm Busch  Rektor Debisch  MM 11 1952 S6.jpg|mini|MM 11 1952 S6]]Tobias Knopp
...
»Dies« – spricht Debisch – »scheint mir ein
Neugeborner Spatz zu sein.


Sie knoten sich mit ihren Haaren
Ei, wie käme dieses dann?!


Im Sturm in seinem Mastwerk fest:
Kuno, sag ich, sieh mich an!!


Sie würden nur zum Himmel fahren
'''Deiner Taten schwarzes Bild'''


Wenn man dort Schiffe fahren läßt.
'''Ist vor meinem Blick enthüllt;'''


Und nur dieses sage ich:


'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Pfui, mein Sohn, entferne dich!! –«
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==== wehe wehe ====
Max und Moritz
...[[Datei:Wilhelm Busch  Max und Moritz  ...wehe wehe  MM 2 1974  S7.jpg|mini|MM 2 1974  S7]]Aber '''wehe, wehe, wehe'''!


Sie morden kalt und ohne Hassen
Wenn ich auf das Ende sehe!!


Was ihnen in die Zähne springt
...
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=== Charles Dickens ===
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==== Nicholas Nickelby ====
[[Datei:Dickens  Nicholas Nickelby  MM 1 1986 S22.jpg|mini|]]Nicholas Nickleby (auch: „Nikolas Nickleby“ oder „Nikolaus Nickleby“; englischer Originaltitel: The Life and Adventures of Nicholas Nickleby) ist ein Roman von Charles Dickens aus dem Jahr 1838/1839. Durch den persönlichen Kontakt von Dickens mit dem Verleger George Westermann wurde der Roman sehr zügig von Karl Heinrich Hermes übersetzt und ebenfalls noch 1838–1839 in Braunschweig herausgegeben. Weitere deutsche Übersetzungen stammen von Carl Kolb (1855), Julius Seybt (1898), Gustav Meyrink und Maria von Schweinitz (1966).<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Nicholas_Nickleby]</ref>
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=== Fjodor Dostojewski ===
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==== Raskolnikow, Edler von Ehrenfels ====
[[Datei:BL WDC-08-39 Der russische Rassehund.jpg|mini|BL_WDC-08-39 Der russische Rassehund]]Der russische Rassehund trägt den Namen einer der Figuren aus "Schuld und Sühne"[https://de.wikipedia.org/wiki/Schuld_und_S%C3%BChne]. Der Roman trug in frühen Übersetzungen gar den Titel "Raskolnoikow".
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=== Arthur Conan Doyle ===
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==== Der Hund von Baskerville ====
[[Datei:Conan Doyle  Der Hund von Baskerville  MM 3 1967 S3ff.jpg|mini|MM 3 1967 S3ff.jpg]]Der Hund von Baskerville (Originaltitel: The Hound of the Baskervilles, in neueren Übersetzungen auch Der Hund der Baskervilles) ist der dritte Roman mit Sherlock Holmes und eine der bekanntesten Detektivgeschichten Arthur Conan Doyles.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hund_von_Baskerville]</ref>
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=== Theodor Fontane ===
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==== Die Poggenpuhls ====
[[Datei:Fontane Die Poggenpuhls  FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg|mini|FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg]]Der kleine Roman – der kürzeste, den Fontane geschrieben hat, und 1895 eines seiner letzten Werke – entwirft ein adliges Gegenbild zum Roman Frau Jenny Treibel, der im bürgerlichen Milieu spielt.
Die Handlung, angesiedelt im Dreikaiserjahr 1888, beschreibt eine Offiziersfamilie, deren Familienoberhaupt gefallen ist und die in einer Mietskaserne wohnt. Ein durchgehendes Motiv ist die finanzielle Kargheit. Sie macht aus dem Plot eine Art soziologischer Studie über den verarmten Offiziersadel in Preußen-Deutschland. Die sympathische Selbstachtung, mit der die Familienmitglieder den ständigen Mangel ertragen, schildert Fontane mit Sinn für unfreiwillige Komik und in mitfühlender Ironie.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Poggenpuhls</ref>
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=== Ludwig Ganghofer ===
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==== Das Schweigen im Walde ====
[[Datei:Ganghofer  Das Schweigen im Walde  MM 40 1961 S31.jpg|mini|MM 40 1961 S31.jpg]]'''Das Schweigen im Walde''' ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Ludwig Ganghofer, der 1899 veröffentlicht wurde. Die Geschichte um Liebe und Eifersucht spielt in den Tiroler Bergen.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schweigen_im_Walde_(Roman)</ref>
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=== Heinrich Hoffmann ===
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==== o weh und ach ====
[[Datei:Heinrich Hoffmann Der Suppenkasper  o weh und ach US 6  MM 40 1958 S11.jpg|mini|US 6  MM 40 1958 S11]]Der Struwwelpeter / Die Geschichte vom Suppen-Kaspar.


Sie würgen Gurgeln so gelassen
Der Kaspar, der war kerngesund,


Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt.
Ein dicker Bub und kugelrund,


Sie trinken Sprit bei Leichenwachen
Er hatte Backen rot und frisch;


Nachts torkeln trunken sie in See
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.


Und die, die übrig bleiben, lachen
Doch einmal fing er an zu schrei’n:


Und winken mit der kleinen Zeh:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Sie leben schön wie noble Tiere


Im weichen Wind, im trunknen Blau!
Ich esse meine Suppe nicht!


Und oft besteigen sieben Stiere
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“


Eine geraubte fremde Frau.
Am nächsten Tag, — ja sieh nur her!


Die hellen Sternennächte schaukeln
Da war er schon viel magerer.


Sie mit Musik in süße Ruh
Da fing er wieder an zu schrei’n:


Und mit geblähten Segeln gaukeln
„Ich esse keine Suppe! Nein!


Sie unbekannten Meeren zu.
Ich esse meine Suppe nicht!


Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“


'''O Himmel, strahlender Azur! '''
Am dritten Tag, '''o weh und ach!'''


Doch eines Abends im Aprile
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!


Der keine Sterne für sie hat
Doch als die Suppe kam herein,


Hat sie das Meer in aller Stille
Gleich fing er wieder an zu schrei’n:


Auf einmal plötzlich selber satt.
„Ich esse keine Suppe! Nein!


Hüllt still in Rauch die Sternensicht
Ich esse meine Suppe nicht!


Und die geliebten Winde schieben
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“


Die Wolken in das milde Licht.
Am vierten Tage endlich gar
|'''O Himmel, strahlender Azur! …'''
Sie fühlen noch, wie voll Erbarmen


Das Meer mit ihnen heute wacht
Der Kaspar wie ein Fädchen war.


Dann nimmt der Wind sie in die Arme
Er wog vielleicht ein halbes Lot —


Und tötet sie vor Mitternacht.
Und war am fünften Tage tot.
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|[[Datei:Image7.jpg|rechts|mini|MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag]]


Und ganz zuletzt in höchsten Masten
==== Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht. ====
↵Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus:  Der Struwwelpeter.


War es, weil Sturm so gar laut schrie
↵'''Ich''' '''esse keine''' Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! '''Nein,''' meine Suppe '''ess’ ich nicht!'''
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=== Anton Memminger ===
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==== Schoflesse ====
[[Datei:Memminger, Anton  Schoflesse  MM 42 1977  S10 (B).jpg|mini|M 42 1977  S10]]Schoflesse ist eine Wortschöpfung aus "schofel" (umgangssprachlich abwertend: in empörender, verachtenswürdiger oder ähnlicher Art und Weise böse, minderwertig, niederträchtig, schäbig, in beschämender Weise kleinlich, geizig. Das Wort kommt aus dem Jiddischen bzw. vom Hebräischen שָׁפָל‎ (šāfāl)  ‚niedrig; lumpig, wertlos; gemein‘)<ref>[https://de.wiktionary.org/wiki/schofel]</ref> und "Noblesse" (veraltet: Bezeichnung für den französischen Adel; vornehme Art, sich zu geben; vornehme Erscheinung)<ref>[https://de.wiktionary.org/wiki/Noblesse]</ref>


Als ob sie, die zur Hölle rasten
Der Ausdruck ist in der Literatur nur selten belegt.


