Literaturzitate von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Faust - Der Tragödie erster Teil |
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Schwankende GestaltenFaust - Der Tragödie erster TeilZueignung, Vers 1 Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. | ||||
Worte sind genug gewechseltFaust - Der Tragödie erster TeilVorspiel auf dem Theater, Vers 214↵Director:↵Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Thaten sehn; Indeß ihr Complimente drechselt, Kann etwas nützliches geschehn. | ||||
Ist es Schatten, ist's WirklichkeitFaust - Der Tragödie erster TeilStudirzimmer, Vers 1249↵Während des Osterspaziergangs fällt Faust ein schwarzer Pudel auf. Der Hund bleibt an seiner Seite und Faust nimmt ihn mit nach Hause in sein Studierzimmer. Dort verhält sich das Tier seltsam. Faust ist verunsichert. Dann verwandelt es sich vor seinen Augen in Mephistopheles. ↵Ungern heb ich das Gastrecht auf, Die Thür’ ist offen, hast freyen Lauf. Aber was muß ich sehen! Kann das natürlich geschehen? Ist es Schatten? Ist’s Wirklichkeit? | ||||
Das also ist des Pudels KernFaust - Der Tragödie erster TeilStudirzimmer., Vers 1323↵Während des Osterspaziergangs fällt Faust ein schwarzer Pudel auf. Der Hund bleibt an seiner Seite und Faust nimmt ihn mit nach Hause in sein Studierzimmer. Dort verhält sich das Tier seltsam. Faust ist verunsichert. Dann verwandelt es sich vor seinen Augen in Mephistopheles. Erstaunt stellt Faust fest: »Das also war des Pudels Kern.« | ||||
was man schwarz auf weiß besitztFaust - Der Tragödie erster TeilStudirzimmer. Vers 1966↵Schüler:↵Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen! Ich denke mir wie viel es nützt;↵Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,↵Kann man getrost nach Hause tragen. | ||||
Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie fünfhundert SäuenFaust - Der Tragödie erster Teil Auerbachs Keller, Vers 2294 Mephistopheles (mit seltsamen Gebärden): Trauben trägt der Weinstock! Hörner der Ziegenbock; Der Wein ist saftig, Holz die Reben,Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.Ein tiefer Blick in die Natur! Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt! Alle (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft): O schöner Brunnen, der uns fließt! Mephistopheles Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt! (Sie trinken wiederholt) Alle (singen). Uns ist ganz kannibalisch wohl, Als wie fünfhundert Säuen! | ||||
Nach Golde drängt, am Golde hängt doch allesFaust - Der Tragödie erster TeilAbend. Vers 2803 Margarete. Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel. Wenn nur die Ohrring’ meine wären! Man sieht doch gleich ganz anders drein. Was hilft euch Schönheit, junges Blut? Das ist wohl alles schön und gut, Allein man läßt’s auch alles seyn;↵Man lobt euch halb mit Erbarmen.↵Nach Golde drängt, Am Golde hängt Doch alles. Ach wir Armen! | ||||
Name ist Schall und RauchFaust - Der Tragödie erster TeilMarthens Garten. Vers 3456 Faust:Ich habe keinen Nahmen Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsgluth. | ||||
Sieh die Funkenwürmer fliegen in geballten SchwärmezügenFaust - Der Tragödie erster TeilHarzgebirg Vers 3903Faust, Mephistopheles, Irrlicht im Wechselgesang:↵Uhu! Schuhu! tönt es näher,Kauz und Kiebitz und der Häher↵Sind sie alle wach geblieben? Sind das Molche durchs Gesträuche? Lange Beine, dicke Bäuche. Und die Wurzeln, wie die Schlangen,↵Winden sich aus Fels und Sande;↵Strecken wunderliche Bande, Uns zu schrecken, uns zu fangen; Aus belebten, derben Masern Strecken sie Polypenfasern↵Nach dem Wandrer. Und die Mäus↵Tausendfärbig, schaarenweise, Durch das Moos und durch die Heide! Und die Funkenwürmer fliegen, Mit gedrängten Schwärme-Zügen,↵Zum verwirrenden Geleite. | ||||
Das leuchtet und sprüht und flackert und brenntFaust - Der Tragödie erster TeilHarzgebirg Vers 4218↵Mephistopheles. Das drängt und stößt, das ruscht und klappert! Das zischt und quirlt, das zieht und plappert! Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt! Ein wahres Hexenelement! | ||||