Noch einmal sangen, laut wie nie:
* 1868 schreibt Fanny Rheinberger an ihren Schwager: ... Ein höchst komisches Beispiel prinzlicher Noblesse - eigentlich '''Schoflesse''' haben wir unlängst erlebt. ...  Allerdings wurde der Brief erst 1983 veröffentlicht (das Fuchs-Zitat stammt von 1977) in Josef Gabriel Rheinberger: Briefe und Dokumente seines Lebens, Prisca Verlag [https://www.yumpu.com/de/document/read/8604655/josef-gabriel-rfieinberger-briefe-und-dokumente-seines-lebens 1983]


* 1895 war Anton Memminger Auslöser einer größeren internationalen Affaire. Ein kleiner Zwischenfall  im Kurbad Bad Kissingen wurde von ihm in seiner Zeitung Neue Bayerische Landeszeitung gezielt zur antisemitischen Agitation aufgebauscht. Diese künstlich angefeuerte Situation führte zu weitreichenden diplomatischen Verwicklungen zwischen den USA und dem deutschen Kaiserreich. „Es muß einmal zur reinlichen Scheidung kommen. (…) Die Noblesse fängt ohnehin schon seit Jahren an, unser Weltbad zu meiden, weil sie die jüdische Schoflesse mit ihrer Breitmacherei, Umaßlichkeit, Überhebung und Frechheit anekelt. Es ist nothwendig, daß diese '''Schoflesse''' gehörig getroffen und daß ein Exempel statuiert wird, damit die anständigen Deutschen und Ausländer wieder mehr Respekt vor den gutmüthigen Tatschi-Bayern bekommen und unser Weltbad wieder aus dem Verruf, in dem es Stern und Genossen gebracht haben, herauskomme.“<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Memminger]</ref>  Die Wortprägung ist hier also eindeutig antisemitisch gemeint.


'''O Himmel, strahlender Azur!'''
Sofern Frau Dr. Fuchs sich diese Wortschöpfung nicht selbst ausgedacht hat, lässt sich nur das Memmingersche Zitat als Quelle annehmen. Die Kombination "Schoflesse der Gesinnung" scheint jedoch tatsächlich eine original Fuchssche Wortschöpfung zu sein. und wird seither auch gerne zitiert.
 
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Enormer Wind, die Segel bläh!
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=== Conrad Ferdinand Meyer ===
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==== Hier ist unsres Bleibens nicht ====
[[Datei:TGDD110 Seemannslos.jpg|mini|TGDD110 Seemannslos]]Das Amulett
9. Kapitel
Ich hatte Gasparde auf mein Lager gebettet, wo die Bleiche zu schlummern schien, und stand neben ihr, überlegend was zu tun sei. Sie war unscheinbar wie eine Dienerin gekleidet, wohl in der Absicht mit ihrem Pflegevater zu fliehen. Ich trug die Tracht der Schweizergarde.
Ein wilder Schmerz bemächtigte sich meiner über all das frevelhaft vergossene teure und unschuldige Blut. »Fort aus dieser Hölle!« sprach ich halblaut vor mich hin.


Lasst Wind und Himmel fahren! Nur
»Ja, fort aus dieser Hölle!« wiederholte Gasparde, die Augen öffnend und sich auf dem Lager in die Höhe richtend. »'''Hier ist unsres Bleibens nicht!''' Zum ersten nächsten Tore hinaus!«


Lasst uns um Sankt Marie die See!
»Bleibe noch ruhig!« erwiderte ich. »Unterdessen wird es Abend und die Dämmerung erleichtert uns vielleicht das Entrinnen.«
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===Wilhelm Busch===
=== Karl Rode ===
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====Klickeradoms!====
====Wir stehen auf des Gartens Stufen und sind bereit Hurra zu rufen soweit sich's irgend machen lässt.====
[[Datei:Image16.jpg|mini|MM 1956/09, TGDD40]]
[[Datei:Zitat7.png|verweis=http://olaf.uni-graz.at/wiki/mediawiki-1.35.1/index.php/Datei:Zitat7.png|mini|MM 1976/32 bzw. TGDD97]]Das Gedicht wird Karl Rode, einem Oberleutnant zur See der kaiserlichen Marine, zugeschrieben, es entstand als Reaktion auf die Einführung der kaiserlichen Reichsflagge 1871
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!Wilhelm Busch: Die Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).
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|Mienzi kann noch schnell enteilen,
Aber Munzel muss verweilen;


Denn es sitzt an Munzels Kopf[[Datei:Image29.gif|mini]]


Festgeschmiegt der Sahnetopf.
''Wat steigt denn da für’n swatten Qualm am Horizont empor?''


Blindlings stürzt er sich zur Erd'.
''Es ist des Kaisers Segelyacht, die stolze ‚Meteor‘!''


Klacks! - Der Topf ist nichts mehr wert.
''Der Kaiser steht am Steuerrad, Prinz Heinrich lehnt am Schlot,''


Aufs Büfett geht es jetzunder;
''und hinten hißt Prinz Adalbert die Flagge ‚Schwarz-Weiß-Rot‘.''


Flaschen, Gläser - alles runter!
''Und achtern, tief in der Kombüse,''


Sehr in Ängsten sieht man ihn
''brät Speck Viktoria Louise.''


Aufwärts sausen am Kamin.
''Ein Volk, dem solche Fürsten stehn’,''


Ach! - Die Venus ist perdü -
''da hat es keine Not!''


'''Klickeradoms!''' - von Medici!
''Deutschland kann niemals untergehen,''


Weh! Mit einem Satze ist er
''es lebe ‚Schwarz-Weiß-Rot‘!''


Vom Kamine an den Lüster;
'''''So stehn wir an des Thrones Stufen,'''''


Und da geht es Klingelingelings!
'''''und halten ihm in Treue fest,'''''


Unten liegt das teure Dings.
'''''und sind bereit, hurra zu rufen,'''''


Schnell sucht Munzel zu entrinnen,
'''''wo es sich irgend machen läßt.'''''
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Doch er kann nicht mehr von hinnen.
=== Heinrich Seidel ===
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====Dieses war der erste Streich, Doch der zweite folgt sogleich.====
==== Dem Ingeniör ist nichts zu schwör ====
[[Datei:Image1.jpg|mini|Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109]]Max und Moritz (1865).
[[Datei:Heinrich Seidel  Ingenieurslied (1871) FC 1047 MV 4 1964 S29.jpg|mini|FC 1047 MV 4 1964 S29]]Ingenieurslied (1871)
Der am 25. Juni 1842 im Mecklenburgisch-Schwerinischen Perlin geborene Pfarrerssohn Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Seidel]</ref> war ab 1868 in Berlin als Ingenieur tätig, dort entwarf er unter anderem die damals in Europa einmalige Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs mit einer Spannweite von 62,5 Metern. 1880 gab er den Ingenieurberuf auf, lebte als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens. Zu seinem 60. Geburtstag wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen.
 
Der berühmte Spruch "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" war sein Motto. Er überdauerte die Zeiten in seinem Ingenieurslied. Dr. Erika Fuchs wandelte ihn bei ihrer Arbeit an der deutschen Übersetzung von Walt Disneys Daniel-Düsentrieb-Geschichten zu dem bekannten Ausruf "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör" ab.<ref>https://bauforum.wirklichewelt.de/index.php?id=2481</ref> und verwandte es selbst sehr gerne, z.B.
 
MM 6/1957 p.6, MM11/1957 p. 9, MM 32/1961 p. 5, MM 48/1958 p. 30
{| class="wikitable"
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|'''Dem Ingenieur ist nichts zu schwere''' -
Er lacht und spricht: "Wenn dieses nicht, so geht doch das!"
 
Er überbrückt die Flüsse und die Meere,


Und mit ſtummen Trauerblick
Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß.


Kehrt ſie in ihr Haus zurück.
Er türmt die Bogen in die Luft,


'''Dieſes war der erſte Streich'''
Er wühlt als Maulwurf in der Gruft,


'''Doch der zweite folgt ſogleich.'''
Kein Hindernis ist ihm zu groß -
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===Heinrich Heine===
Er geht drauf los!
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|Den Riesen macht er sich zum Knechte,
|[[Datei:Image41.png|mini|TGDD 23 “Vergebliches Streben”,  1970]]
Dess' wilder Mut, durch Feuersglut aus Wasserflut befreit,


====Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein====
Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte -


Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.


Heinrich Heine
Er fängt den Blitz und schickt ihn fort


''Buch'' ''der Lieder:'' ''Die Heimkehr - XLVII''
Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,


Von Pol zu Pol im Augenblick


'''Du''' '''bist wie eine Blume,'''
Am Eisenstrick!
|Was heut' sich regt mit hunderttausend Rädern,
In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht,


'''So''' '''hold und schön und rein;'''
Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn,


Ich schau dich an, und Wehmut
Und Lasten hebt, ohn' Rasten webt und locht und pocht und sprüht,


Schleicht mir ins Herz hinein.
Was durch die Länder donnernd saust


Und durch die fernen Meere braust,


Mir ist, als ob ich die Hände
Das alles schafft und noch viel mehr


Aufs Haupt dir legen sollt,
Der Ingenieur!
|Die Ingenieure sollen leben!
In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!


Betend, daß Gott dich erhalte
Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,


So rein und schön und hold.
Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht.
|-
!
===Thomas Mann===
|-
|[[Datei:Image84.png|mini|Donald, der Pfiffikus. BL WDC 45, S. 38]]


====Gedankenarbeit====
Der Arbeit Segen fort und fort,
''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''


''Frankfurt a. M.: Fischer TB,p. 319/320.''
Ihn breitet aus von Ort zu Ort,


„[...]
Von Land zu Land, von Meer zu Meer -


aber zur Verschmelzung, Gestaltung und inneren Verarbeitung dieses vielfachen  Rohstoffes hatte er nur kurze, spruchartige Anleitung gegeben, und es war schwere '''Gedankenarbeit''', die Klaus Heinrich zu leisten hatte [...]“.
Der Ingenieur!
|}
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=== Thekla von Gumpert ===
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==== Herzblättchens Zeitvertreib ====
[[Datei:Die Erbschleicherin Herzblättchens Zeitvertreib TGDD 152 (1997) S25.jpg|mini|TGDD 152 (1997) S25]]Ein ab 1856 vertriebenes Periodikum namesn "'''Herzblättchens Zeitvertreib'''. Unterhaltung für kleine Knaben und Mädchen zur Herzenbildung und Entwicklung der Begriffe".
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|[[Datei:Image75.png|mini|Donald, der Haarkünstler BL 47, S. 30 bzw. WDC 272]]
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==== Lehrsatz von der kurzfristigen Bilanzschwebe====
=== Hugo von Hoffmannsthal ===
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==== Was ficht dich an ====
Die Redewendung ist als solche deutlich älter findet aber in von Hoffmannsthals Werk "Jedermann" gleich vier Mal Verwendung<ref>[https://www.unifr.ch/orthodoxia/de/assets/public/Lehre/FS2021%20-%20Eschatologie/Jedermann.pdf]</ref>:


[[Datei:von Hofmannsthal was ficht dich an Jedermann WDC 65 MM 10 1953 S09.jpg|mini|WDC 65 MM 10 1953 S09]][[Datei:von Hoffmannsthal  Jedermann  was ficht dich an  MM 22 1985 S2 (B).jpg|mini|MM 22 1985 S2 ]]
[[Datei:Was ficht dich.jpg|mini|Ein Meister seines Fachs, TGDD 25 ]]
DICKER VETTER.


''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''
Potz Maus, mein Vetter Jedermann,


''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 288 bzw. p. 320''
Wie grüßt Ihr uns, was ficht Euch an?


...


sah  sich erbleichend einer '''schwebenden''' und  '''kurzfristig''' fundierten [Staats-]Schuld  gegenüber [...].“
BUHLSCHAFT.  


„[...] die  '''Lehre''' vom Finanzplan  und Budget, von der '''Bilanz''', dem  Überschuß und namentlich dem Defizit [...]“
Was ficht dich an, bist du mir krank?


''Anm.:''
...


''Dr. Fuchs erweist sich als wahre Dichterin:  sie ver-dichtet die beiden'' ''Textstücke zu einer einzigen, flüssigen Sentenz.''
BUHLSCHAFT.  


Um Christi Willen, was ficht dich an,


s.a. [https://mitglieder.donald.org/mitglieder/ddd/pdfs/Donaldist_160.pdf#page=61 MARTIN, PATRICK; HERGES, ALEXANDER: Bilanzschwebe und Kreditabwürgung ("Maharadscha für einen Tag") Der Donaldist 160, S. 61]
Mein Buhle traut, mein lieber Mann,  
|-
|[[Datei:Image80.png|mini|Die Spitzen der Gesellschaft OD 24, Seite 55 und 61]]


==== Spitzen der Gesellschaft====
Ich bin bei dir, sieh doch auf mich,
''Thomas Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''


''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 92/93.''
Dein bin ich heut und ewiglich.


...


„Mehrere Minister, Adjutanten in Zivil, zahlreiche Herren und Damen des Hofes, '''die''' '''Spitzen der Gesellschaft''', auch Gutsbesitzer aus der Umgegend waren zugegen.
MAGERER VETTER.
|-
|[[Datei:Image15.png|mini|Das Maitänzchen BL 47,Seite 7. WDC 270]]
 
====Mairennen bzw. Maitänzchen====
''Thomas'' ''Mann. (47. Aufl. 2001). Königliche'' ''Hoheit.''


''Frankfurt a. M.: Fischer TB, p. 170''
Potz Velten, Vetter Jedermann,


Habt Ihr leicht die Melancholie?


„[eine] Einrichtung, die man unter dem Namen des >> '''Mai'''kampfes<< kannte, — eines alljährlich zur Lenzzeit sich wiederholenden poetischen Turniers [...]“
Wenn nit, was sonsten ficht euch an?
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!
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==='''Franz Grillparzer'''===
 
=== Börries von Münchhausen ===
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|[[Datei:Image24.png|mini|Im alten Kalifornien (1951, FC 0328), BL DO 19, S. 9]]
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==== Gneugierige Gnichtsnutze kommen und gehen, Gnixen bleiben ewig bestehen ====
[[Datei:Sumpfgnomen TGDD106.jpg|mini|Sumpfgnomen TGDD106]]Der Reim ist wohl dem Gedicht "Lederhosen-Saga"<ref>https://peter-becker.de/Fundgrube/Gedichte/Lederhosen.htm</ref> entnommen:
{| class="wikitable"
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|Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,
Großvater schoss ihn auf der Pirsch,


====Das Leben ein Traum====
Und weil seine Decke so derb und dick,


Stiftete er ein Familienstück.