Heinrich mir graut vor DirFaust - Der Tragödie erster TeilKerker. Vers 4610↵Margarete.↵Dein bin ich, Vater! Rette mich! Ihr Engel! Ihr heiligen Schaaren, Lagert euch umher, mich zu bewahren. Heinrich! Mir graut’s vor dir. Mephistopheles. Sie ist gerichtet! | ||||
Faust - Der Tragödie zweiter Teil | ||||
und find ich auch das Seltsamste beisammenFaust - Faust - Der Tragödie zweiter TeilClassische Walpurgisnacht, Vers 7078 Faust, Mephistoles und Homunculus Faust: Ich fühlte gleich den Boden wo ich stand. Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte, So steh’ ich, ein Antäus an Gemüthe. Und find’ ich hier das Seltsamste beisammen, Durchforsch’ ich ernst dieß Labyrinth der Flammen. (Entfernt sich.) | ||||
Selbst ist der Mann!Faust - Der Tragödie zweiter TeilAuf dem Vorgebirg, Vers 10467 Kaiser: Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron begehrt Persönlich sey er solcher Ehren werth. Sey das Gespenst, das gegen uns erstanden, Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen, Des Heeres Herzog, Lehnsherr unsrer Großen, Mit eigner Faust in’s Todtenreich gestoßen! | ||||
Weitere Werke | ||||
Luft, Luft, Clavigo!Clavigo, 4. AktEs sind die letzten Worte der sterbenden Marie Beaumarchais, die den erneuten Treuebruch Clavigos nicht überlebt. Die ganze Zeile gegen Ende des 4. Aktes (Guilberts Wohnung) lautet: »Ach! Luft! Luft! (fällt zurück) Clavigo!« | ||||
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübtEgmont, 3. Aufzug, 2. Szene.Ein sehr kurzes Gedicht vom Dichterfürsten Goethe, dessen "Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt" sprichwörtlich wurde. Die Verse ("Klärchens Lied") stammen aber aus dem Trauerspiel "Egmont": ↵"Klärchens Lied" Freudvoll Und leidvoll, Gedankenvoll sein, Hangen Und bangen In schwebender Pein, Himmelhoch jauchzend, Zum Tode betrübt – Glücklich allein Ist die Seele, die liebt. | ||||
Wie herrlich leuchtet mir die NaturMailied Wie herrlich leuchtet mir die Natur Wie glänzt die Sonne Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten aus jedem Zweig Und tausend Stimmen aus dem GesträuchUnd Freud und Wonne aus jeder BrustO Erd, o Sonne! O Glück, o Lust! O Lieb, o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken auf jenen Höhn Du segnest herrlich das frische Feld Im Blütendampfe die volle Welt O Mädchen, Mädchen wie lieb ich dich Wie blickt dein Auge, wie liebst du mich So liebt die Lerche Gesang und Luft Und Morgenblumen den Himmelsduft Wie ich dich liebe mit warmem Blut Die du mir Jugend und Freud und Mut Zu neuen Liedern und Tänzen gibst Sei ewig glücklich wie du mich liebst | ||||
Der FischerDas Wasser rauscht', das Wasser schwoll,Ein Fischer saß daran,Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht,Teilt sich die Flut empor:Aus dem bewegten Wasser rauschtEin feuchtes Weib hervor.Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: »Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todesglut? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter, wie du bist, Und würdest erst gesund. Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer? Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ew'gen Tau?« Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,Netzt' ihm den nackten Fuß;Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll Wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um ihn geschehn; Halb zog sie ihn, halb sank er hin Und ward nicht mehr gesehn. | ||||
In die Ecke Besen, Besen! Sei's gewesenDer Zauberlehrling
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Gesang der Geister über den Wassern
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Lauf der WeltHanswursts Hochzeit Oder Der Lauf der Welt – Ein mikrokosmisches Drama.Ist der Titel einer unvollendeten Farce des Dichterfürsten. | ||||