'''Der''' '''Traum ein Leben''' ist ein Drama oder „dramatisches Märchen“ von Franz Grillparzer, das 1834 im Burgtheater uraufgeführt  wurde und somit zur Biedermeierepoche gehört.
Nachdem er lange nachgedacht,


Ward eine Hose draus gemacht –


https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traum_ein_Leben
Denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,
|-
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===Erich Kästner===
|-
|[[Datei:Image42.png|mini|Die Kohldampf-Insel 1954 (U$ 08/2) BL OD 07, S. 38]]


====Darüber möchte ich nicht sprechen====
Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.


Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,


''Drei'' ''Männer im Schnee.''
Eine wundervolle Hose es war!
|Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,
Da hatte die Hose gelernt zu stehen,


''Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 64.''
Steif und mit durchgebeulten Knien


„[…]
Stand sie abends vor dem Kamin –


Mir gehört eine […] Schiffahrtslinie! […]“
Schweiß, Regen, Schnee – ja, mein Bester:


[…] „welche Linie ist das denn?“ „'''Darüber''' '''möchte ich nicht sprechen'''“,
Eine lederne Hose wird immer fester!


sagte Kesselhuth vornehm.
Und als mein Vater an die Sechzig kam,
|-
|[[Datei:Image57.png|mini|Das große Tauschgeschäft U$ 31/1 (1960) BL OD 19, S. 3]]


====Du redest wie Du's verstehst====
Einen Umbau der Hose er vor sich nahm.


Das Leder freilich war unerschöpft,


''Drei'' ''Männer im Schnee.''
Doch die Büffelhornknöpfe warn dünn geknöpft


''Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 30.''
Wie alte Groschen, wie Scheibchen nur –


Der Schneider meinte, das sei ihm, wenn man ihm  die Bemerkung gestatten wolle, noch nicht vorgekommen. „'''Sie''' '''reden, wie Sie es verstehen'''“.
Er erwarb eine neue Garnitur.
|-
!
===Dietrich Bonhoeffer===
|-
|[[Datei:BL WDC-03-19-04.jpg|mini|BL WDC-03-19-04]]


====Stahl und Eisen mögen vergehen====
Und dann allmählich machte das Reiten
unser eigener Dreck bleibt ewig bestehen!


Ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten.
|An mich in der dritten Generation.
Ein Reiterleben in Niedersachsen –


Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
Die Gaben der Hose warn wieder gewachsen!


Traupredigt aus der Zelle (1943)
Sie saß jetzt zu Pferde, wie aus Guss,


...
Und hatte wunderbaren Schluss,


Es wäre eine Flucht in falsche Frömmigkeit, wenn ihr nicht heute zu sagen wagtet: es ist unser Wille, es ist unsere Liebe, es ist unser Weg. „'''Eisen und Stahl, sie mögen vergehen, unsere Liebe bleibt ewig bestehen.'''“ Dieses Verlangen nach der irdischen Glückseligkeit, die ihr ineinander finden wollt und die darin besteht, daß – mit den Worten des mittelalterlichen Liedes – eines des andern Trost ist nach Seele und Leib, dieses Verlangen hat sein Recht vor Menschen und vor Gott.
Und abends stand sie mit krummen Knien


...
Wie immer zum Trocknen am Kamin.


Aus Großvaters Tagen herüber klingt


Bonhoeffer gibt als Quelle selbst Brahms an:
Eine ferne Sage, die sagt und singt,


Die Hose hätte in jungen Tagen


Johannes Brahms
Eine prachtvolle grüne Farbe getragen,


Von ewiger Liebe - op. 43/1
Mein Vater dagegen – ich weiß es genau –


Nannte die Hose immer grau


Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld!
Seit Neunzehnhundert ist sie zu schaun


Abend schon ist es, nun schweiget die Welt.
Etwa wie guter Tabak: braun!
|Besonders der Trab in den hohen Kadenzen
Ist kein Vergnügen für Exzellenzen,


Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch,
So fiel die Hose durch Dotation


Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch.
So entwickelte sie, fern jeder engen Geize,


Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus,
Immer neue Ästhetische Reize


Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus,
Und wenn mein Ältester einst sie trägt,


Führt sie am Weidengebüsche vorbei,
Wer weiß, ob sie nicht in Blaue schlägt!


Redet so viel und so mancherlei:
Denn fern im Nebel der Zukunft schon


"Leidest du Schmach und betrübest du dich,
Seh` ich die Hose an meinem Sohn.


Leidest du Schmach von andern um mich,
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt,


Werde die Liebe getrennt so geschwind,
Und es ist nicht nötig, dass er sie schont,


Schnell, wie wir früher vereiniget sind.
Ihr Leder ist ganz unerschöpft


Scheide mit Regen und scheide mit Wind,
Die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,


Schnell wie wir früher vereiniget sind."
Und er stiftet, folgend der Väter Spur,


Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht:
Eine neue Steinnussgarnitur.


"Unsere Liebe sie trennet sich nicht!
'''Ja Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,'''


Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr,
'''Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen'''
|}
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!
=== Ernst Freiherr von Wolzogen ===
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==== Die Erbschleicherinnen ====
[[Datei:Die Erbschleicherin  Herzblättchens Zeitvertreib TGDD 152 (1997) S25.jpg|mini|TGDD 152 (1997) S25]]Roman (1895)
Zwei echte Münchener Madeln, und noch dazu aus einer Künstlerfamilie, in das Haus eines Berliner Geheimrats, und noch dazu eines Professors des Kirchenrechtes verschlagen – das kann schon an sich keinen guten Klang geben. Wenn aber der gute schwache Onkel Geheimrat noch dazu mit einer etwas steifen Dame aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiete verheiratet ist, dann muß es Funken stieben. Wolzogen, der lieber lacht als weint, hat dieser gefährlich explosiven Mischung unvereinbarer Elemente im allgemeinen die lustige Seite abgewonnen und führt seine Heldinnen und Helden fast alle zum glücklichen Ziele, zur erfolgreichen Künstlerschaft die eine, zur glücklichen Hochzeit mit dem geliebten Manne die andere. Nur eine muß fort von der fröhlichen Tafel des Lebens, Milka, die radikale Russin, die gleich der armen Semele in allzu heißen Flammen vergeht. Ihre düstere, im besten Sinne tragische Gestalt bildet in scharfem Kontrast die dunkle Folie, von der sich das Licht-Elflein Lizzi um so holder und lieblicher abhebt. <ref>https://www.legimi.pl/ebook-die-erbschleicherinnen-ernst-von-wolzogen,b432154.html</ref>
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=== Johann Joachim Winckelmann ===
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====Erhabene Einfalt und schlichte Größe====
[[Datei:Einfalt.jpg|alternativtext=MM 25/1957 p.11|mini|MM 25/1957 p.11]]Die Einzelausdrücke "erhabene Einfalt" und "stille Größe" sind bereits im 18. Jahrhundert nachzuweisen. In der Kombination aber eher selten:
Aus: Acta Germanica. Organ für Deutsche Philologie. (Hrsg: Rudolf Henning). Band VII, Heft 1 (1908). Beiträge zur Kenntnis des Sprachgebrauchs im Volksliede des XIV. und XV. Jahrhunderts. Von Karl Hoeber. <ref>https://archive.org/stream/actagermanicaor03henngoog/actagermanicaor03henngoog_djvu.txt</ref>:


Unsere Liebe ist fester noch mehr.
''Kellers Gedichte sind denen Schillers innerlich fremd. Sein ganzes Wesen ist unantik — das Wort im Sinn der Klassiker genommen — , er ist nicht betrachtender Ästhet, sondern Kämpfer, sein Ideal ist nicht Schönheit, sondern hinreißende Wirkung, statt '''erhabener Einfalt und stiller Größe''' zeigt er sprudelnde Lebhaftigkeit in wirrem Drang. Vor allem sind ihm die antiken Formen fremd. Nicht einmal in den Epigrammen verwendet er das Distichon, das nur in der Spätzeit einmal vorkommt; und wie arm in der Idee, unbeholfen in der begrifflichen Ausdrucksweise stehen seine Epigramme neben denen Schillers!''


Eisen und Stahl, man schmiedet sie um,
Eine weitere Erwähnung findet sich in Walter Rehms philologischem Standardwerk "Griechentum und Goethezeit", Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, 1938 (<small>Originalzitat nicht vorhanden, bitte nachtragen</small>).


Unsere Liebe, wer wandelt sie um?
Besonders bekannt dürften allerdings Johann Joachim Winckelmanns<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Joachim_Winckelmann</ref> "Kleine Schriften zur Kunst der Antike" sein, die den Titel "'''Edle Einfalt und stille Größe'''" trugen und 1909 erschienen:


'''Eisen und Stahl, sie können zergehn,'''
Für Winckelmann war es die höchste Aufgabe der Kunst, die Schönheit darzustellen. Hierfür fand er die Formel „'''edle Einfalt und stille Größe'''“, welche er dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte. Seine Begeisterung für die männlichen Helden- und Götterstatuen der Antike war zugleich ein Ausdruck seiner homosexuellen Neigung, die sich auch in seinen Briefwechseln zeigt.


'''Unsere Liebe muss ewig bestehn!"'''
Winckelmanns auf die Formel „'''edle Einfalt und stille Größe'''“ gebrachtes Ideal war prägend für die Bildhauerei bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
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=== Heinrich Schäffer ===
=== Autor unbekannt ===
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==== Hilfsbote Säbelbein ====
==== Dunkel wars, der Mond schien helle ====
[[Datei:TGDD 12 17.jpg|mini|TGDD 12 17]]
Anfangszeilen des Nonsens-Gedichtes "Verkehrte Welt" (ca. 1875).
 
Kaum ein deutsches Gedicht ist so widersprüchlich wie "Verkehrte Welt". In dieser Welt ist nichts, wie es scheint und auch der Autor ist unklar. Es stammt vermutlich weder von Christian Morgenstern, noch von Joachim Ringelnatz, James Krüss, Lewis Carroll oder Johann Wolfgang von Goethe.[https://www.epochtimes.de/panorama/humor/verkehrte-welt-dunkel-wars-der-mond-schien-helle-schneebedeckt-die-gruene-flur-a3077303.html][[Datei:Morgenstern  dunkel wars, der Mond schien helle  MM 1 1976  S4.jpg|mini|MM 1 1976  S4]]Zunächst eine kurze Chronologie der bisher bekannten Fragmente:
 
1875: die älteste erste Zeile


Erste Zeile des humoristischen Gedichtes "Postdienst auf dem Bahnhof:
1894: die älteste erste Strophe


Der '''Posthilfsbote Säbelbein'''
1898: die ältesten mehrstrophigen Fassungen


lädt für Berlin Pakete ein.
Zahllose Varianten und Zusätze existieren, die in Form und Stil aber meist weit von den ersten beiden Strophen entfernt sind. Die folgenden Strophen sind — heute — mehr oder minder kanonisch:<blockquote>'''Dunkel war's, der Mond schien helle,'''


schneebedeckt die grüne Flur,


Erika Fuchs kannte das Gedicht aus dem humoristischen Sammelband "Deutsche Poesie" (oder so ähnlich), aus dem ihr Vater bisweilen vorlas, wie sie gegenüber H.D. Heilmann bestätigte.<ref>Erika Fuchs und Hans-Dieter Heilmann im Gespräch. Weihnachtsgabe der D.O.N.A.L.D. 2021. Susanne LUBER (Hrsg.)</ref>
als ein Wagen blitzesschnelle


.
langsam um die Ecke fuhr.
|-
!Karl Rode
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|
====Wir stehen auf des Gartens Stufen und sind bereit Hurra zu rufen soweit sich's irgend machen lässt.====
[[Datei:Zitat7.png|verweis=http://olaf.uni-graz.at/wiki/mediawiki-1.35.1/index.php/Datei:Zitat7.png|mini|MM 1976/32 bzw. TGDD97]]Das Gedicht wird Karl Rode, einem Oberleutnant zur See der kaiserlichen Marine, zugeschrieben, es entstand als Reaktion auf die Einführung der kaiserlichen Reichsflagge 1871


Drinnen saßen stehend Leute,


''Wat steigt denn da für’n swatten Qualm am Horizont empor?''
schweigend ins Gespräch vertieft,


''Es ist des Kaisers Segelyacht, die stolze ‚Meteor‘!''
als ein totgeschoss'ner Hase


''Der Kaiser steht am Steuerrad, Prinz Heinrich lehnt am Schlot,''
auf der Sandbank Schlittschuh lief.


''und hinten hißt Prinz Adalbert die Flagge ‚Schwarz-Weiß-Rot‘.''
Und auf einer grünen Bank,


''Und achtern, tief in der Kombüse,''
die rot angestrichen war,


''brät Speck Viktoria Louise.''
saß ein blondgelockter Jüngling


''Ein Volk, dem solche Fürsten stehn’,''
mit kohlrabenschwarzem Haar.


''da hat es keine Not!''
Neben ihm 'ne alte Schrulle,


''Deutschland kann niemals untergehen,''
zählte kaum erst sechzehn Jahr',


''es lebe ‚Schwarz-Weiß-Rot‘!''
in der Hand 'ne Butterstulle,


'''''So stehn wir an des Thrones Stufen,'''''
die mit Schmalz bestrichen war.


'''''und halten ihm in Treue fest,'''''
Droben auf dem Apfelbaume,


'''''und sind bereit, hurra zu rufen,'''''
der sehr süße Birnen trug,


'''''wo es sich irgend machen läßt.'''''
hing des Frühlings letzte Pflaume
|-
!Siegfried Lenz
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|„…und die Zeit tat das, was sie immer tut: sie verstrich“. ''So zärtlich war Suleyken'', Hamburg: Hoffman und Campe (6. Auflage 1970), S. 90.
ganz ähnlich in: “Fast eine Weihnachtskatastrophe” (FG 1947)'''*'''. Im Englischen „Three Good Ducks“ : „Time slides by“.


* lt. der 2-Bändigen Ausgabe „Weihnachtsgeschichten von Carl Barks“, Bd. 1 S.2, EHAPA, 2010 erstmals auf Deutsch erschienen in MM 51/1980.<br />
und an Nüssen noch genug.</blockquote>Diese Fassung wurde maßgeblich von James Krüss (siehe dort) beeinflusst.<ref>[https://faql.de/dunkel-wars.html]</ref>
[[Datei:BL WG-01-27.jpg|mini|BL WG-01-27]]'''"Siegfried Lenz''' (* 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen; † 7. Oktober 2014 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller und einer der bekanntesten deutschsprachigen Erzähler der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Als Lenz’ wichtigstes Werk gilt der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman ''Deutschstunde'' (1968), der die Zeit des Nationalsozialismus und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff behandelt. Auch seine erste Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Jahr 1955, ''So zärtlich war Suleyken'', wurde aufgrund seiner neuartigen Erzählweise und der Verwendung der '''''ostpreußisch-masurischen Umgangssprache''''' sehr erfolgreich."[https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Lenz]
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!Dickens
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|Nicholas Nickelby [[Datei:Dickens  Nicholas Nickelby  MM 1 1986 S22.jpg|mini|]]
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Aktuelle Version vom 3. September 2025, 17:12 Uhr

Otto Bierbaum

Der Himmel ist klar

WDC 149 MM 2 1954 S04.jpg
Mit diesem Vers versuchen Schüler gelegentlich ihren Lehrer zu animieren, den Unterricht abzubrechen und ihnen freizugeben. Er ist die Umformung eines Verses aus dem Gedicht »Josephine« von Otto Julius Bierbaum (1865-1910): »Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,/Madame, wir wollen spazieren gehn.«

Alfred Brehm

Tierleben

MM 19 1968 S2.jpg
Brehms Thierleben ist ein zoologisches Nachschlagewerk, das durch den Sachbuchautor Alfred Brehm begründet wurde und maßgeblich zur Popularisierung von Wissen seit dem 19. Jahrhundert beitrug.

s.a. Barks Thierleben.