Herz, was begehrst du mehrScherz, List und Rache (Singspiel)↵Die meisten Menschen kommen mir Wie große Kinder vor, Die auf den Markt mit wenig Pfennigen Begierig eilen. So lang' die Tasche noch Das bißchen Geld verwahrt, Ach da ist alles ihre, Zuckerwerk und andre Näschereien, Die bunten Bilder und das Steckenpferdchen, Die Trommel und die Geige! Herz, was begehrst du? Und das Herz ist unersättlich! Es sperrt die Augen ganz gewaltig auf. Doch ist für eine dieser sieben Sachen Die Baarschaft erst vertändelt, Dann Adieu, ihr schönen Wünsche, Ihr Hoffnungen, Begierden! Lebt wohl! In einen armen Pfefferkuchen Seid ihr gekrochen; Kind, geh' nach Hause! Nein, nein! so soll mir’s niemals werden. So lang ich dich besitze, Seyd ihr mein, Ihr Schäze dieser Erde! Was an Besitzthum Irgend einen Reichen Erfreuen kann, Das seh ich alles, Und kann fröhlich rufen: Herz, was begehrest du? | ||||
Kurz und gutSollt’ ich mich denn so ganz an sie gewöhnen?Das wäre mir zuletzt doch reine Plage. Darum versuch’ ich’s gleich am heut’gen Tage Und nahe nicht dem vielgewohnten Schönen. Wie aber mag ich dich, mein Herz, versöhnen, Daß ich im wicht’gen Fall dich nicht befrage? Wohlan! Komm’ her! Wir äußern unsre Klage In liebevollen, traurig heitern Tönen. Siehst du, es geht! Des Dichters Wink gewärtig, Melodisch klingt die durchgespielte Leier, Ein Liebesopfer traulich darzubringen. Du denkst es kaum, und sieh! das Lied ist fertig; Allein was nun? — Ich dächt’, im ersten Feuer Wir eilten hin, es vor ihr selbst zu singen. | ||||
Trüber Gast auf der dunklen ErdeSelige SehnsuchtSagt es niemand, nur den Weisen,Weil die Menge gleich verhöhnet, Das Lebend’ge will ich preisen, Das nach Flammentod sich sehnet. In der Liebesnächte Kühlung, Die dich zeugte, wo du zeugtest, Überfällt dich fremde Fühlung, Wenn die stille Kerze leuchtet. Nicht mehr bleibest du umfangen In der Finsternis Beschattung, Und dich reißet neu Verlangen Auf zu höherer Begattung. Keine Ferne macht dich schwierig, Kommst geflogen und gebannt, Und zuletzt, des Lichts begierig, Bist du Schmetterling verbrannt. Und so lang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. | ||||
Was man in der Jugend wünscht (nicht hat),hat man im Alter die FülleAus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, 2. Teil | ||||
Ach, ich bin des Treibens müdeWanderers NachtliedDer du von dem Himmel bist,Alle Freud und Schmerzen stillest,Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest; Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all die Qual und Lust? Süßer Friede, Komm, ach komm in meine Brust! | ||||
Wie Du mir, so ich Dir. | ||||
Kommt Zeit, kommt RatWer will denn alles gleich ergründen!Kommt Zeit, kommt Rat Wer will denn alles gleich ergründen! Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden. Hier hilft nun weiter kein Bemüh’n! Sind Rosen, nun, sie werden blüh’n. | ||||
..steckt voller Merkwürdigkeiten"Franckfurt stickt voller Merkwürdigkeiten" soll Goethe über seine Heimatstadt gesagt haben. | ||||
Komm den Frauen sanft entgegen.Geh den Weibern zart entgegen,du gewinnst sie, auf mein Wort. Und wer rasch ist und verwegen, kommt vielleicht noch besser fort. Doch wem wenig dran gelegen scheinet, ob er reizt und rührt, der beleidigt, der verführt. Quelle: Goethe, J. W., Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827, Lieder, Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel: Der Erfahrne | ||||
Bei Beschädigungen zeigt sich der MeisterDie Füchsin hat das Originalzitat hier in urkomischer Weise verändert.Aus einem Sonett:↵In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,↵Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben | ||||
RattenfängerliedDer Rattenfänger. Ich bin der wohlbekannte Sänger, Der viel gereiste Rattenfänger, Den diese altberühmte Stadt Gewiß besonders nöthig hat. Und wären’s Ratten noch so viele, Und wären Wieseln mit im Spiele;Von allen säubr’ ich diesen Ort,Sie müssen mit einander fort.
Dann ist der gutgelaunte Sänger Mitunter auch ein Kinderfänger, Der selbst die wildesten bezwingt, Wenn er die goldnen Mährchen singt. Und wären Knaben noch so trutzig, Und wären Mädchen noch so stutzig, In meine Saiten greif’ ich ein, Sie müssen alle hinter drein.
Dann ist der vielgewandte Sänger Gelegentlich ein Mädchenfänger; In keinem Städtchen langt er an, Wo er’s nicht mancher angethan. Und wären Mädchen noch so blöde, Und wären Weiber noch so spröde: Doch allen wird so liebebang Bey Zaubersaiten und Gesang. (Von Anfang.) |