Wilhelm Busch

Klickeradoms!

MM 1956/09, TGDD40
De Fromme Helene, Siebentes Kapitel (Interimistische Zerstreuung).

...

Mienzi kann noch schnell enteilen,

Aber Munzel muss verweilen;

Denn es sitzt an Munzels Kopf

Festgeschmiegt der Sahnetopf.

Blindlings stürzt er sich zur Erd'.

Klacks! - Der Topf ist nichts mehr wert.

Aufs Büfett geht es jetzunder;

Flaschen, Gläser - alles runter!

Sehr in Ängsten sieht man ihn

Aufwärts sausen am Kamin.

Ach! - Die Venus ist perdü -

Klickeradoms! - von Medici!

Weh! Mit einem Satze ist er

Vom Kamine an den Lüster;

Und da geht es Klingelingelings!

Unten liegt das teure Dings.

Schnell sucht Munzel zu entrinnen,

Doch er kann nicht mehr von hinnen.

Dieses war der erste Streich, Doch der zweite folgt sogleich.

Die Wünschelrute ( I ) (1949), MM 5/1952, WDC 109
Max und Moritz (1865). Und mit ſtummen Trauerblick
TGDD 35 (1973) S66.jpg
Kehrt ſie in ihr Haus zurück.
US 11 MM 7 1958 S33 (B).jpg
Dieſes war der erſte Streich

Doch der zweite folgt ſogleich.

Ihrer Taten schwarzes Bild ist vor meinem Blick enthüllt

MM 11 1952 S6
Tobias Knopp

... »Dies« – spricht Debisch – »scheint mir ein Neugeborner Spatz zu sein.

Ei, wie käme dieses dann?!

Kuno, sag ich, sieh mich an!!

Deiner Taten schwarzes Bild

Ist vor meinem Blick enthüllt;

Und nur dieses sage ich:

Pfui, mein Sohn, entferne dich!! –«

wehe wehe

Max und Moritz

...
MM 2 1974 S7
Aber wehe, wehe, wehe!

Wenn ich auf das Ende sehe!!

...

Charles Dickens

Nicholas Nickelby

Nicholas Nickleby (auch: „Nikolas Nickleby“ oder „Nikolaus Nickleby“; englischer Originaltitel: The Life and Adventures of Nicholas Nickleby) ist ein Roman von Charles Dickens aus dem Jahr 1838/1839. Durch den persönlichen Kontakt von Dickens mit dem Verleger George Westermann wurde der Roman sehr zügig von Karl Heinrich Hermes übersetzt und ebenfalls noch 1838–1839 in Braunschweig herausgegeben. Weitere deutsche Übersetzungen stammen von Carl Kolb (1855), Julius Seybt (1898), Gustav Meyrink und Maria von Schweinitz (1966).[1]

Fjodor Dostojewski

Raskolnikow, Edler von Ehrenfels

BL_WDC-08-39 Der russische Rassehund
Der russische Rassehund trägt den Namen einer der Figuren aus "Schuld und Sühne"[9]. Der Roman trug in frühen Übersetzungen gar den Titel "Raskolnoikow".

Arthur Conan Doyle

Der Hund von Baskerville

MM 3 1967 S3ff.jpg
Der Hund von Baskerville (Originaltitel: The Hound of the Baskervilles, in neueren Übersetzungen auch Der Hund der Baskervilles) ist der dritte Roman mit Sherlock Holmes und eine der bekanntesten Detektivgeschichten Arthur Conan Doyles.[2]

Theodor Fontane

Die Poggenpuhls

FC 147 MM 11 1963 S35 (B).jpg
Der kleine Roman – der kürzeste, den Fontane geschrieben hat, und 1895 eines seiner letzten Werke – entwirft ein adliges Gegenbild zum Roman Frau Jenny Treibel, der im bürgerlichen Milieu spielt.

Die Handlung, angesiedelt im Dreikaiserjahr 1888, beschreibt eine Offiziersfamilie, deren Familienoberhaupt gefallen ist und die in einer Mietskaserne wohnt. Ein durchgehendes Motiv ist die finanzielle Kargheit. Sie macht aus dem Plot eine Art soziologischer Studie über den verarmten Offiziersadel in Preußen-Deutschland. Die sympathische Selbstachtung, mit der die Familienmitglieder den ständigen Mangel ertragen, schildert Fontane mit Sinn für unfreiwillige Komik und in mitfühlender Ironie.[3]

Ludwig Ganghofer

Das Schweigen im Walde

MM 40 1961 S31.jpg
Das Schweigen im Walde ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Ludwig Ganghofer, der 1899 veröffentlicht wurde. Die Geschichte um Liebe und Eifersucht spielt in den Tiroler Bergen.[4]

Heinrich Hoffmann

o weh und ach

US 6 MM 40 1958 S11
Der Struwwelpeter / Die Geschichte vom Suppen-Kaspar.

Der Kaspar, der war kerngesund,

Ein dicker Bub und kugelrund,

Er hatte Backen rot und frisch;

Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.

Doch einmal fing er an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am nächsten Tag, — ja sieh nur her!

Da war er schon viel magerer.

Da fing er wieder an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am dritten Tag, o weh und ach!

Wie ist der Kaspar dünn und schwach!

Doch als die Suppe kam herein,

Gleich fing er wieder an zu schrei’n:

„Ich esse keine Suppe! Nein!

Ich esse meine Suppe nicht!

Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“

Am vierten Tage endlich gar

Der Kaspar wie ein Fädchen war.

Er wog vielleicht ein halbes Lot —

Und war am fünften Tage tot.

MOC 4/1 Maharadscha für einen Tag

Ich esse keine Schrotkugeln! Nein, Schrotkugeln esse ich nicht.

↵Nach Heinrich Hoffmann: Der Suppen-Kaspar, aus: Der Struwwelpeter.

Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!

Anton Memminger

Schoflesse

M 42 1977 S10
Schoflesse ist eine Wortschöpfung aus "schofel" (umgangssprachlich abwertend: in empörender, verachtenswürdiger oder ähnlicher Art und Weise böse, minderwertig, niederträchtig, schäbig, in beschämender Weise kleinlich, geizig. Das Wort kommt aus dem Jiddischen bzw. vom Hebräischen שָׁפָל‎ (šāfāl)  ‚niedrig; lumpig, wertlos; gemein‘)[5] und "Noblesse" (veraltet: Bezeichnung für den französischen Adel; vornehme Art, sich zu geben; vornehme Erscheinung)[6]

Der Ausdruck ist in der Literatur nur selten belegt.

  • 1868 schreibt Fanny Rheinberger an ihren Schwager: ... Ein höchst komisches Beispiel prinzlicher Noblesse - eigentlich Schoflesse haben wir unlängst erlebt. ... Allerdings wurde der Brief erst 1983 veröffentlicht (das Fuchs-Zitat stammt von 1977) in Josef Gabriel Rheinberger: Briefe und Dokumente seines Lebens, Prisca Verlag 1983
  • 1895 war Anton Memminger Auslöser einer größeren internationalen Affaire. Ein kleiner Zwischenfall im Kurbad Bad Kissingen wurde von ihm in seiner Zeitung Neue Bayerische Landeszeitung gezielt zur antisemitischen Agitation aufgebauscht. Diese künstlich angefeuerte Situation führte zu weitreichenden diplomatischen Verwicklungen zwischen den USA und dem deutschen Kaiserreich. „Es muß einmal zur reinlichen Scheidung kommen. (…) Die Noblesse fängt ohnehin schon seit Jahren an, unser Weltbad zu meiden, weil sie die jüdische Schoflesse mit ihrer Breitmacherei, Umaßlichkeit, Überhebung und Frechheit anekelt. Es ist nothwendig, daß diese Schoflesse gehörig getroffen und daß ein Exempel statuiert wird, damit die anständigen Deutschen und Ausländer wieder mehr Respekt vor den gutmüthigen Tatschi-Bayern bekommen und unser Weltbad wieder aus dem Verruf, in dem es Stern und Genossen gebracht haben, herauskomme.“[7] Die Wortprägung ist hier also eindeutig antisemitisch gemeint.

Sofern Frau Dr. Fuchs sich diese Wortschöpfung nicht selbst ausgedacht hat, lässt sich nur das Memmingersche Zitat als Quelle annehmen. Die Kombination "Schoflesse der Gesinnung" scheint jedoch tatsächlich eine original Fuchssche Wortschöpfung zu sein. und wird seither auch gerne zitiert.

Conrad Ferdinand Meyer

Hier ist unsres Bleibens nicht

TGDD110 Seemannslos
Das Amulett

9. Kapitel Ich hatte Gasparde auf mein Lager gebettet, wo die Bleiche zu schlummern schien, und stand neben ihr, überlegend was zu tun sei. Sie war unscheinbar wie eine Dienerin gekleidet, wohl in der Absicht mit ihrem Pflegevater zu fliehen. Ich trug die Tracht der Schweizergarde. Ein wilder Schmerz bemächtigte sich meiner über all das frevelhaft vergossene teure und unschuldige Blut. »Fort aus dieser Hölle!« sprach ich halblaut vor mich hin.

»Ja, fort aus dieser Hölle!« wiederholte Gasparde, die Augen öffnend und sich auf dem Lager in die Höhe richtend. »Hier ist unsres Bleibens nicht! Zum ersten nächsten Tore hinaus!«

»Bleibe noch ruhig!« erwiderte ich. »Unterdessen wird es Abend und die Dämmerung erleichtert uns vielleicht das Entrinnen.«

Karl Rode

Wir stehen auf des Gartens Stufen und sind bereit Hurra zu rufen soweit sich's irgend machen lässt.

MM 1976/32 bzw. TGDD97
Das Gedicht wird Karl Rode, einem Oberleutnant zur See der kaiserlichen Marine, zugeschrieben, es entstand als Reaktion auf die Einführung der kaiserlichen Reichsflagge 1871


Wat steigt denn da für’n swatten Qualm am Horizont empor?

Es ist des Kaisers Segelyacht, die stolze ‚Meteor‘!

Der Kaiser steht am Steuerrad, Prinz Heinrich lehnt am Schlot,

und hinten hißt Prinz Adalbert die Flagge ‚Schwarz-Weiß-Rot‘.

Und achtern, tief in der Kombüse,

brät Speck Viktoria Louise.

Ein Volk, dem solche Fürsten stehn’,

da hat es keine Not!

Deutschland kann niemals untergehen,

es lebe ‚Schwarz-Weiß-Rot‘!

So stehn wir an des Thrones Stufen,

und halten ihm in Treue fest,

und sind bereit, hurra zu rufen,

wo es sich irgend machen läßt.

Heinrich Seidel

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

FC 1047 MV 4 1964 S29
Ingenieurslied (1871)

Der am 25. Juni 1842 im Mecklenburgisch-Schwerinischen Perlin geborene Pfarrerssohn Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel[8] war ab 1868 in Berlin als Ingenieur tätig, dort entwarf er unter anderem die damals in Europa einmalige Hallenkonstruktion des Anhalter Bahnhofs mit einer Spannweite von 62,5 Metern. 1880 gab er den Ingenieurberuf auf, lebte als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens. Zu seinem 60. Geburtstag wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen.

Der berühmte Spruch "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" war sein Motto. Er überdauerte die Zeiten in seinem Ingenieurslied. Dr. Erika Fuchs wandelte ihn bei ihrer Arbeit an der deutschen Übersetzung von Walt Disneys Daniel-Düsentrieb-Geschichten zu dem bekannten Ausruf "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör" ab.[9] und verwandte es selbst sehr gerne, z.B.

MM 6/1957 p.6, MM11/1957 p. 9, MM 32/1961 p. 5, MM 48/1958 p. 30

Dem Ingenieur ist nichts zu schwere -

Er lacht und spricht: "Wenn dieses nicht, so geht doch das!"

Er überbrückt die Flüsse und die Meere,

Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß.

Er türmt die Bogen in die Luft,

Er wühlt als Maulwurf in der Gruft,

Kein Hindernis ist ihm zu groß -

Er geht drauf los!

Den Riesen macht er sich zum Knechte,

Dess' wilder Mut, durch Feuersglut aus Wasserflut befreit,

Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte -

Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.

Er fängt den Blitz und schickt ihn fort

Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,

Von Pol zu Pol im Augenblick

Am Eisenstrick!

Was heut' sich regt mit hunderttausend Rädern,

In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht,

Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn,

Und Lasten hebt, ohn' Rasten webt und locht und pocht und sprüht,

Was durch die Länder donnernd saust

Und durch die fernen Meere braust,

Das alles schafft und noch viel mehr

Der Ingenieur!

Die Ingenieure sollen leben!

In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!

Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,

Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht.

Der Arbeit Segen fort und fort,

Ihn breitet aus von Ort zu Ort,

Von Land zu Land, von Meer zu Meer -

Der Ingenieur!

Thekla von Gumpert

Herzblättchens Zeitvertreib

TGDD 152 (1997) S25
Ein ab 1856 vertriebenes Periodikum namesn "Herzblättchens Zeitvertreib. Unterhaltung für kleine Knaben und Mädchen zur Herzenbildung und Entwicklung der Begriffe".

Hugo von Hoffmannsthal

Was ficht dich an

Die Redewendung ist als solche deutlich älter findet aber in von Hoffmannsthals Werk "Jedermann" gleich vier Mal Verwendung[10]:

WDC 65 MM 10 1953 S09
MM 22 1985 S2
Ein Meister seines Fachs, TGDD 25

DICKER VETTER.

Potz Maus, mein Vetter Jedermann,

Wie grüßt Ihr uns, was ficht Euch an?

...

BUHLSCHAFT.

Was ficht dich an, bist du mir krank?

...

BUHLSCHAFT.

Um Christi Willen, was ficht dich an,

Mein Buhle traut, mein lieber Mann,

Ich bin bei dir, sieh doch auf mich,

Dein bin ich heut und ewiglich.

...

MAGERER VETTER.

Potz Velten, Vetter Jedermann,

Habt Ihr leicht die Melancholie?

Wenn nit, was sonsten ficht euch an?

Börries von Münchhausen

Gneugierige Gnichtsnutze kommen und gehen, Gnixen bleiben ewig bestehen

Sumpfgnomen TGDD106
Der Reim ist wohl dem Gedicht "Lederhosen-Saga"[11] entnommen:
Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,

Großvater schoss ihn auf der Pirsch,

Und weil seine Decke so derb und dick,

Stiftete er ein Familienstück.

Nachdem er lange nachgedacht,

Ward eine Hose draus gemacht –

Denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,

Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.

Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,

Eine wundervolle Hose es war!

Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,

Da hatte die Hose gelernt zu stehen,

Steif und mit durchgebeulten Knien

Stand sie abends vor dem Kamin –

Schweiß, Regen, Schnee – ja, mein Bester:

Eine lederne Hose wird immer fester!

Und als mein Vater an die Sechzig kam,

Einen Umbau der Hose er vor sich nahm.

Das Leder freilich war unerschöpft,

Doch die Büffelhornknöpfe warn dünn geknöpft

Wie alte Groschen, wie Scheibchen nur –

Er erwarb eine neue Garnitur.

Und dann allmählich machte das Reiten

Ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten.

An mich in der dritten Generation.

Ein Reiterleben in Niedersachsen –

Die Gaben der Hose warn wieder gewachsen!

Sie saß jetzt zu Pferde, wie aus Guss,

Und hatte wunderbaren Schluss,

Und abends stand sie mit krummen Knien

Wie immer zum Trocknen am Kamin.

Aus Großvaters Tagen herüber klingt

Eine ferne Sage, die sagt und singt,

Die Hose hätte in jungen Tagen

Eine prachtvolle grüne Farbe getragen,

Mein Vater dagegen – ich weiß es genau –

Nannte die Hose immer grau

Seit Neunzehnhundert ist sie zu schaun

Etwa wie guter Tabak: braun!

Besonders der Trab in den hohen Kadenzen

Ist kein Vergnügen für Exzellenzen,

So fiel die Hose durch Dotation

So entwickelte sie, fern jeder engen Geize,

Immer neue Ästhetische Reize

Und wenn mein Ältester einst sie trägt,

Wer weiß, ob sie nicht in Blaue schlägt!

Denn fern im Nebel der Zukunft schon

Seh` ich die Hose an meinem Sohn.

Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt,

Und es ist nicht nötig, dass er sie schont,

Ihr Leder ist ganz unerschöpft

Die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,

Und er stiftet, folgend der Väter Spur,

Eine neue Steinnussgarnitur.

Ja Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,

Hirschlederne Reithosen bleiben bestehen

Ernst Freiherr von Wolzogen

Die Erbschleicherinnen

TGDD 152 (1997) S25
Roman (1895)

Zwei echte Münchener Madeln, und noch dazu aus einer Künstlerfamilie, in das Haus eines Berliner Geheimrats, und noch dazu eines Professors des Kirchenrechtes verschlagen – das kann schon an sich keinen guten Klang geben. Wenn aber der gute schwache Onkel Geheimrat noch dazu mit einer etwas steifen Dame aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiete verheiratet ist, dann muß es Funken stieben. Wolzogen, der lieber lacht als weint, hat dieser gefährlich explosiven Mischung unvereinbarer Elemente im allgemeinen die lustige Seite abgewonnen und führt seine Heldinnen und Helden fast alle zum glücklichen Ziele, zur erfolgreichen Künstlerschaft die eine, zur glücklichen Hochzeit mit dem geliebten Manne die andere. Nur eine muß fort von der fröhlichen Tafel des Lebens, Milka, die radikale Russin, die gleich der armen Semele in allzu heißen Flammen vergeht. Ihre düstere, im besten Sinne tragische Gestalt bildet in scharfem Kontrast die dunkle Folie, von der sich das Licht-Elflein Lizzi um so holder und lieblicher abhebt. [12]

Johann Joachim Winckelmann

Erhabene Einfalt und schlichte Größe

MM 25/1957 p.11
MM 25/1957 p.11
Die Einzelausdrücke "erhabene Einfalt" und "stille Größe" sind bereits im 18. Jahrhundert nachzuweisen. In der Kombination aber eher selten:

Aus: Acta Germanica. Organ für Deutsche Philologie. (Hrsg: Rudolf Henning). Band VII, Heft 1 (1908). Beiträge zur Kenntnis des Sprachgebrauchs im Volksliede des XIV. und XV. Jahrhunderts. Von Karl Hoeber. [13]:

Kellers Gedichte sind denen Schillers innerlich fremd. Sein ganzes Wesen ist unantik — das Wort im Sinn der Klassiker genommen — , er ist nicht betrachtender Ästhet, sondern Kämpfer, sein Ideal ist nicht Schönheit, sondern hinreißende Wirkung, statt erhabener Einfalt und stiller Größe zeigt er sprudelnde Lebhaftigkeit in wirrem Drang. Vor allem sind ihm die antiken Formen fremd. Nicht einmal in den Epigrammen verwendet er das Distichon, das nur in der Spätzeit einmal vorkommt; und wie arm in der Idee, unbeholfen in der begrifflichen Ausdrucksweise stehen seine Epigramme neben denen Schillers!

Eine weitere Erwähnung findet sich in Walter Rehms philologischem Standardwerk "Griechentum und Goethezeit", Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, 1938 (Originalzitat nicht vorhanden, bitte nachtragen).

Besonders bekannt dürften allerdings Johann Joachim Winckelmanns[14] "Kleine Schriften zur Kunst der Antike" sein, die den Titel "Edle Einfalt und stille Größe" trugen und 1909 erschienen:

Für Winckelmann war es die höchste Aufgabe der Kunst, die Schönheit darzustellen. Hierfür fand er die Formel „edle Einfalt und stille Größe“, welche er dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte. Seine Begeisterung für die männlichen Helden- und Götterstatuen der Antike war zugleich ein Ausdruck seiner homosexuellen Neigung, die sich auch in seinen Briefwechseln zeigt.

Winckelmanns auf die Formel „edle Einfalt und stille Größe“ gebrachtes Ideal war prägend für die Bildhauerei bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Autor unbekannt

Dunkel wars, der Mond schien helle

Anfangszeilen des Nonsens-Gedichtes "Verkehrte Welt" (ca. 1875).

Kaum ein deutsches Gedicht ist so widersprüchlich wie "Verkehrte Welt". In dieser Welt ist nichts, wie es scheint und auch der Autor ist unklar. Es stammt vermutlich weder von Christian Morgenstern, noch von Joachim Ringelnatz, James Krüss, Lewis Carroll oder Johann Wolfgang von Goethe.[10]
MM 1 1976 S4
Zunächst eine kurze Chronologie der bisher bekannten Fragmente:

1875: die älteste erste Zeile

1894: die älteste erste Strophe

1898: die ältesten mehrstrophigen Fassungen

Zahllose Varianten und Zusätze existieren, die in Form und Stil aber meist weit von den ersten beiden Strophen entfernt sind. Die folgenden Strophen sind — heute — mehr oder minder kanonisch:

Dunkel war's, der Mond schien helle,

schneebedeckt die grüne Flur,

als ein Wagen blitzesschnelle

langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,

schweigend ins Gespräch vertieft,

als ein totgeschoss'ner Hase

auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und auf einer grünen Bank,

die rot angestrichen war,

saß ein blondgelockter Jüngling

mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm 'ne alte Schrulle,

zählte kaum erst sechzehn Jahr',

in der Hand 'ne Butterstulle,

die mit Schmalz bestrichen war.

Droben auf dem Apfelbaume,

der sehr süße Birnen trug,

hing des Frühlings letzte Pflaume

und an Nüssen noch genug.

Diese Fassung wurde maßgeblich von James Krüss (siehe dort) beeinflusst.[15]